Unternehmen: 25.01.2010

Wige in Bedrängnis

Die Wige Media AG ist in finanzielle Bedrängnis geraten: Der Vorstand bittet wegen eines Liquiditätsengpasses die Gläubiger des Unternehmens um einen Forderungsverzicht von 30 % und eine Stundung von 50 % der fälligen Zahlungen bis Ende April.

Bei Wige wurde in den vergangenen Monaten der Vorstand umgebaut: Joerg Maukisch verließ das Unternehmen, Peter Geishecker übergab den Vorstandsvorsitz an Stefan Eishold, unter dessen Führung nun ein Sanierungskonzept umgesetzt werden soll. Geishecker soll aber weiterhin Vorstandsmitglied bleiben und als COO seine langjährige Erfahrung in den Dienst der Gesellschaft stellen.

Eishold ist seit 1. Oktober als Vorstandsvorsitzender und als CFO für den Bereich Finanzen verantwortlich. Der Harvard-Absolvent Stefan Eishold war im Lauf seiner Karriere bei der Metallgesellschaft AG, der Metro AG und bei der MME Moviement AG tätig und ist seit 2005 Vorstand der Arcus Capital AG.

Nach dem Führungswechsel gab Wige im November 2009 dann bekannt, dass in den ersten neun Monaten 2009 der Umsatz der Gruppe um rund 20 Prozent auf 24,6 Millionen Euro gesunken war. »Trotz einer überproportionalen Senkung der Materialkosten konnten die Personalaufwendungen und die sonstigen betrieblichen Aufwendungen nicht schnell genug an das schwächere Umsatzniveau angepasst werden. (…) Die liquiden Mittel beliefen sich zum Bilanzstichtag auf 0,5 Millionen Euro, nach 0,3 Millionen zum 31. Dezember 2008«, heißt es in einer Pressemitteilung hierzu.

Nun soll ein Sanierungskonzept umgesetzt werden: Abbau der Holding-Kosten, Zentralisierung klassischer Verwaltungsaufgaben und deutliche Headcount-Reduzierungen sind dabei die wesentlichen Punkte. Der eventuelle Verkauf unprofitabler Geschäftseinheiten und Tochtergesellschaften wird nach Firmenangaben ebenfalls erwogen. Klarheit soll eine Neugliederung bringen: Die bisherigen drei operativen Segmente Television, Communication und Event sollen in fünf klar voneinander getrennte operative Bereiche Performance, Event, Redaktion, TV-Vermarktung und Außenübertragung eingeteilt werden.

Anfang Dezember 2009 gab die Wige Media AG dann mit einer Ad-hoc-Meldung bekannt, dass ein Verlust von mehr als der Hälfte des Grundkapitals (6 Millionen Euro) eingetreten sei. Der Vorstand berief daraufhin eine außerordentliche Hauptversammlung ein. Dort soll laut Wige-Bekanntmachung das »Grundkapital der Gesellschaft im Wege der vereinfachten Kapitalherabsetzung durch Zusammenlegung von Aktien im Verhältnis 6:1 auf ein Sechstel herabgesetzt werden.«

In diesen Tagen erhielten nun die Gläubiger und Lieferanten von Wige von einer Anwaltskanzlei ein Schreiben, in dem der Vorstand wegen eines Liquiditätsengpasses die Gläubiger des Unternehmens um einen Forderungsverzicht von 30 % und eine Stundung von 50 % der fälligen Zahlungen bis Ende April bittet. Den Gläubigern wird eine Frist bis zum 5. Februar 2010 gesetzt, sich zu diesem Vorschlag zu äußern — und sie werden gebeten, keine gerichtlichen Verfahren einzuleiten. Wörtlich heißt es im Schreiben der Kanzlei: »Jedoch ist im Hinblick auf die mögliche Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage unserer Mandantin die angebotene Lösung eine solche, welche weit über zu erwartenden Quoten liegt, sofern das Entgegenkommen der Gläubiger verweigert würde.« Sprich: Sollte es zu einer Insolvenz kommen, müssen die Gläubiger mit weniger Geld rechnen, als ihnen Wige jetzt anbietet.

Brancheninsider vermuten, dass sich Wige auch im Fall des Gelingens der Sanierung aus dem derzeit defizitären Ü-Wagengeschäft zurückziehen, das dort vorhandene Anlagevermögen verkaufen und nur die anderen Bereiche fortführen könnte.