Kurznachrichten: 03.04.2019

News: Kurz und knackig – KW 14.19

Erleichterung: Die EU erhält das Territorialprinzip für die Film- und TV-Verwertung. Überraschungen der Woche: CEO Habets verlässt die RTL Group und Günter Jauch verkauft seine Produktionsfirma. PayTV verliert leicht, Abrufdienste gewinnen bis 2023 stark dazu. Weitere News hier.

Branche

Das EU-Parlament bewahrt das Territorialprinzip für die Film- und TV-Wirtschaft. Laut novellierter SatCab-Richtlinie benötigen TV-Veranstalter weiterhin Gebietslizenzen für jeden Staat. Für vollfinanzierte Eigenproduktionen, Nachrichten und Tagesaktuelles gilt das Ursprungslandprinzip: Sender können diese Inhalte in Mediatheken und Livestreams EU-weit verbreiten. Der EU-Rat muss dem noch zustimmen, Deutschland muss es innerhalb von zwei Jahren umsetzen.
Die Auktion von Frequenzen im Bereich 2,0 und 3,6 GHz an den Mobilfunk überschritt in der Bieterrunde 1 am 1.4. die 2 Mrd. Euro-Grenze. Der Staat hatte aus den Versteigerungen der TV-Frequenzen des 800- bzw. des 700 MHz UHF-Bandes an den Mobilfunk 2010 3,58 Mrd. Euro und 2015 1 Mrd. Euro erlöst.

Broadcast, Streaming, Kino

Die Deutsche TV-Plattform stellt Mindestanforderungen an Empfangsgeräte mit HbbTV ab Version 2.0.1 vor. Gerätehersteller bekommen eine Handreichung zur Integration von DVB Dash, HEVC-codierten Inhalten oder HDR. Das Papier steht ebenso wie Testmaterial zum Download bereit.
Der Bund stellt aus dem Programm »Kultur in den Regionen« des Agrarministeriums 5 Mio. Euro für Kinos in Orten unter 25.000 Einwohnern bereit. Gefördert werden Investitionen und Programmarbeit bei einer Eigenleistung von 20 Prozent. Die Abwicklung liegt bei der FFA.
Das neue Kinoportal Cinema Berlin wirbt – deutschlandweit erstmalig – in englischer Sprache unter den jährlich 90 Mio. ausländischen Touristen um den Besuch englischsprachiger Filme in den Hauptstadt-Kinos.
Das von Media Broadcast und dem Programmanbieter Absolut Digital gebildete Konsortium Antenne Deutschland will einen zweiten nationalen Multiplex für Digitalradio mit DAB+ bis Ende 2019 starten. 71 Sendeanlagen sollen beim Start 80,4 Prozent der Bevölkerung und 90,1 Prozent der Autobahnen erreichen. Gesucht werden Anbieter für einen Mix von 16 Programmen mit Kanälen von Absolut. Zur IFA (Berlin, 6. bis 11. September) ist eine Demo geplant.

Unternehmen

Günter Jauch verkauft seine i&u TV-Produktion an KKR. Die Investoren erweitern damit ihren kürzlichen Erwerb der Tele München Gruppe um Magazine und Entertainment (»SternTV«, »Klein gegen Groß«), in denen u.a. Barbara Schöneberger, Thomas Gottschalk, Kai Pflaume, Oliver Pocher auftreten. Jauch will weiter »vor und hinter der Kamera« mitmischen. Fred Kogel soll den von KKR geplanten TV-Konzern leiten.
Der Gütersloher Medienkonzern setzte 2018 17,7 Mrd. Euro (plus 2,8 Prozent) um. Das operative Ergebnis liegt bei 112 Mio. Euro (plus 4,5 Prozent). Zu den Treibern gehört die internationale RTL-Group (s.u.) mit neuem Rekordumsatz. Der Umsatzanteil des Digitalgeschäftes erhöhte sich auf 49 Prozent.
Der NDR wird sein asbestverseuchtes Gebäude in Hamburg durch einen Neubau ersetzen. Dafür plante der Rundfunkrat jetzt eine erste Rate von 7,3 Mio. Euro bei Baukosten von 46 Mio. Euro ein. Weitere Ausgaben entstehen durch den Abriss des belasteten Hauses und die Anmietung von Interim-Büros.
Die Kartellbehörden beider Länder haben grünes Licht für die Übernahme der Zattoo International AG durch den Schweizer Medienkonzern Tamedia AG gegeben. Zattoo ist nach eigenen Angaben Streaming-Marktführer in der Schweiz, ist außerdem in Dänemark, Spanien und England aktiv und bietet auch B2B-Dienste an. Erst kürzlich wurde das B2C-Geschäft des Wettbewerbers MagineTV übernommen. Tamedia hatte Ende 2018 die Basler Zeitung erworben.

