Kamera, Test, Top-Story: 01.09.1999

Déja Vu

Mit dem AJ-D400 schickt Panasonic einen DVCPRO-Camcorder ins Rennen, der weitgehend dem AJ-D700 entspricht. Aber der deutlich niedrigere Nettopreis von 20.500 Mark macht den Beinahe-Zwilling deutlich attraktiver.

Fast 10.000 Mark ist der Panasonic AJ-D400 günstiger als sein Bruder, der AJ-D700. Auf den ersten Blick sind die beiden Camcorder kaum zu unterscheiden, aber es gibt einige Abweichungen: Dem AJ-D400 fehlt der PCMCIA-Slot, mit dem sich beim 700er die eingestellten Kameraparameter auf Speicherkarten ablegen lassen. Auch die zweite Kopfhörer-Buchse an der Gerätefront sucht man am AJ-D400 vergebens. Und einen Multipin-Connector, den man aber ohnehin nur für spezielle Timecode- und Audio-Anforderungen benötigt, haben die Panasonic-Ingenieure beim 400er ebenfalls eingespart.

Das Weglassen dieser wenigen Features kann aber die stattliche Preisdifferenz von fast 10.000 Mark zwischen AJ-D700 und AJ-D400 keinesfalls vollständig erklären. Das wird noch deutlicher, wenn man in die Zubehörliste des Camcorders schaut: Wer den Multipin-Connector unbedingt braucht, kann ihn zusammen mit einer 26-poligen Buchse für den Anschluß externer Recorder nachrüsten. Den passenden Bausatz bietet Panasonic zum Nettopreis von 940 Mark an. Bleiben rein rechnerisch exakt 8.550 Mark für den PCMCIA-Slot und die zweite Kopfhörerbuchse beim AJ-D700.

Spätestens hier wird klar, daß Panasonic mit dem AJ-D400 eine leicht verbrämte Preisreduktion für seinen 1/2-Zoll-DVCPRO-Camcorder durchgeführt hat. Daran hat indirekt auch Sony mitgewirkt, denn der DVCAM-Camcorder DSR-300 des Panasonic-Rivalen hat die Preisbarriere von 20.000 Mark sogar unterschritten. Da mußte Panasonic mit dem AJ-D400 ein vergleichbares Gerät zumindest in einer ähnlichen Preiszone offerieren. So können letztlich auch Panasonic-Kunden von der Sony-Preispolitik profitieren.

Der AJ-D400 ist ein 3-Chip-Camcorder mit 1/2″-FIT-CCDs. Er arbeitet mit 10-Bit-Signalverarbeitung und schreibt die Bild- und Tondaten im digitalen DVCPRO-Format auf Midsize-Kassetten. Die 10-Bit-Signalverarbeitung stellt sicher, daß die Bildinformationen der drei CCD-Chips mit hoher Qualität weiterverarbeitet werden, bevor die DV-typische Datenreduktion erfolgt und die Signale aufs Band gelangen.

Der AJ-D400 bietet zweikanalige Tonverarbeitung. Zwei getrennte Signale können parallel verarbeitet und manuell oder automatisch ausgesteuert werden. Vorne am Gerät gibt es eine Mikrofonbuchse, die hinteren XLR-Anschlüsse lassen sich zwischen Mikrofon- und Line-Betrieb umschalten. Im Einstellmenü läßt sich kanalweise ein Hochpaßfilter zuschalten, das beispielsweise Windgeräusche reduziert. Auch eine Emphasis-Schaltung steht zur Verfügung, die für mehr Präsenz im Mittenbereich sorgt. Ein Limiter läßt sich ebenfalls im Menü aktivieren.

Die Bildqualität des AJ-D400 erfüllt die Erwartungen, die man an ein solches Gerät haben darf: Die gute Auflösung sorgt für scharfe, gut durchgezeichnete Bilder, die der AJ-D400 nur mit sehr wenig Rauschen belastet. Auch das Zeilenflimmern und Alias-Effekte, wie man sie bei allen Camcordern gelegentlich an leicht geneigten, horizontalen Bildkanten beobachtet, hat der AJ-D400 gut im Griff und begrenzt sie auf ein Minimum.

Die Empfindlichkeit des AJ-D400 gibt Panasonic mit Blende 8 bei 2000 Lux an. Ein recht guter Wert, den der Camcorder im Praxistest mit soliden Bildleistungen untermauerte.

Der AJ-D400 ist das Ergebnis einer simplen Gleichung: AJ-D700 minus drei Features. Bei der Bild- und Tonqualität steht der AJ-D400 dem AJ-D700 in nichts nach. Und ebenso wie der AJ-D700 ist auch der AJ-D400 am besten für Anwender geeignet, bei denen Kamera-Arbeit eher die Regel als die Ausnahme ist. Panasonic konzipierte den AJ-D400 als robustes Arbeitsgerät für den regelmäßigen Nutzer. Die Anforderungen eines sporadischen Filmers, der sich am liebsten auf vollautomatischen Betrieb verläßt, werden weniger gut erfüllt.
Generell gilt: Wer sich etwas intensiver mit diesem Gerät auseinandersetzt und mit der Materie vertraut macht, kann enorm viel aus diesem Camcorder herausholen. Dann ist der AJ-D400 sein Geld wert und das Preis/Leistungs-Verhältnis stimmt.

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