Branche, Sport: 30.08.2017

Nächste Runde im Kampf um Constantin

Im Machtkampf bei Constantin Medien konnte der Großaktionär Bernhard Burgener in der jüngsten Runde Oberhand gewinnen.

Constantin Medien AG, Logo
Eine neue Führung soll es bei Constantin nun richten.

Vom Ausgang des Machtkampfs beim verschachtelten Medienkonzern Constantin Medien erwarten viele in der Branche Impulse und Auswirkungen, die weit über das Unternehmen selbst hinausgehen könnten — in positiver, wie in negativer Richtung. Deshalb findet das Gerangel der beiden Großaktionäre Dieter Hahn und Bernhard Burgener sehr viel Beachtung, auch außerhalb der konkret beteiligten Unternehmen und der Aktionärsgruppen.

Olaf Schröder, Sport1, Porträt
Olaf Schröder ist neuer Constantin-Chef.

Mit den aktuell erfolgten Rücktritten von Vorstandschef Fred Kogel, Aufsichtsratschef Hahn, sowie aller anderen Aufsichtsräte, hat Hahns Kontrahent Burgener nun zumindest die jüngste Schlacht für sich entschieden. Neuer Constantin-Chef ist jetzt Olaf Schröder, ein langjähriger Mitarbeiter des Konzerns, zuletzt Sport1-Chef und auch bisher schon Mitglied des Constantin-Vorstands.

Der frühere Kirch-Manager Hahn sagte im Rahmen der Constantin-Hauptversammlung vor wenigen Tagen, mit seinem Rücktritt wolle er verhindern, dass das Unternehmen durch den Streit beschädigt werde. Dafür könnte es aber möglicherweise auch schon zu spät sein, denn die Rücktrittswelle löst keineswegs alle Probleme von Constantin Medien.

Lage zuletzt verworren

Anfangs standen sich die Lager in einer Grundsatzfrage mit klaren Positionen gegenüber: Der Aufsichtsratsvorsitzende Dieter Hahn und der Vorstandschef Fred Kogel wollten die Kinotochter Constantin Film verkaufen und sich auf den Sportsektor konzentrieren.

Constantin Film, Logo
Anfangs strebte Hahn einen Verkauf der Filmsparte an.

Bernhard Burgener hingegen wollte den Konzern als Ganzes erhalten und weiter ausbauen.

Mit dem Erlös aus dem geplanten Verkauf der Filmsparte beabsichtigten Kogel und Hahn, im kommenden Jahr fällige, hohe Unternehmensschulden (laut diverser Medien 65 Millionen Euro) zu begleichen. Zudem sollte das Unternehmen auf den Sportbereich konzentriert werden, denn der gilt  — trotz etlicher Kassenerfolge der Kinosparte in jüngster Zeit — als gewinnträchtiger.

Daraus entwickelte sich ein handfester Streit auf mehreren Ebenen, es wurde und wird auch prozessiert.

Sport1, Logo
Zuletzt soll Großaktionär Hahn den Verkauf von Sport1 angestrebt haben.

Burgener gelang es, die Pläne von Hahn zu blockieren, worauf dieser, wie später bekannt wurde, einen Strategieschwenk vollziehen wollte: Hahn versuchte demnach zuletzt, Sport1 zu verkaufen. Gespräche hierüber mit Sky und Axel Springer blieben aber erfolglos.

Schlacht entschieden, Krieg geht weiter

Momentan sieht es nun so aus, als könne sich Bernhard Burgener mit seinen Plänen durchsetzen. Hahn kündigte aber an, dass er auch nach seinem Rücktritt als Aufsichtsratsvorsitzender seine Interessen als Aktionär weiter vertreten werde. Hahn verfügt über 30 Prozent der Stimmrechte und die damit verbundenen Vetorechte. Es könnte also durchaus passieren, dass weitere Kapitel im Kampf um Constantin folgen.

Die Schweizer Handelszeitung zitiert Burgener mit der folgenden Aussage: »Hahn ist mit seiner Strategie, Unternehmensteile verkaufen zu wollen, gescheitert.« Zudem hat Bernhard Burgener an anderer Stelle angekündigt, er wolle seinen Kontrahenten Hahn komplett aus dem Unternehmen verdrängen. »Das Ziel ist eine Gesamtlösung, deswegen arbeiten wir weiter an einem Übernahmeangebot«, sagte Burgener in einem Interview mit der »NZZ am Sonntag«.