Kommentar, Top-Story: 11.08.2001

Es ist mal wieder Messeduell

In fünf Wochen beginnt die IBC2001, die sich mit dem Untertitel »The World“s Electronic Media Event« schmückt und dadurch relativ breit aufstellt. Die »International Broadcast Convention« wirbt zudem damit, dass sie sich mit den Aspekten Produktion, Management und Distribution befasst. Tatsächlich steht mit der IBC auch im Jahr 2001 ein umfangreiches Programm aus Vorträgen, Workshops und einer großen Ausstellung an, das im Amsterdamer Messezentrum stattfindet.

An den zahlreichen Begriffen und Umschreibungen aus dem ersten Abschnitt dieses Newsletters, mit denen selbst die gut etablierte IBC versucht, sich klare Konturen zu geben, lässt sich eines ablesen: Es ist für einen Messeveranstalter gar nicht so einfach, klar zu machen, wen eine bestimmten Messe ansprechen soll. Die Gratwanderung zwischen Profil und gleichzeitiger Offenheit für neue Marktentwicklungen ist ein schwieriges Geschäft.

Die IBC ist dabei von dieser Problematik sicher weniger betroffen, weil es diese Messe schon seit vielen Jahren gibt: Die meisten Besucher kennen den Rahmen, wissen schon vorher, was sie in etwa erwartet und wie es abläuft.

Anders sieht es bei den Newcomern unter den Messen aus. Vor einigen Wochen beschäftigte sich dieser Newsletter mit der fürs kommende Jahr geplanten Messe »Digital Behaviour«, einer Art Siggraph-Pendant, das vom 4. bis 8. Juni 2002 in Köln stattfinden soll und im Juni einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Diesen Vorstoß eines anderen Messeveranstalters auf heimischem Boden will die KölnMesse aber offenbar nicht einfach hinnehmen. Jetzt versucht die KölnMesse mit dem Relaunch der eigenen Messe Mediavision gegenzuhalten.

Die Mediavision war bisher Bestandteil eines ziemlich undurchschaubaren Konglomerats verschiedener zeitgleich in Köln stattfindender Veranstaltungen zum Thema Medien. Dessen höherer Zweck blieb weitgehend unklar. Gemeinsamer Nenner der zumeist schlecht besuchten Teilveranstaltungen war es wohl, Köln und Nordrhein-Westfalen als wichtigen Medienstandort darzustellen. Das Konzept der Veranstaltung ging jedoch nicht auf – Mediavision, Medienforum, Mecon und wie sie alle heißen, griffen nicht ineinander und konnten das Image einer vom Regionalcharakter dominierten Veranstaltung nicht ablegen.

Nun also soll die Mediavision »mit eigenständigem Profil und internationaler Ausrichtung« ausgebaut werden, und zwar zur »Business-to-Business-Plattform für Digitale Medienproduktion, Broadcast und Film in Europa«, soweit die Eigendarstellung. Die Veranstalter greifen in einem aktuell verschickten Prospekt voll in die Kiste der gängigen Worthülsen und zeichnen ein verschwommenes Bild einer Welt der Medien, die sich den Vermarktern dieses Events offenbar selbst nicht erschließt: Film, Internet, Games, Fernsehen und alles, was damit irgendwie zusammenhängt, wird in einen Topf geworfen. Die Messemacher wollen eine Spange um Bereiche spannen, die trotz Konvergenz-Visionen in der Praxis einfach nicht zusammengehen.

»Es ist an der Zeit, eine Veranstaltung zu schaffen, die konsequent die Bedürfnisse des europäischen Marktes beleuchtet und dem Selbstverständnis der europäischen Produktionsszene Rechnung trägt.« Damit ist im Mediavision-Cologne-2002-Prospekt ein hoher Anspruch formuliert, dem zu genügen die Messegesellschaft fordern wird. Schließlich ließ es die KölnMesse ohne große Gegenwehr geschehen, dass ein Großteil der professionellen Film- und Videotechnik-Anbieter der Photokina den Rücken kehrte. Das bisherige Konzept der Mediavision und ihrer Begleiter ist ganz offenbar auch aus Sicht des Veranstalters gescheitert, denn sonst bedürfte es keines Relaunches. Nun ja: Aller guten Dinge sind drei, und letztlich ist auch völlig unklar, ob der amerikanische Veranstalter Reed Exhibition Companies mit der »Digital Behaviour« gegen die Kölner Hausmacht ankommen kann.

Klar ist dagegen: Erfolgreich sind Messen, die möglichst gut auf ihren Markt und ihre Branche zugeschnitten sind. Was zählt, sind überzeugende Konzepte, die gemeinsam mit den Marktteilnehmern, also Herstellern, Händlern und Anwendern entwickelt und sauber umgesetzt werden. Messen sind in erster Linie fürs Business da, nicht für die Medien- oder Standortpolitik. Mit diesen einfachen Regeln im Hinterkopf, kann die Redaktion von www.film-tv-video.de eine klare Prognose wagen. Aus heutiger Sicht spricht alles dafür, dass es im Herbst 2002 einen klaren Gewinner im Gerangel darum gibt, wer als europäische Leitmesse der Branche gilt: die IBC2002. Sie werden sehen.