Anga Com 2025: KI-Themen im Fokus
Schon in den vergangenen beiden Jahren haben wir in dem Bericht über die Messe Angacom einen Schwerpunkt auf KI gelegt – jetzt gibt es das Update aus diesem Jahr mit interessanten Erkenntnissen zum Thema Urheberrecht und KI.
Wie KI die Medienbranche verändert
Das zweite Panel, das wir besucht haben, kann man als Folge-Panel vom letzten Jahr betrachten. Bei der letzten Anga Com gab es ebenfalls eine Veranstaltung zum Thema KI mit ungefähr der gleichen Besetzung: Roger Hofmann von der FFH-Mediengruppe, Maren Langbehn von ProSiebenSat.1, David Whigham von ntv und Torsten Zarges als Moderator. »Zwischen Vision und Realität, wie KI die Medienbranche verändert«, war das Thema in diesem Jahr.

Die FFH-Gruppe mit drei Radiosendern ist einer der Vorreiter in puncto KI-Nutzung und Entwicklung. Es gibt eine eigene kleine Abteilung im Hause, die ein System entwickelt hat, das beispielsweise das Team der Redaktion dabei unterstützt – neben den Live-Programmen – die Erstellung von fast 80 Web-Only-Programme zu bewältigen, erzählt Roger Hofmann. »Es kommen immer mehr Ausspielwege dazu, immer mehr Anforderungen.«

Maren Langbehn sagt, dass KI und die Nutzung der Tools zur Selbstverständlichkeit geworden sind, dass Recherchen inzwischen sogar damit anfangen. Außerdem gibt es inzwischen 150 Assistenten, die redaktionsübergreifend genutzt werden können. Das sind in-house entwickelte Assistenten, diese können von den Mitarbeitern im »Playground« von ProSiebenSat.1 genutzt werden, da dafür die rechtlichen Bedingungen geklärt sind. Daneben wurde besonders »Text to Speech« und »Text to Video« getestet, die allerdings nicht immer erfolgreich implementiert wurden.

Auch bei n-tv ist alles selbstverständlicher, »erwachsener« geworden. Die KI nimmt den Journalisten bestimmte Tätigkeiten ab, so dass diese mehr Freiraum für die Recherche haben. Aber auch Arbeitsbereiche, die den journalistischen Bereich umgeben, wie Personalplanung oder Vermarktung nutzen KI, auch dort werden Prozesse schneller und effizienter gemacht. David Whigham hebt jedoch hervor, dass es nicht darum geht, journalistische Prozesse zu ersetzen oder abzulösen. In Zeiten von KI-Falschinformationen und Deepfake-Videos seien von Menschen gemachte Nachrichten und menschgemachter Journalismus ein absoluter Mehrwert.
Bei der FFH-Gruppe ist Transkription und Texte zusammenfassen wichtig, denn Radiosender haben viel mit Audio-Dateien zu tun. Die KI ist bei ihnen inzwischen soweit, dass sie selbständig entscheiden kann, welches interne Tool gerade benötigt wird. Das System schaut beispielsweise für das Texten von Push-Benachrichtigungen in die verschiedenen Bereiche und dort welche Push-Benachrichtigungen wo erfolgreich waren und welche Formulierungen gut funktioniert haben. So kann innerhalb von Minuten ein Leitfaden »Wie texte ich erfolgreiche Push-Benachrichtigungen« erstellt werden.
Früher dauerten solche Analysen einen ganzen Tag, sagt Roger Hofmann. Es gibt aber auch Grenzen, was mit einem Prompt erledigt werden kann. Dann ist es sinnvoll, die große Aufgabe in mehrere Prompts zu zerteilen und diese hintereinander zu schalten. In den Redaktionssystemen kann jeder sich die Abläufe zusammenstellen ohne dass ein Programmierer gebraucht wird.

Alle Videos und Audios werden transkribiert und damit durchsuchbar gemacht, das gilt für das interne Archiv aber auch für die Inhalte auf der Website. So wird der Audiocontent auch für Suchmaschinen auffindbar.
Maren Langbehn berichtet, dass ihr Team das jetzt sogar bei Interviews, die live geführt wurden, ausprobiert hat, sodass das transkribierte Interview sofort in der Digital Redaktion verwertet werden können.
Neue Tools auszuwählen, sagt sie, ist immer ein großer Aufwand, da die Tools angeschaut und getestet werden müssen. Noch nicht weitergekommen ist ProSiebenSat.1 damit, die Fake-Detection wirklich toolbasiert hinzubekommen. Dabei geht es sowohl um Text, Video als auch um Bild. Es gibt kein Tool,dem Maren Langbehn richtig vertraut. Also ist es immer noch manuelle Arbeit, die von Journalisten erledigt werden muss.
David Whigham ist eigentlich froh darüber, dass Menschen die letztendliche Entscheidung darüber treffen.
Bei FFH wird bewusst alles, was am Markt ist, in den KI-Baukasten geworfen damit jeder sieht, was mit den Bild- und Videogeneratoren geht, um dann Sachen besser einordnen zu können.

Auf die Frage des Moderators wo die Grenzen sind, die nicht überschritten werden sollten, sagt Roger Hofmann, dass sie – Stand Juni 2025 – die Moderatoren-Stimmen nicht klonen wollen.
Maren Langbehn erzählt, dass sie ihre WhatsApp Kanals Sprachnachrichten von einer KI-Stimme haben vorlesen lassen, aber diese auch als KI-Stimme vorgestellt. Außerdem sei Text-to-Speech gerade für Barrierefreiheit ein großes Thema.
Ein weiteres wichtiges Thema ist die Abhängigkeit von großen amerikanischen Konzernen. Die FFH-Gruppe nutzt »natürlich« Sprachmodelle von OpenAI, Anthropic, aber auch von Mistral. Als Bildgenerator wird das deutsche »Black Forrest Labs« genutzt. Roger Hofmann findet, dass es notwendig ist, auch in Europa Modelle zu schaffen die mithalten können, damit man nicht nur auf die Tech-Konzerne angewiesen ist. In diesem Zusammenhang hoffen alle im Panel auch auf die Unterstützung durch die Politik.
Last but not Least geht es um die Auffindbarkeit der eigenen Websites im Internet und die Bindung der Nutzer. Die Besucher der FFH-Website kommen zu 70% direkt, sodass nur eine geringe Abhängigkeit von Google besteht. Das ist zum Teil auf die personalisierten Verkehrsmeldungen, die mit KI erstellt werden und vom Nutzer abgerufen werden können, zurückzuführen.
Andererseits sorgt die KI mit ihren Zusammenfassungen dafür, dass der Traffic nicht unbedingt die eigene Website erreicht. Dagegen hilft es, Alleinstellungsmerkmale zu kreieren, die den Nutzer dann doch auf die eigene Website führen.
Für die nahe Zukunft wünschen sich alle eine bessere Kooperation, damit nicht jedes Unternehmen alle Tools selbst entwickeln muss – und dazu sollten auch alte Gräben überwunden werden.
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