Branche, Report, Top-Story: 27.07.2011

Musikprojekt »Synchronizing Berlin — Hong Kong«

Das Berliner Ensemble Adapter und das Hong Kong New Music Ensemble spielten zeitgleich in Berlin und Hong Kong und gaben dabei ein gemeinsames Konzert: Bild und Ton der jeweils anderen Location wurden zugeschaltet. Die IPTV-Technik, die dieses Synchronkonzert mit moderner E-Musik möglich machte, lieferte Teracue.

Bei »Synchronizing Berlin — Hong Kong« spielten in den beiden Metropolen gleichzeitig jeweils vier Musiker zwei Stücke moderner E-Musik, die speziell für diesen Zweck komponiert worden waren, Das parallele Spiel der beiden räumlich getrennten Ensembles ergänzte sich dabei zu einem gemeinsamen Konzert. Über eine dedizierte Standleitung wurde dazu per IP-TV an beiden Orten der Part des jeweils anderen Ensembles in Ton und Bild zugeschaltet.

Die Grundidee hierfür ist nicht vollkommen neu: Schon 1993 realisierte der Komponist und Dirigent Eberhard Schoener im Rahmen der Eröffnungsfeier der Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Stuttgart ein weltumspannnendes Konzert, bei dem Musiker aus fünf Kontinenten via Satellit zeitgleich mit Musikern im Gottlieb-Daimler-Stadion spielten.

Das Projekt »Synchronizing Berlin — Hong Kong« nutzte aber nicht nur eine ganz andere Technik, sondern war auch inhaltlich etwas anders gelagert: Neben den beiden unterschiedlichen Konzerterlebnissen vor Ort in Hong Kong und Berlin, gab es nämlich noch das kombinierte Erlebnis, das so nur im Internet zur Verfügung stand.

Das Konzert stellte letztlich auch ein Spiel mit Signallaufzeiten dar: In Berlin kam das Material aus Hong Kong mit Verzögerung an, der Berliner Teil erreichte dementsprechend Hong Kong verzögert: Die Konzertbesucher in Berlin und Hong Kong erlebten somit sozusagen dasselbe Konzert in zwei unterschiedlichen Versionen und nur im Internet war es möglich, auf alle visuellen und akustischen Komponenten des Konzerts gleichzeitig zuzugreifen.

Live-Event in Berlin und Hong Kong

Bei der Übertragung der AV-Daten zwischen Berlin und Hong Kong in Form einer IP-TV-Übertragung trat leitungsbedingt eine Verzögerung von etwa 230 Millisekunden auf. Die Komponisten der einzelnen Stücke »verlängerten« schon in ihren Kompositionen diese Verzögerung auf rund eine Sekunde – diese Verzögerung zwischen dem Spiel der beiden Ensembles war also bei der Aufführung der Musikstücke eingeplant.

Somit musste ein Encoder eingesetzt werden, der in der Lage war, die Laufzeit auch exakt auf dieses Maß einstellen zu können. Glcichzeitig musste er eine Übertragung ohne Schwankungen der Latenz garantierten, damit die vorgegebene Laufzeit stets exakt eingehalten wurde. »Wir entschieden uns für den Einsatz von ENC-200-Encodern von Teracue«, berichtet Produzent Michael Karl Schmidt. Mit diesen Encodern des deutschen Herstellers lassen sich Video- und Audiosignale im H.264-Format über IP-Netzwerke übertragen. Kamera- oder sonstige Videosignale, die in SD-Auflösung am Encoder anliegen, können live ins Internet oder in lokale IP-Netzwerke gestreamt werden. Das Signal, das am anderen Ende der Leitung ankommt, lässt sich mit Teracue-Software-Encodern des Typs XPlayer dekodieren und wiedergeben. In dieser Kombination konnten die Teracue-Geräte die technischen Anforderungen des »Internet-Konzerts« erfüllen.

Technisches Setup

In Hong Kong zeichneten vier und in Berlin zwei SD-Camcorder das Konzert auf. Die ENC-200-Geräte kodierten das Live-Bildsignal der Camcorder, der Ton wurde über Mikrofone abgenommen, als Summe kodiert und an den jeweils anderen Konzertort übertragen. Die Bilder der jeweils anderen Musiker waren auf Flachbildschirmen zu sehen, der Ton wurde über eine PA-Anlage eingespeist. »Die Qualität war erstaunlich gut«, urteilt Produzent Michael Karl Schmidt, »man hatte wirklich den Eindruck, dass die anderen Musiker mit im Raum sitzen.« Das erlebten offenbar auch die Zuschauer so, die Veranstaltung stieß auf großen Anklang und wurde mehrfach wiederholt.

Auswertung auf DVD

Neben den Konzerten, aus denen durchaus eine ganze »Synchronizing«-Reihe entstehen könnte, arbeiten die Macher derzeit an einer DVD-Auswertung. »Wir hatten während des Konzerts zusätzlich noch weitere Kameras mit umfangreichem Equipment im Einsatz. Das Bildmaterial, das dabei entstand, wird derzeit geschnitten und soll im Herbst auf einer DVD als Konzertmitschnitt angeboten werden«, kündigt Michael Karl Schmidt von Ping-Musik an.

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Infos zur Musik

Paul Friedrich Frick und Lam Lai sind die Komponisten der bei »Synchronizing Berlin — Hong Kong« aufgeführten Stücke. Paul Friedrich Frick arbeitet mit rhythmischen Strukturen elektronischer Tanzmusik, Beats und Loops, die aber mit klassischen Instrumenten gespielt werden. Als Techno- und House-Produzent ist er derzeit erfolgreich mit »Brandt Brauer Frick« und gestaltet Musik, bei der die technisch bedingte Zeitverzögerung des Internets als aktives musikalisches Element genutzt wird.

Lam Lai ist Komponistin in der Hong Konger Musikszene und kreiert neben instrumentaler Musik auch elektronische, visuelle und multimediale Arbeiten. Für das beschriebene Konzert verband sie Alltagsgeräusche mit instrumentalen Klängen und Videoelementen.

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