Live, Sport, Top-Story: 17.07.2025

»Summit of Emotions«: Frauen-EM in der Schweiz

Fußball in der Schweiz, Regie in Deutschland: Wie ARD und ZDF die Frauen-EM remote produzieren.




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Die Frauen-EM wird in acht Stadien in der Schweiz ausgespielt.

Zum ersten Mal ist die Schweiz Gastgeberland einer Fußball-Europameisterschaft der Frauen. Noch bis zum 27. Juli spielen die verbliebenen Teams aus den Reihen der 16 EM-Teilnehmer um den begehrten Titel.

ARD und ZDF übertragen alle Partien der Frauen-EM live – im TV und im Stream. film-tv-video.de sprach mit den Technischen Leitern Horst Dünchem (ZDF) und André van Lengen (NDR) über die Produktion.

Remote und kompakt

Die beiden Sender arbeiten bei der Frauen-EM in hohem Maße remote: Die ARD nutzt dazu den SportHub in Köln, das ZDF das NBC in Mainz als Basis. Beide Sender nutzen dort jeweils eigene Studios. Insgesamt ist die Produktion der beiden Sender trotz unterschiedlicher Produktionsorte und -Studios eng verzahnt.

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Signalfluss: Eurovision Services statt IBC

Bei der Frauen-EM der Schweiz gibt es kein International Broadcast Center, wie man das von anderen größeren Sport-Events kennt. Stattdessen übernimmt Eurovision Services im Auftrag der UEFA die komplette Signalverteilung. Die acht EM-Stadien der Schweiz sind direkt mit einem zentralen Knotenpunkt in Genf verbunden, von dort aus werden die Signale je nach Broadcaster-Anforderungen weitergeleitet.

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Die Signale aus den acht Stadien in der Schweiz werden über den Eurovision Services Content Hub bereitgestellt.

Die Signale aus den acht Stadien in der Schweiz werden über den Eurovision Services Content Hub bereitgestellt und als seamless RTP-Streams (SMPTE 2022-7) in 1080p50 in Mainz empfangen. Die Anbindung des Content Hub ist über das nationale Leitungsnetz des ZDF ab POP Frankfurt (Telehaus Equinix FR-5) nach Mainz realisiert worden.

Pro Stadion werden neun verschiedene Feeds geliefert, darunter Worldfeed A und B (mit unterschiedlichen Inhalten und Interviews) sowie zusätzlichen isolated Feeds wie zum Beispiel Drohnenkamerabilder.

Alle Signale werden vom NBC in Mainz via Netinsight Nimbra 688 zum SportHub geroutet.

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Horst Dünchem, Technischer Leiter ZDF.

Für die Dekodierung der Streams kommen Sencore MRD 7000-Decoder zum Einsatz. Die Multicast-Feeds aus den Stadien werden täglich über das Eurovision Services Video IPath Panel auf die Decoder geschaltet, die mit festen Multicast IP-Adressen und Netzwerkeinstellungen vorkonfiguriert sind.
Horst Dünchem erläutert: »Im Gegensatz zu früheren Produktionen, wo bereits eine Woche vor Turnierbeginn alle Signale verfügbar waren, konnten wir die Eurovision Services-Signale erst am MD-1 (Match Day minus 1) testen. Das war etwas sportlich, aber es hat alles funktioniert.«

ARD im SportHub Köln, ZDF im NBC in Mainz

Die ARD arbeitet während der Fußball-EM im neugeschaffenen »ARD SportHub« auf dem Sportschau-Campus beim WDR in Köln. Diese zentrale und gemeinschaftliche Produktionsfläche für Sportevents wurde Anfang 2025 geschaffen, um zukünftig Innovation, Nachhaltigkeit und hohe Standards kosteneffizient an einem Standort zu bündeln.

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André van Lengen, Technischer Leiter ARD (NDR).

Während der Frauen EM unterstützt ein festes SportHub-Team den NDR, der innerhalb der ARD die Federführung der Produktion innehat. Das Gros des ARD-Teams hat seinen Arbeitsplatz deshalb in Köln. Eine crossmediale Redaktion arbeitet für die Sendungen aus dem Sportschau-Studio in Köln und produziert die Audio-Vollreportagen sowie den Content für Sportschau.de und die verschiedenen Socialmedia-Kanäle der Sportschau. Auch die Versorgung der ARD Mediathek und ARD Audiothek sowie der Drittplattformen wird vom SportHub aus geleistet.

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Die Frauen-EM verzeichnet einen Zuschauerrekord.

Die ZDF-Berichterstattung und die Onlineaktivitäten von der Fußball-Europameisterschaft der Frauen in der Schweiz wird zentral von der ZDF-Sendezentrale in Mainz gesteuert. Das betrifft sowohl die Studiopräsentation als auch Regie, Technik und Produktion.

Mainz ist auch der Signal-Hub für den Empfang der Host-Signale, mit denen die beiden Sender den Großteil des Programms bestreiten.

©ZDF, H. Dünchem
Regie in Mainz.
EM-Studios von ARD und ZDF

Sowohl die ARD als auch das ZDF betreiben an den Standorten Köln und Mainz jeweils eigene EM-Studios.

Die ARD berichtet aus dem Sportschau-Studio in Köln und nutzt dabei drei Ikegami-Kameras (HDK 79EX III), von denen eine auf einem Kran montiert ist. Im Studio sind drei LED-Wände platziert (Aoto M1.7, Pixel Pitch 1,78 mm). Sie werden per Watchout von Ikarus mit Inhalten bespielt. Die größere Wand hat eine Fläche von 8,64 * 2,4 m, die kleineren sind 3,84 bzw. 3,36 Meter * 2,4 m groß.

©NDR/Ben Knabe
WDR Studio mit Claus Lufen und Almuth Schult.

Das ZDF hat in einem der Räume des NBC in Mainz eine Präsentationsfläche mit einer angemieteten curved LED-Wand in der Größe von 13,42 * 3,43 m eingerichtet Sie weist einen Pixelpitch von 1,5mm auf. »Wir haben für die Bespielung der LED-Wand eine separate Subregie installiert . Damit können wir die Inhalte der Wand mit Grafikelementen, Live Elementen und Schaltgesprächen über ein angemietetes Mediensteuerungssystem (Dataton Watchout) steuern«, erläutert Horst Dünchem.

©ZDF/Ralph Orlowski
ZDF-Studio mit Kathrin Lehman und Sven Voss.

Das ZDF nutzt im Studio LDX135-Kameras von Grass Valley, zwei davon auf Pumpstativen, eine auf einem Kran und eine weitere, die an die Decke montiert ist.
Für die Typografik wird bei beiden Sendern auf Sportec Solutions im Zusammenspiel mit dem jeweiligen Grafiksystem zugegriffen.

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