Branche, Film: 27.11.2024

Initiative Fair Film fordert bessere Produktionsbedingungen

Die Initiative Fair Film, ein Zusammenschluss von über 30 Berufsverbänden, Institutionen und Initiativen der deutschen Filmbranche, hat einen offenen Brief an führende Vertreter der öffentlich-rechtlichen Sender gerichtet.

In dem Schreiben (hier als PDF verfügbar) wird auf die prekären Produktionsbedingungen und die dringende Notwendigkeit von Reformen hingewiesen. ​Im Folgenden eine Zusammenfassung des Dokuments.

©Initiative Fair Film

Kritik an aktuellen Produktionsbedingungen ​

Die Initiative hebt hervor, dass die Produktionsetats trotz steigender Kosten seit Jahren unverändert bleiben. ​Dies führt zu Insolvenzen unabhängiger Produktionsfirmen und einer Abwanderung von bis zu 18.000 Arbeitnehmern in andere Branchen oder in die Arbeitslosigkeit. ​Die Budgets der öffentlich-rechtlichen Sender berücksichtigen nicht die notwendigen Mehrkosten für Verbesserungen wie Green-Producing, Gesundheitsmaßnahmen und Diversitätsberatung. ​

Belastung der Filmteams ​

Die Initiative kritisiert, dass die Regelungen des Tarifvertrags (TV FFS) oft nicht vollumfänglich anerkannt werden. ​Erfahrene Experten werden wie Anfänger bezahlt, und Produktionsfirmen sind gezwungen, Pre- und Postproduktionstage zu kürzen. ​Überstunden und Wochenendarbeit werden auf Kosten der oft pauschal bezahlten Arbeitskräfte in Kauf genommen, was zu Spannungen und gesundheitlichen Belastungen führt. ​

©Initiative Fair Film
Die Initiative Fair Film repräsentiert über 9.000 Film- und Medienschaffende und setzt sich für eine zukunftsweisende, faire und sozialverträgliche Filmproduktion ein. ​
Stagnierende Honorare

Seit zehn Jahren sind die Honorare und Gagen nicht angemessen gestiegen, obwohl die Lebenshaltungskosten deutlich zugenommen haben. ​Während die Löhne festangestellter Redakteure um etwa 24 % gestiegen sind, tragen viele Filmteammitglieder die Last der gestiegenen Kosten. ​

Probleme bei der Drehbuchentwicklung

Die inhaltlichen Wünsche der Redaktionen übersteigen oft die budgetären Rahmenbedingungen, was zu Mehrarbeit und Belastungen für das gesamte Team führt. ​Entscheidungen über Herstellungszusagen ziehen sich oft über Monate oder Jahre hin, und die in dieser Zeit anfallenden Kosten werden nicht von den Sendern übernommen. ​

Dokumentarische Produktionen und Dreharbeiten ​

Auch dokumentarische Produktionen sind betroffen, da der Wunsch nach »Hochglanz« nicht in den Etats widergespiegelt wird. ​An den Sets führt der Kostendruck zur Reduzierung der Drehtage, was die psychische und physische Gesundheit der Teammitglieder belastet. ​In der Postproduktion bedeutet dies mehr Material für Schnittassistenten und Editoren, ohne dass mehr Zeit oder zusätzliches Personal eingeplant wird. ​

Mediatheken und Kino-Koproduktionen

Der Umbau der Sender auf mehr Mediathekeninhalte verschärft die Situation weiter, da diese Inhalte schmaler budgetiert sind. ​Gleichzeitig ziehen sich die Sender aus Kino-Koproduktionen zurück, was zu einer Verarmung der Kinolandschaft führt. ​

Appell an die Sender und die Politik ​

Die Initiative fordert die öffentlich-rechtlichen Sender auf, mehr Geld in Auftragsproduktionen zu investieren und faire Arbeitsbedingungen zu gewährleisten. ​Auch die Politik wird aufgefordert, den Sendern die notwendigen Mittel zur Verfügung zu stellen, um faire und gerechte Arbeitsbedingungen für die Filmteams zu gewährleisten. ​

Positionspapier mit konkreten Maßnahmen ​

Die Initiative Fair Film fordert konkrete Maßnahmen, darunter mehr Zeit und Geld für Drehbuchentwicklung, bezahlte Stoffentwicklung und Recherche bei Dokumentarfilmen, Einhaltung sozialer und ökologischer Mindeststandards sowie faire Vergütung und Lohngerechtigkeit. ​