Branche: 13.03.2009

ProSieben dreht Action-Thriller in neuer Bavaria-Flugzeug-Kulisse

Bavaria Film hat als neue, ständige Drehkulisse ein komplett bespielbares, authentisches, aber für Filmaufnahmen optimiertes Modell eines Linienflugzeugs aufgebaut. Als erste Produktion wird dort ein Action-Thriller für ProSieben mit dem Arbeitstitel »Faktor 8« gedreht.

»Faktor 8« ist ein »Tödlicher Virus an Bord«-Film, den die Filmproduktion Wiedemann & Berg in den Bavaria-Studios dreht. Rund drei Wochen wird dafür bis Mitte April im Studio 3 auf dem Filmgelände in Geiselgasteig die neueste Kulisse der Bavaria Studios genutzt: das 30 m lange, voll bespielbare Innenleben eines Linienflugzeugs, das aus Originalteilen aufgebaut wurde und authentische Aufnahmen erlaubt, aber eben für Filmzwecke optimiert ist. In dieser Optimierung liegen auch die Besonderheiten der neuen Bavaria-Kulisse.

Modulares Flugzeug für Filmaufnahmen

Die Kulissenbauer der Bavaria entschieden sich, nicht einfach ein abgewracktes Flugzeug ins Studio zu schaffen, sondern eine modulare Kulisse zu bauen, die komplett mit Originalteilen bestückt ist, aber schnellen Umbau und somit flexible Nutzung ermöglicht. Außerdem wurden für den Zuschauer nicht realisierbare Änderungen vorgenommen, die aber das Drehen deutlich vereinfachen und beschleunigen: So wurden etwa die Leseleuchten auf höhere Lichtleistung gebracht und die indirekte Beleuchtung mit Neonröhren bietet ebenfalls eine höhere Lichtleistung sowie feinere Dimmbarkeit von vier Röhrensträngen und ein für Film- und Videoaufnahmen optimiertes Licht mit gleichmäßigerem Spektrum.

Die Flugzeugkulisse besteht aus einzelnen Modulen, die jeweils 6 m breit, 2,11 m lang und 2,9 m hoch sind (Außenmaße). Das erlaubt den relativ problemlosen Transport der Module — etwa auch an andere Drehorte — und gibt Flexibilität in der Zusammenstellung. Zu den Modulen gehören Sitzreihen der Business- und Economy-Klasse, aber auch drei typische Flugzeug-Pantryküchen, eine davon mit Grundfunktionalität. Auch eine voll funktionsfähige und bespielbare, sowie drei weitere, bespielbare Toiletten gibt es. Bei den einzelnen Modulen lassen sich bei Bedarf innerhalb von 10 bis 15 Minuten die Decken- und Fenstersegmente entnehmen, um Raum für zusätzliches Licht- oder Kamera-Equipment zu schaffen und weitere, ungewöhnliche Kameraperspektiven zu ermöglichen.

Flexibilität besteht auch im gewünschten Flugzeugtyp: Es können sowohl Interieur und Bestuhlung eines Kurzstreckenfliegers dargestellt werden, wie auch die üblichen Verhältnisse in einem Langstreckenjet.

Rund eine halbe Million Euro hat die Kulisse gekostet, die Hälfte davon ging für die Beschaffung der Ausstattung drauf: Die Inneneinrichtung der Kulisse ist früher tatsächlich geflogen, sie stammt teilweise aus einem koreanischen Linienflugzeug und teilweise aus einer früheren Lauda-Air-Maschine.

Das mit dem restlichen Flugzeug kombiniert, aber auch abgesetzt in einem Greenscreen-Set nutzbare Cockpit ist mit authentischem, funktionsfähigem Equipment aus einem Flugsimulator bestückt.

Nachfrage im Markt vorhanden

Bei der Bavaria gingen nach Firmenangaben immer wieder Anfragen nach einer Flugzeugkulisse ein, die das Unternehmen schließlich bewogen, aktiv zu werden und eine Dauerkulisse zu bauen, die mehr bietet, als nur ein, zwei Sitzreihen. Die »große Lösung« mit einem variablen, modularen Aufbau erforderte war eine relativ hohe Investition, ist aber laut Bavaria in Europa einzigartig, so dass es realistisch erscheint, die mindestens zwei größeren Produktionen pro Jahr abwickeln zu können, die das Projekt laut Michael Klee, dem Geschäftsführer der Bavaria Film- und Fernsehstudios, wirtschaftlich machen.

Die gestiegene Nachfrage nach einer Flugzeugkulisse erklären die Bavaria-Verantwortlichen auch mit den seit den Flugzeuganschlägen vom 11. 9. 2001 gestiegenen Sicherheitsvorkehrungen in Flugzeugen und Flughäfen, die das Drehen an Originalmotiven erschweren und verteuern. Außerdem erlaube die Kulisse wesentlich effektiveres Drehen und biete viel höhere Flexibilität als ein Originalflugzeug.

Zu den Mietkosten für die neue Kulisse mochten sich die Verantwortlichen nicht äußern.