Formatüberschreitend und immersiv
Targo realisierte mit Kameratechnik von Blackmagic Design und mit DaVinci Resolve Studio ein immersives, dokumentarisches Projekt zum »D-Day« mit bisher unentdecktem Material.

Achtzig Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg deckte eine Tochter die unerzählte Geschichte ihres Vaters auf, der als Kameramann am D-Day im Einsatz war. Darum geht es in »D-Day: The Camera Soldier«, einer neuen Dokumentation, die von Targo in Zusammenarbeit mit Studios für Apple Vision Pro produziert wurde.

Das Studio für immersive Dokumentarfilme Targo hat den Film als eine Erzählung konzipiert, die sich fließend über verschiedene Formate hinweg bewegt und immersive Techniken als Teil eines sich weiterentwickelnden Storytelling-Toolkits einsetzt.
Durch die Mischung von 2D-Archivmaterial, räumlichem und immersivem Video und 3D-Interaktivität wollten die Filmemacher dem Publikum die emotionale und historische Wahrheit des Films näher bringen.
Trailer »D-Day: The Camera Soldier«.

»Wir sind heute in der Lage, uns zu fragen: ‚Welches Medium eignet sich am besten, um diesen speziellen Teil der Geschichte zu erzählen?’«, so Targo-Mitbegründerin und Regisseurin Chloé Rochereuil. »Zuvor haben wir in Silos gearbeitet – 360er Video, stereoskopisches Video, interaktive Szenen – jedes Format arbeitete unabhängig voneinander. Dieses Projekt überbrückt diese Formate und ermöglicht es uns, dasjenige zu wählen, das der Geschichte am besten dient.«

Diese Denkweise prägte jeden Aspekt der Produktion, von der Entwicklung einer kompakten, maßgeschneiderten Kameraausrüstung bis hin zur Gestaltung einer einheitlichen Postproduktionspipeline. »Eine der ersten Herausforderungen bestand darin, die richtige Ausrüstung zu finden: leicht, hochauflösend und robust genug, um das Geschehen zu verfolgen, ohne es zu stören«, so Produzent und Targo-Mitbegründer Victor Agulhon.
Bau eines räumlichen Rigs
Herkömmliche hochauflösende 3D-Rigs sind groß und schwerfällig, was sie für Dokumentarfilme in der Praxis schwierig macht. Für »D-Day: The Camera Soldier« entwickelte Targo ein miniaturisiertes Rig mit zwei Blackmagic Micro Studio Camera 4K G2, um das räumliche Filmmaterial aufzunehmen.

»Diese Kameras boten uns die richtige Balance: filmische Bildqualität mit einem kompakten, leichten Formfaktor«, so Agulhon. »Sie waren klein genug, um auf einem Lichtstrahlteiler montiert zu werden, so dass wir das System leicht bewegen und in Innenräumen, im Freien und sogar am Strand mobil bleiben konnten.«
Letztendlich kam es auf die Bildqualität, den Formfaktor und die Synchronisation der Sensoren an. »Die Micro Studio 4Ks waren die einzigen Kameras, die alle drei Aspekte in der von uns benötigten Weise zusammenbrachten«, so der immersive DP Mael Joanas.

Eine weitere Anforderung war die Synchronisation auf Sensorebene. »Bei einer 3D-Produktion führt schon eine kleine Verzögerung zwischen zwei Kameras zu Unbehagen beim Zuschauer«, so Immersive-DP Mael Joanas. »Die Micro Studio 4Ks boten uns zuverlässiges Genlock in einem kleinen Formfaktor, ohne dass wir an das Stromnetz angeschlossen werden mussten – ein entscheidender Faktor für die Arbeit vor Ort.«

Das kompakte Rigg eröffnete kreative Möglichkeiten. »Wir konnten in engen Räumen, zwischen Möbeln, in Kellern und ganz nah an unseren Motiven filmen«, so Rochereuil. »Ein herausragendes Beispiel ist eine wunderschöne Aufnahme, die den Effekt eines Dolly-Zooms imitiert, wobei die Kameras auf Slidern montiert sind. Wir konnten diese Entscheidungen nur treffen, weil das Rig so leicht und kompakt war.«

