Kurznachrichten: 14.05.2020

News: Kurz und knackig – KW 20/2020

Kampf um ProSiebenSat1? Jetzt steigt auch KKR dort ein. Ein »Regulierungswirrwarr« verunsichert die Kinobranche. Filme mit Abstand sehen: Renaissance für das Autokino? Der Tatort wird 50 – die ARD feiert, der NDR reduziert. Der SWR bekommt eine Unit Innovationsmanagement und Digital Transformation.

Unternehmen

KKR meldet sich mit 5,1% als Teilhaber zurück. Der US-Investor formte 2019 die Tele München Gruppe und andere Firmen zum Film- und TV-Konzern Leonine und übernahm den Springer-Verlag mehrheitlich. Größter Aktionär ist Berlusconis Mediaset mit knapp 25%.
Für das Q1/20 wird ein Umsatzplus von 1% auf 926 Mio. € gemeldet, Corona wirkte erst ab Mitte März. Die Umsätze der SevenOne Entertainment Group (Sender) fielen um 3%, die der Red Arrow Studios (Produktion) waren stabil, die NuCom Group (Online) wuchs um 15%.
Im Q1/20 fiel der Konzerngewinn gegenüber Q1/19 um 90% auf 460 Mio. $ (424 Mio. €). Die geschlossenen Themenparks, Resorts usw. verursachten einen Schaden von 1,4 Mrd. $. Das neue Disney+-Streaming katapultierte mit Anfang Mai weltweit 54,4 Mio. Kunden die Konzernumsätze hingegen um 21% auf 18 Mrd. $.
Die Videoagentur TeleNewsNetwork wurde übernommen und als Bewegtbild-Unit in die Tochter Rufa eingegliedert. TNN wird weiter von Hendrick  R. Hertle geleitet.
Die 1985 gegründete Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen ist insolvent. Trotz einiger Erfolge (u.a. der kürzlichen Zerschlagung von Share-Online.biz) hätten sich Geldgeber zurück gezogen, ihnen dauerte der Kampf gegen die Piraterie zu lange.

Broadcast

Lange vor dem 50. Jahrestag der Ausstrahlung der ersten Folge »Taxi nach Leipzig« (29.11.) feiert die ARD ihre Krimi-Reihe mit 11 Wunschfilmen: Für das Online-Voting wird eine Liste mit 50 Filmen am 14. Juni veröffentlicht. Der Wermutstropfen: Der NDR reduziert seine »Tatort«-Produktionen im Rahmen einer Sparkampagne bis 2028.
Scharfe Kritik übte der Freienrat der ARD am Umgang mit den 18.000 Freiberuflern in Sachen Corona. Ausgerechnet der große WDR zahle nur Ausfallhonorare für disponierte Dienste und habe einen Härtefallfonds. Intendant Buhrow hätte Verbesserungen abgelehnt. Anders kleine Anstalten: Radio Bremen zahlt 80% der Durchschnittsbezüge; ähnlich halten es RBB und SR mit den »Freien«.
Unions-Abgeordnete forderten in der Bild-Zeitung den Stopp der Erhöhung des Rundfunkbeitrages. Zuvor gab es Gerüchte um gemeinsame Voten von CDU und AfD in den Landtagen Sachsen-Anhalt und Thüringen gegen die erste Erhöhung seit 2009 um 36 Ct. auf 18,36 € ab 2021.
In Skandinavien werden jährlich um 130 Mio. Filme aus den vier Ländern illegal konsumiert. Raubkopiererei hat im Norden eine schlechte Tradition, weil Plattformen wie PirateBay und Swefilmer sich in den Frühzeiten des Internets dort etablierten.

Produktion

Der Bund soll den deutschen Kinofilm vor dem Untergang bewahren, fordern 109 prominente Filmschaffende laut FAZ. Die fehlende Absicherung kommender Produktionen »bedeutet bereits in den nächsten Monaten massives Produzentensterben, Arbeitslosigkeit für Filmschaffende und die Vernichtung großer Teile des deutschen Kinos«. So würde »jeder Kinofilmdreh eine tickende Zeitbombe«.
Derzeit arbeite wesentlich der Newsbereich, »zum Teil aber unter nicht tragbaren hygienischen Voraussetzungen«, so der Vorsitzende Frank Trautmann. Ein Hygienekonzept für Dreharbeiten benenne das »Grenzrisiko, … um so die Gefährdung innerhalb eines bewerteten und akzeptablen Risikos zu halten«.

