Editorial, Kommentar, Top-Story: 08.12.2013

Wer den Schaden hat …

Wenn man mit Spott in eigener Sache konfrontiert ist, dann ist das in manchen Fällen leicht zu verschmerzen: Etwa wenn der Schaden gering ist, man seine eigene Dummheit erkennt und darüber lachen kann. Oder wenn man so fest an den langfristigen Erfolg seiner Sache glaubt, dass man den anfänglichen Spott leicht ertragen und sich darauf freuen oder zumindest hoffen kann, als Letzter zu lachen. Auch wenn man aus seinem Missgeschick etwas lernt und langfristig vielleicht sogar davon profitiert, fällt es leichter, mit Spott umzugehen.

 

Es gibt aber auch Fälle, da tut man sich schwerer. Nehmen wir mal an, Sie hätten unter hohem persönlichem Einsatz einen Film produziert, der für Sie auch eine Herzensangelegenheit ist. Dass es Leute gibt, die diesen Film blöd oder schlecht finden werden, ist von vornherein klar. Dass es Leute gibt, die diesen Film zwar sehen, aber nichts dafür bezahlen wollen und ihn deshalb illegal kopieren, downloaden oder sich sonstwie kostenlosen Zugang verschaffen, ist leider auch normal. An hanebüchene Erklärungen dafür, weshalb diese Form von Diebstahl gar nicht schlimm sei, hat man sich auch schon gewöhnen müssen. Wenn aber dann noch Spott darüber hinzukommt, dass man eben einfach zu blöd sei, sich eine vernünftige Refinanzierung zu überlegen, oder man halt ein veraltetes Business-Modell verfolge, dann kann einem das schon bitter aufstoßen.

Oder nehmen wir mal an, Sie machen sich viel Arbeit damit, Informationen zu sammeln, verständlich aufzubereiten und diese anzubieten. Alles steht für die Nutzer kostenlos online zur Verfügung, aber sie wollen Ihren Lesern auch noch eine bequemere Variante bieten und versammeln die Artikel, die ein bestimmtes Thema umfassen, in einem Sonderheft, das Sie gedruckt oder als PDF für wenig Geld zum Kauf anbieten.

Natürlich gibt es selbst dann Leute, die das Heft bestellen und das PDF runterladen, aber nicht bezahlen. Damit haben Sie gerechnet. Wenn man aber von Leuten, die sich nicht schämen, einen zu bestehlen, dann auch noch mit Spott und Häme eingedeckt wird und diese geistig verwahrlosten Kreaturen sich darüber lustig machen, dass der Diebstahl so leicht war, kommt natürlich auch hier das Thema Bitternis zum Tragen.

Selbstverständlich gilt auch in diesem Fall: If you can’t stand the heat, stay out of the kitchen. Und ja: Dünnhäutigkeit ist meistens keine gute Voraussetzung für ein erfolgreiches Geschäftsleben. Wenn man aber im Kampf gegen die Dünnhäutigkeit jegliche Sensibilität verlöre, wäre das sicher auch kein erstrebenswerter Zustand.

Vielleicht liegt es ja an der Vorweihnachtszeit und einer gewissen Urlaubsreife: Aber manchmal wünschen wir uns einfach nur ein bisschen mehr Anstand und Aufrichtigkeit — auch im Geschäftsleben. Also, liebes Christkind, lieber Weihnachtsmann, lieber großer Kürbis — oder an wen oder was auch immer Sie glauben — wir haben unseren frommen Wunsch damit schon mal vorgebracht. Wenn er wenigstens teilweise in Erfüllung geht, freuen wir uns.

Sie werden sehen.