Postproduction, Test, Top-Story: 31.08.1999

Endstation

Mit der EditStation ES-3 stellt Sony ein nonlineares Schnittsystem vor, das für DVCAM optimiert ist.

Der Test der ES-3 wurde 1999 durchgeführt. Einen aktuelleren Einblick in die Software-Funktionalität von ES-3 bietet der Test des Fast-Schnittsystems Silver, da beide Systeme mit derselben Software arbeiten.

Sie kommt, sie kommt nicht, sie kommt: Jetzt ist die von Sony seit Jahren angekündigte EditStation ES-3 da. Die Software-Oberfläche der Sony-EditStation ES-3 gleicht der des Schnittsystems 601 von Fast Multimedia. Das hat einen Grund: Fast entwickelte für Sony die Hard- und Software der EditStation ES-3 und verkauft mit 601 eine eigene Variante dieses Systems. Während die Software und die Bedienoberfläche fast identisch sind, gibt es aber einen entscheidenden Unterschied: ES-3 arbeitet mit DV-Kompression, 601 mit MPEG-2. Das ES-3-System kann dadurch DV- wie auch DVCAM-Material direkt und ohne Signalumwandlung verarbeiten.

Weitere Unterschiede gibt es in der Ausstattung: Sony verkauft ES-3 nur als Komplettsystem, während Fast 601 als Board/Software-Lösung anbietet und es den Händlern oder Anwendern überläßt, daraus komplette Systeme zu konfigurieren. Analoge YUV-Eingänge sind beim ES-3 serienmäßig vorhanden, bei 601 sind solche Anschlüsse nur als Option erhältlich. Dagegen ist bei ES-3 der digitale SDI/SDTI-Anschluß nur als Option verfügbar, während 601 schon in der Grundversion SDI bietet. Als weitere Option bietet Sony für ES-3 ein separates, eigenes Steuerpanel mit Jog/Shuttle und Audiofadern an.

Zum Test trat ein betriebsbereites Komplettsystem mit der Windows-NT-Workstation Compaq AP 500 (450 Mhz), mit rund 18 GB Festplattenkapazität an. In dieser Ausbaustufe lassen sich auf ES-3 bis zu 90 Minuten DV-Material speichern und bearbeiten.

Sehr positiv kam bei den Testern das externe Steuerpanel an. Es ist mit vier Audiofadern, einem recht griffigen Jog/Shuttle-Rad und weiteren, frei belegbaren Tasten ausgerüstet, die sich beispielsweise mit Effektparametern programmieren lassen. Das ist besonders geschickt für Editoren, die einen bestimmten Effekt mehrfach einsetzen wollen: Einmal auf eine Taste gelegt, läßt er sich mit einem einzigen Tastendruck abrufen.

Der Aufbau der Software-Oberfläche von ES-3 folgt klassischen Mustern: Es gibt ein Source-Fenster und ein Record-Fenster. Darunter befindet sich die Timeline. Alle weiteren Zutaten, die für den Film benötigt werden, also die Audio- und Videoclips, die Effekte und die Titel, sind im Projektfenster untergebracht. Dort kann der Anwender seine Mediendaten so organisieren, wie er es vom Windows-NT-Betriebssystem oder auch von anderen Plattformen her kennt.

Da das ES-3 als 2-Monitorsystem ausgelegt ist, ist es von Haus aus recht übersichtlich. Der Editor hat die Möglichkeit, mit dem System auf ganz verschiedene Arten zu arbeiten: Man kann ganz konventionell mit dem Steuerpanel schneiden, was fast so flutscht wie mit einem linearen Schnittplatz. Wer will, der bedient sich überwiegend der Tastatur, so wie es die eher computerorientierten Editoren bevorzugen und wie es viele andere nonlineare Schnittsysteme zwingend vorgeben.

Sehr positiv fanden die Tester beim ES-3 jedoch die umfangreichen Möglichkeiten, direkt mit der Maus zu arbeiten. So lassen sich bei der Farbkorrektur Helligkeit und Farbsättigung direkt im Bild mit der Maus verändern. Man muß also nicht irgendeinen Schieberegler auf dem Monitor hin- und herziehen und auch keine wenig aussagekräftigen Zahlenwerte eingeben. Statt dessen wählt man den gewünschten Parameter aus und bewegt dann die Maus direkt im Bild nach oben oder unten. Die damit verursachten Veränderungen sind sofort im Bild sichtbar. So muß das sein: Man faßt die Bilder an und verändert sie. Das erlaubt sehr intuitives Arbeiten und läßt der Kreativität deutlich mehr Spielraum.

Die Audiobearbeitung ist bei ES-3 im Vergleich zum Fastsystem 601 komfortabler, wenn man das optional erhältliche Steuerpult besitzt: Dann lassen sich die Tonspuren sehr gefühlvoll und professionell per Schieberegler von Hand auszusteuern. Das ist ein großer Vorteil für anspruchsvollere Editoren, die täglich mit dem System arbeiten. Zwar ist es mittels Rubberbanding auch möglich, den Ton nur per Software ohne ein zusätzliches Faderpanel zu pegeln.

Fazit: ES-3 bietet eine Fülle von Nachbearbeitungsfunktionen und überzeugt in puncto Software mit einer neuen Bedienphilosophie. Die Softwareoberfläche ist jedoch nicht jedermanns Sache: Nicht jeder Editor findet das Design gut und praktisch und kommt auf Anhieb damit klar. Für DVCAM-Anwender ist ES-3 aufgrund der System-Hardware jedoch das ideale Equipment für nonlineare Nachbearbeitung.

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T_IZTT_0899_NLESonyES3.pdf

Autor
C. Gebhard, G. Voigt-Müller
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