»Summit of Emotions«: Frauen-EM in der Schweiz
Fußball in der Schweiz, Regie in Deutschland: Wie ARD und ZDF die Frauen-EM remote produzieren.
Spiele der deutschen Mannschaft
Bei den Spielen der deutschen Mannschaft setzen ARD und ZDF zusätzlich eigene Kameras ein:

Zwei Kameras sind am Spielfeldrand (Pitchside) für Interviews mit Experten, Fußballerinnen und dem Bundestrainer eingerichtet , eine Superflash-Kamera zeichnet Post-Match-Interviews auf.

»Mit einer drahtlosen Steadicam dürfen wir uns mit Genehmigung der UEFA am Mittelkreis bewegen«, sagt Horst Dünchem. Eine Reverse-Kamera (99x) ist für alternative Perspektiven gedacht, zudem ist noch eine zusätzliche Flash-Kamera im Spielertunnel platziert.

Für die Produktion dieser Bilder haben die beiden Sender den NDR-Übertragungswagen Ü2, den Broadcast Solutions gebaut hat, in die Schweiz geschickt. Das Fahrzeug ist remote an Köln und Mainz angebunden. Es arbeitet mit Micron-Technik von Riedel und produziert intern in 1080p50, gibt aber bei der EM ein 1080i25-Signal ab, weil in Köln und Mainz in diesem Standard produziert wird. »Im Ü-Wagen findet vor Ort lediglich das Kamera Shading statt. Die eigentliche Bildmischung findet remote in Mainz und Köln statt«, erläutert André van Lengen.

Da die klassischen Ü-Wagen-Funktionen remote abgewickelt werden, können die Räumlichkeiten des Ü2 anders verwendet werden.
»Den Rüstwagen nutzen wir für die Installation der Nimbra-Übertragungstechnik und gleichzeitig noch als Maske«, sagt André van Lengen, und im Ü2 selbst stehen Arbeitsplätze für Produktions- und Aufnahmeleitung zur Verfügung.

Kommentatorenanbindung: Zentrale Koordination über Mainz
Alle Kommentatorenplätze haben ARD und ZDF »fully equipped« gebucht, der Host-Broadcaster stellt Glensound-Systeme zur Verfügung.

Die Koordination aller Kommentatoren und Kommentatorinnen- sowohl ARD als auch ZDF – erfolgt zentral über Mainz, bevor die Signale nach Köln weitergeleitet werden. Dies gewährleistet einheitliche Ansprechpartner und standardisierte Line-Checks.
Audio: Innovative OSC-Steuerung
Erstmals setzen ARD und ZDF bei Remote-Produktionen standardisierte OSC-Befehle (Open Sound Control) für die Audiosteuerung ein. Diese Technologie kommt bei den Spielen der deutschen Nationalmannschaft zum Einsatz.

André van Lengen erläutert: »Das Stagetec-Avatus Tonpult im NDR-Übertragungswagen am Stadion wird von beiden Sendeanstalten ferngesteuert – von der ARD über eine Stagetec-Aurus Konsole in Köln und vom ZDF mittels Lawo-mc²96 Mischpult in Mainz.«

Die OSC-Integration ermöglicht essenzielle Funktionen wie Self-Monitoring und Freischaltung für Reporter vor Ort sowie Havarie-Umschaltungen. Die Vielseitigkeit der Produktionsweise soll sich auch bei der diesjährigen Leichtathletik WM-Produktion in Tokio beweisen, wo anstelle eines Übertragungswagen-Tonpults eine Audio-Venue-Box nahtlos integriert wird.
Der entscheidende Vorteil: Durch die standardisierten OSC-Befehle lassen sich verschiedene vorhandene Produktionsmittel flexibel verknüpfen, ohne auf Hardware eines Herstellers angewiesen zu sein. Diese Kompatibilität macht das Konzept sowohl effizient als auch kostensparend.

Live-Berichterstattung mit LiveU
Sowohl ARD als auch ZDF setzen vor Ort mobile EB-Teams ein, die ihre Inhalte über Live-U-Systeme nach Mainz oder Köln schicken. Dazu sind jeweils bei beiden Sendern Live-U-Server in Betrieb, das Signal-Routing findet für senderübergreifendes Material per LiveU-Matrix statt.

In allen Stadien sind an den Interviewpositionen Datenverbindungen gebucht, um eine stabile Übertragung per LiveU zu gewährleisten. Die Übertragung nur auf mobilen Daten zu bauen, ist in den stark ausgelasteten Netzen in Stadien zu riskant.
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