Gimbal, Stabilizer, Test, Top-Story: 04.08.2022

Gimbal-Praxistest: DJI RS 3 Pro

Der Kamera-Stabilizer Ronin RS 3 Pro von DJI im Test. Lohnt sich der Umstieg?




Gimbal, RS 3 Pro, © Sas Kaykha
Die stärkeren Motoren konnten die Testkamera in allen Positionen frei bewegen und stabilisieren.
Praxis

Dass sich die Arme des RS 3 Pro automatisch verriegeln und sich der Gimbal einfährt, kann tatsächlich von Vor- oder Nachteil sein. Je nachdem wie man selbst dreht, wird man es lieben oder eben nicht.

Gimbal, RS 3 Pro, © Sas Kaykha
Man kann niemals vergessen, die Achsen zu entsperren.

Praktisch ist es, dass man dadurch niemals vergessen kann, eine der Achsen zu entsperren. Hat man allerdings viele zusätzliche Bauteile an der Kamera montiert, etwa das Lidar, den Fokusmotor und/oder anderes Zubehör, kann das automatische Zusammenklappen manchmal auch zumindest etwas angsteinflößend verlaufen — gerade wegen der ganzen Kabel.

Gimbal, RS 3 Pro, © Sas Kaykha
Zusammengeklappter Gimbal im Koffer.

Die längeren Arme merkt man dem Gimbal beim Transport hingegen kaum an, er lässt sich letztlich genauso einfach wie der RS 2 im Rucksack verstauen.

Als Testkamera hatten wir die GH5 von Panasonic, die durch den stabilisierten Sensor ein relativ kritischer Kandidat für den Gimbal ist. Aufgrund der Stabilisierung des Sensors mit Magneten treten fast immer Mikrowackler auf, egal ob die Stabilisierung an oder aus ist.

In unserem Test hatte ich die interne Stabilisierung der Kamera fast immer aus. Für die Praxis empfiehlt sich allerdings, IS oder IOS anzustellen, um ein möglichst ruhiges Bild zu bekommen.

Gimbal, RS 3 Pro, © Sas Kaykha
Häufiges Kontrollieren und Korrigieren der Balance — spiegelt sich direkt in den Aufnahmen wider.

Was wirklich viel Sinn ergibt, ist häufiges Kontrollieren der Balance — wenn man sich beim Ausbalancieren Zeit nimmt, spiegelt sich das auch direkt in den Aufnahmen wider.

Gimbal, RS 3 Pro, © Sas Kaykha
Das größere und hellere Display ist ein wirklicher Zugewinn, auch die Touch-Funktionalität funktioniert gefühlt besser.

Das größere und hellere Display ist ein wirklicher Zugewinn, auch die Touch-Funktionalität funktioniert gefühlt besser, alles macht einen durchdachten und aufgeräumten Eindruck. Auch den Verbindungsaufbau zu RavenEye oder dem Lidar-System empfand ich als einfacher.

Natürlich ist es immer etwas fummelig, über den gimbal-internen Bildschirm zu tracken, aber dadurch erspart man sich die Handy-Halterung oder weiteres störendes Zubehör am Gimbal.

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Seite 2: Überblick, Eckdaten
Seite 3: Praxis
Seite 4: Lidar, RavenEye, Video
Seite 5: Fazit

 

 

Gimbal, RS 3 Pro, RavenEye, © Sas Kaykha
Zusatzmodul RavenEye.
Lidar / RavenEye

Im Testvideo wollte ich auch RavenEye und Lidar bezüglich des Trackings miteinander vergleichen.

Gimbal, RS 3 Pro, © Sas Kaykha
Besonderes Augenmerk: RavenEye und Lidar bezüglich des Trackings.

Braucht man kein Fokus-Tracking — etwa wenn die Kamera/Objektiv-Paarung einen guten integrierten Autofokus bietet — stellt sich die Frage, welches System beim Objekt-Tracking besser funktioniert.

Wie auch bei der Gimbal-Kalibrierung ist es hier wichtig, im Vorfeld die richtigen Einstellungen zu treffen. Arbeitet man eher mit Tele-Objektiven, sollte man das Tilt Tracking auf jeden Fall abstellen.

Beide Systeme bieten auch eine Einstellung der Geschwindigkeit des Trackings. Bei Lidar-Stufe 1-3, RavenEye hat hier weitaus mehr und feinere Abstufungen.

Gimbal, RS 3 Pro, © Sas Kaykha
Geschwindigkeitseinstellung des Trackings.

Je nach Brennweite und Objektiv sollte man testen, welche Geschwindigkeitseinstellung am besten funktioniert. Bei langen Brennweiten wird man eher niedrige Werte nehmen. Es gilt, den perfekten Punkt zwischen »Geschwindigkeit reicht noch zum Tracken« und »Gimbal spielt nicht verrückt« zu finden.

