Editing, Grading, Mastering, Postproduction, Software / IT, Test, Top-Story, VFX, Workflow: 25.08.2022

Praxistest: Post-Software DaVinci Resolve 18

Mit den Neuerungen der jüngsten Version der Postproduction-Software von Blackmagic konzentriert sich der Hersteller auf die Bereiche kooperativer Workflows und KI-Masken.





Masken und Effekte

Die KI-Funktionen dienen hauptsächlich dazu, automatisch bewegte Masken zu erstellen. Sie können vielfach dabei helfen, das Erstellen und Tracken von Masken für ein sekundäres Grading zu erleichtern.
Während es die Magic Mask, den Face Refinement Filter und den Surface Tracker nur auf der Color-Seite gibt, kann die Depth Map auch auf der Edit-, Fusion- und Color-Seite verwendet werden. Alle diese Optionen gibt es aber nur für Nutzer der Studio-Version, für Nutzer der kostenlosen Variante gibt es hier kaum Neuerungen.

Der einzige neue Effekt der kostenlosen Version ist der Fast Noise Effekt. Damit lassen sich schnell Effekte wie Hitzeflimmern, Wasserbewegungen oder Rauch und Nebel in eine Aufnahme integrieren. Damit das realistisch wirkt, sollte man diese Effekte doch eher subtil einsetzen, dann lässt sich aber einiges damit anfangen.

Blackmagic, DaVinci Resolve 18, Postproduction-Software, © Harrer
Der Fast Noise Effekt bietet einige Optionen, um dem Bild zusätzliche Bewegung zu verschaffen. Hier mit einer etwas übertriebenen Heat Haze.

Die Edge Detection, die es nur in der Studio-Version gibt, erkennt vermeintlich »scharfe Bildkanten«. So lassen sich leicht unscharfe Aufnahmen wirklich teilweise retten.

Blackmagic, DaVinci Resolve 18, Postproduction-Software, © Harrer
Der Filter Depth Map identifiziert die Tiefeninformationen und erstellt daraus eine Alphamaske.

Der herausragendste neue Filter ist die Depth Map, die sich auch gut mit dem Fast Noise Nebel kombinieren lässt, um eine dreidimensionaler Wirkung zu erzielen. Der Filter erstellt einen Alphakanal aus den Entfernungen im Bild. Die Anwendung anhand der Slider ist denkbar einfach und so lässt sich eine variable Tiefenmaske mit unterschiedlichen Ebenen und Transparenzen herstellen oder eine klar abgegrenzte mit einer deutlich transparenten Ebene.

Nur bei sehr feinen Details wie Haaren gibt es etwas Probleme, eine klare Trennung in der Maske herzustellen. Mit der Soften Funktion gibt es aber oft noch Möglichkeiten die größten Probleme in der Maske zu überdecken.

So spart man sich in vielen Fällen einen Tracker, sei es, um den Hintergrund getrennt vom Vordergrund zu bearbeiten, sei es für eine Farbkorrektur oder für einen Effekt, mit dem sich die Unschärfe des Hintergrunds verstärken lässt. Auf der Color- und Fusion-Seite funktioniert das über Nodes, auf der Edit-Seite kann es klassisch über Ebenen eingesetzt werden.

Die Funktion Magic Mask der Color-Seite erstellt Masken basierend auf Bildinhalten, die man einfach mit einem oder wenigen Strichen markiert. Die ausgewählten Inhalte werden dabei automatisch erkannt und maskiert.

Im Objektmodus erkennt die Magic Mask jetzt besser einzelne Gegenstände, um diese zu maskieren. Auch wenn die grundsätzliche Bedienung sehr einfach ist, gibt es doch sehr viel Möglichkeiten, die Maske zu verbessern und anzupassen. Das erfordert mehr Einarbeitung als mit der Depth Mask, bietet dennoch sehr viel schneller Ergebnisse, als wenn man einzelne Power-Windows mit Trackern kombiniert.

Blackmagic, DaVinci Resolve 18, Postproduction-Software, © Harrer
Der Filter Depth Map in der Maskenansicht auf der Color-Seite.

In der Refine-Sektion der Effekte soll das Face-Refinement nun noch besser funktionieren. Wie stark dieser Effekt ist, kann man aber nur schwer beurteilen, da der Filter auch bisher schon sehr gut funktionierte. Die einzelnen Bereiche eines Gesichts werden erkannt und getrackt. Die Weichzeichnung der Haut ist realistisch, ohne die Details im Gesicht zu zerstören. Das Ganze funktioniert besser als ein Power-Window mit einem reduzierten Midtone-Detail im Gesicht. Vor allem weil man die Augen einfach getrennt bearbeiten kann, um die Schärfe dort zu belassen oder diesen mehr Glanz zu verleihen. Das bietet sehr viel Einbringungsmöglichkeiten für Haut, Augen, Lippen, Stirn und Kinn. Das Tracking funktioniert gut, auch wenn es immer noch einige Zeit braucht, wenn sich die Person viel bewegt.

Blackmagic, DaVinci Resolve 18, Postproduction-Software, © Harrer
Der Filter Face Refinement erlaubt eine sehr detaillierte Retusche.

Eine weitere neue Compositing-Funktion, die es nur auf der Color-Seite gibt, und seltsamerweise nicht in Fusion, ist der Surface-Tracker.

Damit lassen sich Objekte auf komplexeren Untergründen wie Kleidung tracken und fast automatisch mit einer anderen Grafik ersetzen. Natürlich hat auch diese Funktion ihre Grenzen, so ist ein T-Shirt auch in perspektivischer Verzerrung kaum ein Problem, eine im Wind wehende Fahne allerdings schon.

Blackmagic, DaVinci Resolve 18, Postproduction-Software, © Harrer
Der Surface Tracker der Color-Seite verfolgt ein Objekt, dass sich dann mit einer Grafik ersetzen lässt.

Mit etwas Nacharbeit kann man aber sogar dies ganz gut in den Griff bekommen. Der Tracker ist nicht ganz selbsterklärend, aber nach kurzem Lesen im Handbuch ist er ganz gut zu verstehen.

Durch eine »Corner Pin«-Funktion lässt sich das getrackte Objekt auch gleich mit einer Grafik oder ähnlichem überdecken. Der Corner Pin ist dabei manchmal etwas schwer zu bedienen und die Grafik passt sich in extremen Fällen, wie einer sich schnell bewegenden Fahne, nicht immer ganz natürlich an.

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