Branche: 16.12.2021

SWR: Haushaltsplan für 2022 und Abbau von Arbeitsplätzen

Der SWR will seine »digitale Offensive« fortsetzen und kündigt zudem die Schließung seiner Werkstätten und eine teilweise Fremdvergabe von Tatort-Produktionen an.

SWR, Logo
Der Haushaltsplan des SWR wurde genehmigt.

In seiner Sitzung vom 10. Dezember 2021 hat der Rundfunkrat des Südwestrundfunks (SWR) den Haushaltsplan für das Jahr 2022 beraten und genehmigt. Wie der SWR mitteilte, haben in den vergangenen Wochen intensive Beratungen in den Landesrundfunkräten Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz sowie im SWR-Verwaltungsrat stattgefunden. Der Verwaltungsrat hatte den Haushaltsplan bereits festgestellt. Der Etat sieht Aufwendungen von 1,47 Milliarden Euro vor. Im Mittelpunkt steht aus Sendersicht die Fortsetzung der »digitalen Offensive« des SWR.

Kai Gniffke, Intendant des SWR.

Neben den bisherigen linearen Programmen entstehen eine Vielzahl von neuen nonlinearen Produktionen, zum Beispiel für die ARD-Mediathek, um verstärkt jüngeres Publikum mit einem attraktiven Angebot zu versorgen. Möglich macht diese Pläne eine Liquiditätsreserve, die in einem zehnjährigen Einspar- und Umbauprozess erwirtschaftet wurde. Kai Gniffke, Intendant des SWR, sagt über den Haushaltsplan: »Mit dem Haushalt 2022 stellen wir sicher, dass der SWR auch in Zukunft allen Menschen in seinem Sendegebiet ein attraktives Angebot bieten kann  — auch denen, die uns auf anderen Kanälen finden. So leisten wir weiter unseren Beitrag zu einer solidarischen Gesellschaft und einer lebendigen Demokratie.«

Verdi zum Abbau von 100 Arbeitsplätzen beim SWR

Was in der Pressemitteilung des SWR zum Haushaltsplan nicht zur Sprache kam, ist die Kehrseite der Medaille: Es wird massive Kürzungen geben, die mit der angekündigten Umsteuerung und Modernisierung des Programmangebots des SWR verbunden sind.

»Die Schließung aller Werkstätten und die Fremdvergabe von Tatort-Produktionen sind ein schlechter Einstieg in den Ausbau digitaler Programmangebote«, kritisiert etwa der Leiter des Verdi-Landesfachbereichs Medien und Kunst, Siegfried Heim, die am Freitag im Rundfunkrat vorgestellten Pläne des SWR. Sie bedeuten den Abbau von 100 Arbeitsplätzen. Außerdem kritisiert Heim, dass die Belegschaft von dieser Entscheidung der SWR-Leitung in einer nur 90 Minuten dauernden Videokonferenz am vorigen Mittwoch informiert wurde, nachdem wenige Wochen zuvor dieses Thema auf den jährlichen Personalversammlungen keine Rolle spielte.

Verdi äußert sich zum Abbau von 100 Arbeitsplätzen beim SWR.

Schon im Jahr 2020 hatte der SWR angekündigt, 100 Stellen im Bereich Technik und Produktion abbauen zu wollen, um im Gegenzug neue Stellen für die digitalen Angebote des Senders schaffen zu können. Dass die konkreten Abbaumaßnahmen erst zum Jahresende angekündigt wurden, komme deutlich zu spät, beklagt Verdi-Landesfachbereichsleiter Heim.

Neben der Schließung aller Werkstätten, beispielsweise jener in Baden-Baden für die beliebte Fernsehserie »Die Fallers«, werden der Requisiten- und Kostümfundus fremd vergeben und dabei auch Kooperationsverträge mit externen Partnern wie dem Theater Baden-Baden gekündigt. Verdi hatte hier bereits eine Initiative der Filmwirtschaft zum Erhalt des Fundus unterstützt.

Der SWR plant die Fremdvergabe von zwei der bislang jährlich sechs »Tatort«-Produktionen.

Auch die Fremdvergabe von zwei der bislang jährlich sechs »Tatort«-Produktionen des SWR ist nicht die einzige Maßnahme in diesem Bereich. Gespart werden soll auch am Produktionsaufwand der »Tatorte«, die der SWR weiter in Eigenregie produziert: Auch der Aufbau hochautomatisierter Multifunktions-Fernsehstudios für Quiz-, Talk-, Comedy- und Service-Sendungen führt aus Sicht von Verdi zwangsläufig dazu, dass unter anderem das »Nachtcafé« nicht mehr außerhalb des SWR-Geländes stattfinden kann.

»Verdi wird im Interesse seiner Mitglieder im SWR darauf achten, dass das Versprechen, den Arbeitsplatzabbau ohne betriebsbedingte Kündigungen zu machen, auch eingehalten wird — und im Interesse der Zuschauer*innen werden wir darauf achten, dass die Einsparungen bei Produktionen nicht zu Qualitätsverlusten führen«, so Heim abschließend.