Agulhon fügte hinzu: »Wir wollten die Möglichkeiten des Vision Pro voll ausschöpfen und uns der Realität annähern. Diese Priorität war ausschlaggebend für die Entscheidung, Blackmagic-Equipment zu verwenden, das die filmische Schärfe und Tiefe bietet, die wir brauchen, um das immersive Erlebnis zum Leben zu erwecken.«
Postproduktion: DaVinci Resolve als Hub
Die Postproduktions-Pipeline für Dokumentarfilme musste die Flexibilität widerspiegeln, die Targo am Set benötigte, so Joanas. »Dies war das erste Projekt, bei dem wir den gesamten Workflow in DaVinci Resolve Studio zusammenführen konnten: Schnitt, Conforming, Grading und Delivery. So konnten wir die gesamte Video-Pipeline in einem einzigen Tool vereinheitlichen, die Anzahl der Variablen reduzieren und den Prozess um ein vertrautes Skill-Set herum zentralisieren.«

Da der Film interaktive Inhalte und CGI enthält, die letztendlich in die Echtzeit-Spielengine Unity einfließen, war es wichtig, alles, was mit Video zu tun hat, an einem Ort zu verwalten.

Einer der wertvollsten Aspekte der Arbeit mit DaVinci Resolve Studio war die native Unterstützung für stereoskopische 3D-Workflows. Die Möglichkeit, Anaglyphen-3D direkt in der Software anzuzeigen, machte Stereoanpassungen viel intuitiver.
»In der Vergangenheit war ein großer Teil unserer Pipeline für die Stereoausrichtung über verschiedene Tools verstreut. Bei ‚D-Day‘ haben wir den größten Teil davon in Resolve erledigt, was die Notwendigkeit von Roundtrips drastisch reduziert, die Zusammenarbeit verbessert und uns hilft, die visuelle Konsistenz zu wahren«, so Joanas.

Ein entscheidender Schritt nach vorn war die Möglichkeit, stereoskopisches Material mit einem herkömmlichen 2D-Workflow zu bearbeiten. »Wir arbeiteten im Wesentlichen in einer 2D-Umgebung mit gestapelten linken und rechten Bildern, die mit nur wenigen Klicks synchronisiert wurden«, so Joanas. »Dies ermöglichte uns die Bearbeitung von Stereovideo auf einem Monodisplay und den Export in Side-by-Side-Formaten für die Auslieferung.«
Ein weiterer bedeutender Vorteil war die Flexibilität, die DaVinci Resolve Studio räumlichen Videoproduktionen bietet, um mit Filmemachern zusammenzuarbeiten, die vielleicht nicht mit immersiven Workflows vertraut sind, sich aber gut mit traditionellen 2D-Pipelines auskennen, so Agulhon. »Da Schnitt, Farbe und Finishing innerhalb von Resolve erfolgen können, ist die Konsistenz zwischen den Abteilungen gewährleistet. Cutter und Coloristen konnten im selben Ökosystem arbeiten, so dass der gesamte Workflow trotz der einzigartigen stereospezifischen Schritte vertraut wirkte, was uns half, sowohl die Geschwindigkeit als auch die Qualität in der gesamten Postproduktion beizubehalten.«
Neue Sprache des immersiven Storytellings
Das Besondere an »D-Day: The Camera Soldier« ist, dass verschiedene Medientypen miteinander kombiniert werden, um die Geschichte zu erzählen. »Der Film beginnt mit 2D-Archivmaterial aus dem Zweiten Weltkrieg und geht in interaktive 3D-Echtzeitszenen über, die es dem Zuschauer ermöglichen, direkt in eine virtuelle Umgebung einzutauchen. Die Verwendung eines Spektrums von Medien in dieser Qualität innerhalb einer einzigen Erzählung war bisher einmalig«, so Rochereuil.
Wie ein roter Faden zieht sich das immer wiederkehrende 16:9-Bild durch den Film, das als visueller und emotionaler Anker dient. Jedes Mal, wenn es wieder auftaucht, erfüllt es eine andere erzählerische Funktion. Es hilft, das Publikum durch eine fortschreitende Dekonstruktion des traditionellen Rahmens zu führen und es tiefer in die immersive Erfahrung zu bringen.

Bei diesem Projekt wurde jedes Format, ob filmisch, räumlich oder interaktiv, bis zu seinem vollen Ausdruckspotenzial ausgereizt, wobei immer die menschliche Geschichte im Mittelpunkt stand.
»Die Arbeit an diesem Film unterstreicht den Wandel, der sich in den immersiven Medien vollzieht, da die Technologie so weit gereift ist, dass wir endlich wieder die Geschichte in den Vordergrund stellen können«, so Rochereuil.