Produktion

Die VFX-Abteilung unterstützt zur Zeit u.a. die Netflix Originalserie »Die Welle« und war an den Effektszenen für Doris Dörries »Kirschblüten und Dämonen« und Bora Dagtekins »Das perfekte Geheimnis« beteiligt.
orf.at ist nach nur 17 Monaten bei Facebook ausgestiegen. Abgesehen von Datenlecks, Fake- und Hatenews usw. wird das mit andauernden Änderungen des Algorithmus für Newsfeeds begründet. Dadurch schrumpfe die Zahl der erreichbaren Nutzer. Der gebührenfinanzierte Sender könne Facebook – im Gegensatz zu anderen – nicht für das Pushen seiner Seiten bezahlen.

Studien

Samsungs Tizen ist mit 50 Prozent Anteil Marktführer der Betriebssysteme für SmartTV-Oberflächen, gefolgt von WebOS von LG und AndroidTV (angepasst von chinesischen Herstellern), so das Institut Strategy Analytics (Grafik klickbar). Rund 157 Mio. »smarte« Fernseher wurden 2018 verkauft – das sind gut 2/3 aller weltweit abgesetzten TVs.
Für England prognostiziert DigitalTV Research 26,432 Mio. SVoD-Kunden bis 2023. Zum Vergleich: 3,815 Mio. in Deutschland, 2,71 Mio. in Spanien und knapp 2 Mio. in Italien. Zeitgleich sinken die Umsätze von PayTV in Westeuropa leicht von 28,9 auf 27,3 Mio. Dollars. Die Umsätze mit OTT springen von 2018 bis 2023 hingegen von 14,8 auf 23 Mio. Dollar, so die Analysten.

Personalia

In der VFX-Abteilung berät Nuria Gómez Garrido als VFX Producer & Sales Manager die Kunden von Arri Media.
Von Arri Rental wechselte Josha Mix nach Frankfurt/Main und leitet dort seit dem 1. April das Verleihgeschäft der MBF.
Die Dachorganisation der Filmwirtschaft wählte Thomas Negele (Hauptverband Deutscher Filmtheater; HDF Kino) zum Präsidenten. Alfred Holighaus kandidierte nicht wieder. Zum Vizepräsidenten wurde Christian Sommer (VTFF) und ins Präsidium Manuela Stehr (Verband der Filmverleiher), Joachim Birr (BV AV-Medien), Stephan Birkholz (Werbung im Kino), Oliver Fock (Cineropa), Marco Mehlitz (Verband Deutscher Filmproduzenten) und Michael Höfner (AG Verleih) gewählt.
Auf Thomas Negele folgt Chistine Berg als Vorstandsvorsitzende des HDF Kino, dessen 620 Mitgliedsfirmen 3.230 Kinosäle betreiben. Sie kommt von der FFA, wo sie als stellvertretender Vorstand die Förderbereiche verantwortete.
Thomas Rabe übernimmt die Führung der internationalen RTL Group zusätzlich zu seiner Aufgabe als Bertelsmanns Konzernchef. Bert Habets, sein Vorgänger beim Gewinnbringer Nr.1 der Gütersloher, verlässt den Konzern kurz nach Veröffentlichung einer Erfolgs-Bilanz (s.o.) überraschend »aus persönlichen Erwägungen«.
Die neuen Chefs Mariette Rissenbeek und Carlo Chatrian amtieren offiziell erst ab dem 1. Juni, haben aber erste Entscheidungen getroffen. Die Leitung des Panorama übernimmt Michael Stütz, dort bisher Programm-Manager und Koordinator des Teddy Award. Vorgängerin Paz Lázaro wechselt ins Auswahlkomitee. Auf Maike Mia Höhne, die zum HamburgerKurzFilmFestival wechselt, folgt Anna Henckel-Donnersmarck als Leiterin der Berlinale Shorts.
Der künstlerische Leiter Carlo Chatrian besetzt das Auswahlkomitee neu. Aus seiner vorherigen Tätigkeit in Locarno kennt er Lorenzo Esposito, Sergio Fant, Aurélie Godet. Mit dabei auch die Berliner Kinobetreiberin Verena von Stackelberg, die Osteuropa-Spezialistin Barbara Wurm sowie Paz Lázaro.
Kulturstaatsministerin Monika Grütters kandidiert nicht wieder um den Landesvorsitz der CDU Berlin. Dieses zusätzliche Amt hatte sie erst Ende 2016 übernommen.
Die fünf Medienräte der sächsischen Medienanstalt SLM wollen den bisherigen Verwaltungschef Hardy Sieglitz zum Geschäftsführer wählen, will Flurfunk Dresden erfahren haben. Er habe die Vorauswahl als einziger Kandidat für die Nachfolge des entlassenen Martin Deitenbeck überstanden. Die 35 Mitglieder der SLM-Medienversammlung zu der Personalie waren am 2.4. lediglich anzuhören. Die Wahl soll am 8.4. vollzogen werden.