Bei den Passagen im Testvideo, die mit Brennweiten zwischen 200 mm und mehr gedreht wurden, war die Geschwindigkeit von RavenEye beispielsweise auf 3 gestellt. Schon bei Stufe 5 hat das Bild angefangen zu wackeln.


Gimbal-Testvideo zum RS3 Pro von DJI mit Einblendungen, welche Brennweite verwendet und was genutzt/aktiviert wurde.

Lidar funktioniert laut DJI mit bis zu 14 m Reichweite, zum Tracking habe ich aber durchaus auch Objekte in mehreren hundert Metern Entfernung verwendet und es hat funktioniert. Natürlich war es aber ziemliche Detailarbeit, den Tracking-Punkt richtig zu treffen.

Gimbal, RS 3 Pro, © Sas Kaykha
Je nach dem verwendeten Equipment auf dem Gimbal …

Und hier offenbart sich der große Unterschied zwischen den beiden Tracking-Systemen: 
Dadurch, dass man bei RavenEye immer das Kamerabild auf dem Gimbal-Display oder Handy hat, sieht man das Bild auch mit der entsprechenden Brennweite. Das Bild von Lidar wird hingegen mit dessen eigener 30-mm-Kamera aufgenommen und auf den Gimbal gestreamt. Das erschwert natürlich das Auswählen weit entfernter Objekte ungemein, daher ergibt RavenEye ab einer gewissen Brennweite einfach mehr Sinn.

Lidar bietet übrigens eine Funktion, auf die viele gewartet hatten – das nachträgliche Re-Framing, wenn der Track aktiv ist. Dadurch kann man das Objekt so im Bild positionieren, wie man will.
Bei beiden Systemen braucht man übrigens nur mit dem weißen Kästchen über das gewünschte Objekt zu gehen, die vordere Taste des Gimbals drücken und schon wird getrackt.

Gimbal, RS 3 Pro, © Sas Kaykha
… und den aktuellen Drehbedingungen, muss man die gewählten Einstellungen nachjustieren.

Im gesamten Test habe ich mit RavenEye nie das Handy als Vorschau oder zum Tracken benötigt – der neue Bildschirm des RS 3 iPro hat dafür vollkommen ausgereicht und ist wirklich ein Zugewinn.

Ein Insider-Tipp noch, der sich eher dann erschließt, wenn man das Gerät selbst in den Händen hat: Über RavenEye wird jetzt das Kamerabild mit allen Informationen und Overlays auf dem Gimbal-Display dargestellt. Ich bin kurzzeitig fast verzweifelt, weil der Track zwar angenommen wurde (das weiße Kästchen wird dann grün), aber irgendwie nicht funktionierte. Irgendwann fand ich dann heraus, was der Knackpunkt war: RavenEye hat einfach das Fadenkreuz des Kamera-Displays getrackt. Die Overlays sollte man beim Tracken also tunlichst abschalten.

Was mir die Praxis weiterhin gezeigt hat: Da man bei Lidar ja den Ausschnitt über den Joystick oder Drehen des Gimbal-Griffes im entsprechenden Modus verändern kann, sollte man immer den Lock Mode aktivieren (etwa durch Gedrückthalten der vorderen Taste), weil man sonst dem Tracking entgegenwirkt und das Bild wackelt.

Da ich bei diesem Test größtenteils auf den Stabilisator der Kamera verzichtet habe und sich alles hauptsächlich im Telebereich abgespielt hat, sind kleine Bildruckler natürlich unvermeidbar. Erwähnt sei hierbei nochmals, dass diese kleinen Mikroruckler auch oft vom Sensor der GH5 kommen. Ein Einschalten des IBIS hätte etwas geholfen.

Gimbal, RS 3 Pro, © Sas Kaykha
Im Vergleich zum RS 2 fühlt sich der neue RS 3 wirklich stabiler an.

Grundsätzlich hatte ich aber in allen Gimbal-Tests mit den verschiedensten Kameras immer diese Mikroruckler, die meistens dann auftraten, wenn ein »Duckwalk« durch den Untergrund nicht möglich war, oder wenn ich schnell gerannt bin. Daher würde ein digitaler Kamera IS oder eine OIS der Optik hier gut helfen. Zusätzlich konnte ich die Ruckler fast immer mit 5 % Post-Stabilisierung in Premiere eliminieren.

Im Vergleich zum RS 2 fühlt sich der neue RS 3 wirklich stabiler an. Sowohl die Haptik des Gimbals als auch die Motoren in Verbindung mit dem neuen Algorithmus tragen hierzu bei. Mit schweren Objektiven war es mir beim RS 2 etwa im Low Mode nicht möglich, nach oben zu schwenken. Mit dem Nachfolger geht das jetzt problemlos.


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