Kino, Filme

Für neue Filme müsste »die gesamte Bevölkerung auch Zugang zu den Kinos« bekommen. Daher fordern die 26 Betriebe der Kinomarke ein bundeseinheitliches Kino-Reopening z.B. am 4. Juni. Die drei Tage, die Hessen zur Wiedereröffnung einräumt, reichen nicht, um die Kinos »operativ, hygienetechnisch, personell und werblich auf die Eröffnung vorzubereiten«.
Der Branchen-Dachverband fordert weiter den Ausgleich der ungedeckten Kosten von 563,5 Mio. € und eine abgestimmte Politik von Bund und Ländern. Das »Regulierungswirrwarr« sorgt für Unsicherheit: Erstmals wurde auf den monatlichen aktualisierten Kinostartplan verzichtet.
Für die Digitalpremiere der Doku »100.000 – Alles, was ich nie wollte« wurden 119.607 Tickets verkauft. Die Notsold GmbH der Hamburger Filmemacher will im Mai 251.841,70 € als »Corona-Nothilfe« an die beteiligten Kinos ausschütten. 133 Stunden wurden 212,4 TB gestreamt – auch in 72 andere Länder.
Landesmedienanstalten helfen Autokinos bei der Zuteilung von UKW-Frequenzen für die Ton-Übertragung durch die BNetzA. Der Funkbetrieb ist in Bayern nur anzeigepflichtig, der BLM liegen 50 Anzeigen vor.
Der Dienstleister stattet Autokinos mit UKW-Sendern den Filmton aus und hilft bei der Beantragung der Frequenz.
Während NBCUniversal die Coronakrise nutzen will, um das Kinofenster abzuschaffen, bekennt sich Disney zum Lichtspiel als Premierenort für Filme.

Netze

Das UMTS-Netz wird zum 30 Juni 2021 abgeschaltet. Zuvor wird Vodafone sein 15 MHz-Spektrum in 5 MHz-Schritten auf LTE/4G umstellen. Weniger als 5% des Datenverkehrs in den Netzen des Providers erfolgen mit UMTS. Die Telekom sichert UMTS vertraglich nur bis Ende 2020 zu und will 3G bis spätestens Ende 2021 durch LTE und 5G ersetzen.

Studien, Statistiken

80% der Webuser (93% der 14- 24jährigen) sind Desinformationen zu Corona aufgefallen. 60%  sahen politisch motivierte Desinformationen. 83% stimmen voll und ganz oder eher zu, dass diese die Demokratie bedrohen, so eine Forsa-Umfrage für die NRW-Medienanstalt LfM.

Personalia

Die ARD-/ZDF-weit erste Einheit für Innovationsmanagement und Digitale Transformation startet am 1. Juni. Die Leitung hat Thomas Dauser, bisher HA-Leiter Intendanz und Strategische Unternehmensentwicklung.
Andrea Schafarczyk, von Radio Bremen kommend, fungiert ab dem 1. August als Trimedia-Chefredakteurin. Gabriele Holzner leitet die neue trimediale Programmdirektion. Ute Wellstein, seit 2017 Landtags-Korrespondentin, führt ab Juni das crossmediale Studio Wiesbaden. TV-Programmdirektor Harald Kieffer geht am 1. September in den Ruhestand. Hörfunk-Chefredakteurin Katja Marx wechselte zum NDR.
Oliver Behrmann verläßt die SpiegelTV-Tochter nach zehn Leitungs-Jahren in unbekannter Richtung. Nachfolger Christian Friedrichs war Executive Producer bei der Letterbox Filmproduktion.
Nach der Eingliederung der Beyond-Tochter sollte Michael Kollatschny deren Aufgaben in der Endemol-Geschäftsführung weiter verantworten. Er hat die Produktionsfirma jetzt auf eigenen Wunsch verlassen.