Investition: 28.12.2002

NDR investiert in Sonys News-Base-System

Bereits ab Februar 2003 sollen mit dem Sony-News-System die Sendungen »ARD aktuell« und »Tagesschau« produziert werden.

Nach der Formatentscheidung des NDR für Sony MPEG-IMX im vergangenen Jahr (siehe Meldung dazu) setzt der Sender mit der Investition in Sonys News-System seine Digitalisierungsstrategie auf Basis des IMX-Formats fort. Dazu Gerd Grunwald, Produktionsdirektor beim NDR: »Die Vorteile des Systems liegen im redaktionellen Ablauf sowie in einem schrittweisen Übergang zu einem IT-basierten Produktions- und Sendeumfeld«.

Die Entscheidung des NDR hat deshalb Signalwirkung, weil der Sender unter anderem auch aus Gründen der Betriebssicherheit bislang eher konservativ agierte, wenn es um den News-Bereich ging. So setzte der NDR zu einem Zeitpunkt auf bandgestützte News-Abwicklung mit Digital Betacam, als andere schon zu Server-Technologien wechselten und damit teilweise auch bittere Erfahrungen sammeln mussten. Nun hat auch aus der Sicht von Gerd Grunwald, der die bisherige Linie des NDR auch stets gern mit kernigen Aussagen vertrat, die Server- und IT-technik weit genug entwickelt um den Umstieg zu wagen.

Konkret wird die Konfiguration des NDR-Systems neben einem zentralen Server mit einer Speicherkapazität von 92 Stunden IMX-Material aus zwei nonlinearen Schnittsystemen des Types DNE-2000 sowie aus 90 ClipEdit-Clients bestehen. Weiter soll das Redaktionssystem Open Media von Dalet ANN in News Base integriert werden (Mehr Infos über Open Media: hier klicken).

Wichtige Kriterien für die Systementscheidung waren offenbar die Flexibilität des Systems, wie auch die Anpassungsmöglichkeiten an bestehende Arbeitsabläufe. So ist es im gesamten ARD-Aktuell-Bereich, wie auch beim ARD-News-Flaggschiff »Tagesschau« üblich, dass viele einzelne Beiträge aufeinander abgestimmt werden müssen. Häufig sind auch kurz vor der Sendung noch Korrekturen oder Änderungen notwendig, es können jederzeit vorher nicht geplante Live-Schaltungen den Sendeablaufplan durcheinander bringen. Dadurch müssen auch häufig sehr kurzfristig neue Inserts, Grafiken oder Animationen eingefügt werden.

Angesichts dieser Anforderungen hätten das News Base System und insbesondere die ClipEdit-Software überzeugt, war vom NDR zu hören. So sei es den Redakteuren dank ClipEdit künftig möglich, direkt von ihren PC-Arbeitsplätzen in Vorschauqualität auf eingehendes oder bereits gespeichertes Material auf dem Zentral-Server zuzugreifen. Im Rahmen der Umstellung sollen 90 Arbeitsplätze mit ClipEdit ausgerüstet werden.

Ist das System installiert, soll die Kommunikation nach dem Willen des NDR weg vom Papier hin zum Desktop-Arbeitsplatz verlagert werden. Redakteure sollen also Änderungen direkt ins System eingeben und via PC mit anderen Stellen innerhalb des Produktionsablaufs kommunizieren. Bisher wird immer noch sehr viel davon mit Laufzetteln und Mitteilungen auf Papier ausgeführt. Wichtiger Aspekt bei der Verlagerung zur PC-gestützten Kommunikation: Dank der jeweils enthaltenen Metadaten sollen Änderungen auch kurz vor Sendung noch vergleichsweise einfach zu realisieren sein. Die Metadaten sollen innerhalb des NDR-Systems automatisch dafür sorgen, Änderungen an alle beteiligten System-Komponenten weiter zu geben.

Sony hebt hervor, dass für die Entscheidung des NDR auch die Zuverlässigkeit und Stabilität des Systems wichtig gewesen sei. Die Sendetechniker hätten sich aus diesem Grund bei zahlreichen Referenz-Applikationen in England, Portugal und der Schweiz von der Funktionalität des Systems überzeugt.

Für die Zukunft erhofft sich der NDR neben dem besseren Workflow und der größeren Flexibilität des Systems auch eine höhere Effektivität: Das Aufzeichnen, Sichten und Bearbeiten der Beiträge durch die Journalisten und auch das Ausspielen sollen erheblich beschleunigt werden. Hierbei wird der Sender Sonys Multiprot-Server-Technologie einsetzen. Weiter wird der NDR mit Sony eine Kooperation eingehen, um aktiv an den Entwicklungen bei Sony mitzuarbeiten. Dazu Dittmar Stretz von der Abteilung System Fernsehen: »Entscheidend ist in diesem Zusammenhang, dass Sony für diese Anwender-Hersteller-Zusammenarbeit auch ein hohes Maß an technischer Offenheit zugesagt hat, wodurch zukünftige Integrations- und Vernetzungsanforderungen optimal gelöst werden können.«