»Summit of Emotions«: Frauen-EM in der Schweiz
Fußball in der Schweiz, Regie in Deutschland: Wie ARD und ZDF die Frauen-EM remote produzieren.
Herausforderungen Latenzen
Die Remote-Produktion bringt es mit sich, dass unterschiedliche Latenzen bei den Laufzeiten von Signalen berücksichtigt werden müssen.

So liegt z.B. der Laufzeitunterschied zwischen dem Worldfeed über Contenthub und dem Kommentatormikro über Audiocoder bei über zwei Sekunden. Auch im Studio müssen Latenzen der LED Wand und Zuspieler berücksichtigt und angepasst werden. Somit können auch Schaltgespräche synchron über die LED Wand abgewickelt werden.
»Im Zuge der Remote Produktion ist es für uns mittlerweile schon zum Standard geworden, dass wir die verschiedenen Signalwege täglich abstimmen und anpassen «, erklärt Horst Dünchem.

Rückleitung und Monitoring
Auch für die Reporter und Reporterinnen spielen Latenzen eine wichtige Rolle, insbesondere natürlich bei den Return Feeds.

Bei den Spielen der deutschen Mannschaft gibt es daher eine schnelle Rückleitung zum Ü-Wagen (ca. 500 bis 700 ms) und somit eine akzeptable Latenz.
Bei den Spielen ohne deutsche Beteiligung setzt die ARD auf SRT-Streams, die die Reporter auf einem iPad verfolgen können. »Das sind aber reine Ansichtswege«, so André van Lengen, nicht gedacht, um darauf live zu kommentieren.
Schnitt und Post
Im Schnitt und in der Postproduktion greifen ARD und ZDF auf die vorhandenen Strukturen in Köln und Mainz zu.

Im SportHub Köln schneidet das Team mit acht älteren Quantel-Maschinen. Dabei kann sich die Redaktion am DFB-Hauptquartier in Zürich per MS-Teams zuschalten und Voice Overs via SessionLink mit dem Synchronstudio im SportHub produzieren. Zusätzlich wird im Social-Bereich mit sieben Adobe Premiere-Schnittplätzen gearbeitet.

Aufgrund der unterschiedlichen Schnittsysteme nutzt der SportHub auch unterschiedliche Infrastrukturen im Ingest: So gibt es 25 Ingestkanäle über Quantel-Server für die Quantelschnittplätze und 34x Ingestkanäle über drei EVS VIA Server für die Premiere-Edits und Clipping für diverse Ausspielwege.
Eine große Rolle spielt EVS-Technik auch in der Regie B im SportHub. Dort sind drei EVS-Via-Server für Highlight-Schnitt, Interviews, Analysen und Reviews im Einsatz.

In Mainz arbeitet das ZDF mit einer Kombination aus Avid und EVS-Geräten. Insgesamt werden sechs Avid Media Composer im Zusammenspiel mit Avid Nexis mit Interplay-Integration (MediaCentral Production Management) für den Schnitt genutzt.

Für die Speicherung des Materials stehen hier 460 Terabyte zur Verfügung. Bereits im vergangenen Jahr hat das ZDF beim verwendeten Codec von DNxHD auf XAVC Intra umgestellt und arbeitet auch bei der EM damit. Zudem nutzt das ZDF sechs EVS-Via-Server mit insgesamt 42 Ingest und 18 Playout Kanälen für verschiedene Aufgaben: Ein Server wird dediziert für die LED-Wandbespielung genutzt, einer fürs Playout der Live-Sendung, einer für die Interviews, einer für Highlights und zwei weitere für den Ingest.

Jikanba – visueller Ressourcenplaner
Der webbasierte Ressourcenplaner »Jikanba«, der im technischen Planungsteam des NDR entwickelt wurde, ist bei ARD- und ZDF-Großevents seit 2021 im Einsatz.

Er ermöglicht es Disponenten, sämtliche Ressourcen projekt- und benutzerspezifisch zu koordinieren – von Schnittplätzen über EB-Teams bis hin zu Ingestkanälen, Off-Tubes und Personal.
Die intuitive Plattform macht alle eingetragenen Aufträge für das gesamte Team jederzeit und überall verfügbar: ob am stationären Arbeitsplatz oder mobil unterwegs über das Smartphone. So behält jedes Teammitglied den Überblick und kann flexibel auf aktuelle Entwicklungen reagieren.
Fazit
Die Fußball-Frauen-EM 2025 zeigt, dass innovative Produktionskonzepte nicht zwangsläufig revolutionäre neue Technologien erfordern.

Vielmehr liegt der Schlüssel zum Erfolg in der intelligenten Integration bewährter Systeme zu effizienten Gesamtlösungen. Die dabei entwickelten Workflows und Erfahrungen werden ARD und ZDF für die Herausforderungen der nächsten (Remote-) Großereignisse nutzen können.
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