Kino: 04.05.2007

4K als Qualitätsmerkmal: Kino muss besser sein als HDTV

Sony will mit seinem 4K-Projektor einen für das Unternehmen neuen Marktbereich erobern und im digitalen Kino eine Rolle spielen. In London präsentierte der Hersteller seinen DCI-konformen Projektor und seine Sicht des Marktes.

Nach langem Zögern treiben die großen Filmstudios und Filmverleiher nun die digitale Distribution und Projektion ihres Contents voran. Kein Wunder, rechnete die Unternehmensberatung PriceWaterhouseCoopers der deutschen Szene doch kürzlich vor, dass die Verleiher so bis zu 900 Euro pro Kopie sparen könnten. Investieren müssen dagegen die Kinos, wenn es um die Digitalisierung geht — und die wiederum sehen sich aufgrund der sich verändernden Mediennutzung und der aktuellen Techniktrends in der Unterhaltungselektronik im scharfen Wettbewerb mit dem Home-Entertainment – Rollback in die 60er, als das Fernsehen als Kinokiller galt?

HDTV und Home-Cinema sind 2012 in 70 Prozent der europäischen Haushalte zu finden, prognostiziert Mark Clowes, Marketing Manager Cinema bei Sony Professional Europe. Darin erkennt der Sony-Manager ein Problem fürs Kino, denn die 2K-Minimumanforderung der Digital Cinema Initiative (DCI) unterscheidet sich nur um sechs Prozent in der Horizontalauflösung vom heimischen 1080i-HDTV. Eine starke Konkurrenz für das Kino, so Sonys Kinomannschaft, gegen die das Lichtspiel nur unter einer Prämisse bestehen könne: »Kino muss besser sein als HDTV«. Das fordert Eric Siereveld, Sonys Director Digital Cinema für die EMEA-Region.

So will sich Sony mit seinen 4K-Projektoren platzieren und verweist auf den Unterschied in der Bildauflösung die damit von 2,2 (2K mit 2048 x 1080 Bildpunkten) auf die gemäß DCI ebenfalls zulässigen 8,8 Megapixel (4K mit 4096 x 2160 Bildpunkten) anwächst. Etliche Kunden wussten diesen Unterscheidungsfaktor laut Sony schon zu schätzen: Bisher seien schon 34 Stück von Sonys 4K-Projektoren an Studios, Posthäuser, Institutionen und Kinos verkauft worden. Nun soll eine neue und vollständig DCI-gerechte Modellreihe im Kino, aber auch in der Medizin, der Simulation und anderen Bereichen State-of-the-Art werden.

Beim Gerätekonzept der neuen Digitalprojektoren SRX-R220 und SRX-R210 ging man die von den Mitbewerbern Barco und Kinoton auch schon beschrittenen Wege und brachte die gesamte Technik in einem gemeinsamen Gehäuse unter. Unterhalb des Lampenhauses sitzt dabei der Saal-Server, eine 4-TB-Speichereinheit, deren Kapazität für drei bis vier Filme ausreicht. Außerdem in das gerät integriert: ein »Media Block« aus Sony-Herstellung für Decodierung und Datenmanagement. Um die DCI-Forderung nach Decodierung der Filmdaten im Projektor zu erfüllen, schützt Sony das Gesamtgerät: Der Zugang zum Innenleben ist durch Schlösser gesichert zusätzlich sorgen eingebaute Sensoren dafür, dass bei einem illegalen Zugriff die Freigabe-Codes innerhalb weniger Sekunden gelöscht werden, so dass keine Vorführung der gespeicherten Filmdaten mehr möglich ist. Das Gerät entspricht damit laut Sony dem US-Zertifikat FIPS 140/2.

Externe Server anderer Hersteller können aber gleichfalls angeschlossen werden, ebenso wie Zuspieler für diverse Bildformate bis 4:4:4-RGB. Die Technik sorgt laut Sony für gleichbleibende Helligkeit während der gesamten Lebensdauer der Xenonlampen, deren Licht von drei SXRD-Chips (Silicon X-tal Reflective Display) reflektiert wird (Reflective LCD).

Als Kontrastverhältnis nennt Sony 2000:1. Das Seitenverhältnis und die Projektionsgröße kann über die Playlist automatisiert auf das Bildformat des Films eingestellt werden, stürzende Bildkanten (Keystone-Verzerrungen) können korrigiert werden. Die neuen Projektoren können laut Sony hinter Standardfenstern in Projektionskabinen installiert werden. Der Projektor und die Kinoautomatisierung werden mittels Touchscreen-Display gesteuert.

Der SRX-R220 ist mit einer Lichtleistung von 18.000 Ansi-Lumen für Leinwände mit einer Breite bis 20 m gedacht und benötigt (im Gegensatz zum Vorgänger) nur eine Lampe. Dieser Projektor wird ab Juli 2007 ausgeliefert, er soll 75.000 Euro (Netto-Listenpreis, ohne Objektiv) kosten. Noch keinen Preis gibt es für den SRX-R210 mit 10.000 Ansi-Lumen, der später folgen soll. Den »Kleinen« soll es in zwei Versionen geben: Mit einer 2-kW-Lampe für 14 oder mit einer 3-kW-Lampe für 17 m maximale Projektionsbreite.

»4K gibt dem Zuschauer das gleiche Bilderlebnis wie dem Kameramann«, wirbt Sony-Marketing-Experte Clowes. Der Vorteil der vierfachen Auflösung werde besonders bei Cinemascope-Filmen deutlich. Da anamorphotische Projektionen im DCI-Standard nicht erlaubt sind, weil die Pixel nach DCI quadratisch sein müssen (Square Pixel), werden sie im Letterbox-Verfahren auf die Leinwand gebracht. Bei 2K werden dementsprechend beim Seitenverhältnis 1:2,39 nur 858 Pixel in der Bildhöhe für den Bildinhalt genutzt. Bei 4K verdoppelt sich dieser Wert auf 1714 Pixel. In diesen Dimensionen sollten auch Laien einen Unterschied bemerken. Leider waren Beispiele hierfür aber bei der rund halbstündigen Testvorführung im »Odeon« in London nicht zur Hand, bei der Sony den Projektor vorstellte. Deutlich wurde aber, dass es kein Nachteil ist, wenn ein 4K-Projektor mit 2K- Daten gefüttert wird: Das Hochrechnen von 2K-Daten tut der Projektionsqualität keinen Abbruch.

Die »4K statt 2K«-Strategie sieht Sony im Übrigen auch durch die Produktionsseite begünstigt. Die US-Studios stellten nicht nur Filme wie »Ocean’s 12«, »Spiderman 3« oder »DaVinci Code« in 4K-Varianten für Kinoeinsätze bereit. 4K oder gar 6K beginnen aus Sicht von Sony auch in der Postproduktion Platz zu greifen, so dass hochaufgelöste Kopien in der Zukunft problem- und verlustlos herzustellen sind. Auch auf der Aufnahmeseite gibt es einen Trend zu 4K-Kamerasystemen: Dalsas neu angekündigte Kamera Evolution und Red One seien hier beispielhaft genannt.