Objektiv: 13.02.2023

»Glass Onion« gedreht mit Zeiss Supreme Primes

DoP Steve Yedlin erläutert, warum er sich bei »Glass Onion« für Zeiss Supreme Primes und Cinema Zooms entschied.

Glass Onion, © John Wilson/Netflix
Daniel Craig spielt den Detektiv Benoit Blanc.

»Glass Onion: A Knives Out Mystery« ist sozusagen die zweite Folge eines Kriminalfilms mit Daniel Craig als Hauptdarsteller, Rian Johnson als Drehbuchautor und Regisseur sowie Steve Yedlin als DoP.

Glass Onion, Logo, © Netflix
»Glass Onion« lief im November 2022 eine Woche in ausgewählten Kinos, seit Dezember 2022 steht der Film auf Netflix zur Verfügung.

Die erste Folge namens »Knives Out – Mord ist Familiensache« lief bevorzugt im Kino, bei der zweiten und der schon angekündigten dritten Folge hat Netflix die Rechte erworben. Weltweit lief »Glass Onion: A Knives Out Mystery« daher ab dem 23. November 2022 nur für eine Woche in ausgewählten Kinos, seit dem 23. Dezember 2022 steht der Film auf Netflix zur Verfügung.

Steve Yedlin, DoP, © Zeiss
Steve Yedlin, DoP.

Im Folgenden finden Sie einen Text und ein Video, die auf einem Gespräch von Steve Yedlin mit Zeiss basieren.

Der DoP Steve Yedlin und der Regisseur Rian Johnson arbeiten schon seit ihren späten Teenagerjahren zusammen und sie inspirieren sich und treiben sich kreativ gegenseitig an. Yedlin hat alle Spielfilme von Johnson gefilmt, insbesondere auch »Looper« und »Star Wars Episode VIII: Die letzten Jedi«. Auch »Glass Onion« realisierten die beiden gemeinsam.

Synopsis

Mit der Rückkehr von Benoit Blanc (gespielt von Daniel Craig) folgt der unterhaltsame, rasante Krimi dem Detektiv auf eine fiktive griechische Insel, wo Blanc sozusagen Schicht um Schicht der Intrigen um den narzisstischen Tech-Milliardär Miles Bron (gespielt von Edward Norton) aufdeckt — wie bei einer Zwiebel.

Glass Onion, © John Wilson/Netflix
Steve Yedlin mit einem Motivsucher und Zeiss Cinema Zoom.
Dreharbeiten

Über die Jahre der Zusammenarbeit haben Yedlin und Johnson so etwas wie ein eigenes »kreatives Steno« entwickelt. »In der Vorbereitungszeit verbringen wir nicht viel Zeit damit, über Referenzen zu sprechen, weil wir bereits wissen, dass wir uns im Geschmack einig sind«, erzählt Yedlin. »Wir nutzen die Vorbereitungszeit vielmehr, um wirklich tief in die Szenen einzutauchen und zu designen, wie wir sie realisieren wollen.

Für die Planung der Bewegungen und die Auswahl der Brennweiten nutzten sie dabei zwei Motivsucher mit Cinema-Zooms.

Glass Onion, © John Wilson/Netflix
Das Team entschied sich, mit einer Arri Alexa Mini LF zu drehen, bestückt mit Zeiss Supreme Primes und Cinema Zooms.

Das Team entschied sich schließlich, mit einer Arri Alexa Mini LF zu drehen, bestückt mit Zeiss Supreme Primes und Cinema Zooms.

Glass Onion, © John Wilson/Netflix
Regisseur Rian Johnson am Set.

Für Yedlin war »Glass Onion« die erste Erfahrung mit diesen Optiken. »Für mich soll nicht das Objektiv selbst ein visuelles Statement abgeben, sondern es ist ein Werkzeug, mit dem ich meinen eigenen visuellen Stil entwickeln kann. Ich liebe die Zeiss-Objektive — aber nicht, weil sie dem Film einen bestimmten Charakter verleihen, den ein anderes Objektiv nicht hätte«, erklärt er. »Ihre optische Abbildungsleistung ermöglicht es uns hingegen, auf andere Weise kreativ zu sein. Sie gibt uns die Freiheit, zu tun, was wir wollen, weil diese Objektive sozusagen alles in sich tragen, was ich mir von einem Objektiv wünsche. Und in der Folge können wir viel mutiger agieren.«


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Glass Onion, © John Wilson/Netflix
Standfoto von »Glass Onion«.

Dabei verweist Yedlin etwa auch auf die Lichtgestaltung. »Flares fallen bei den Supremes sehr begrenzt aus. Wenn man das Objektiv absichtlich mit Licht überfrachtet, kann man Flares provozieren, aber sie bleiben auf einen lokalen Bereich um das Objekt herum begrenzt — während andere Objektive in solchen Fällen oft das gesamte Bild buchstäblich auslöschen. Jetzt können wir etwa eine sichtbare Leuchte im Bild so verwenden, dass sie die Szene tatsächlich beleuchtet — anstatt nur so zu tun, als ob wir eine sichtbare Leuchte hierfür verwenden, während in Wahrheit tatsächlich eine ganz andere Leuchte die Szene beleuchtet.«

Dynamische Bewegungen und eine kontrollierte, bewusste Kameraführung prägen den Film. »Die Idee ist immer, die Geschichte auf die bestmögliche visuelle Weise zu erzählen und nicht durch ‚Poser‘-Kamerabewegungen davon abzulenken«, erklärt er. »Wir lieben gut durchgestaltete Dolly-Bewegungen, im Gegensatz zu weitläufigen Handheld- oder Steadicam-Bewegungen, bei denen man nicht weiß, was passieren wird.« Ein Beispiel dafür ist die Schlüssel- und Höhepunktszene im Atrium: Blanc enthüllt auf dramatische Weise, was er herausgefunden hat, während die Kamera durch die kipplig positionierten Glasskulpturen des Sets fährt, was die visuelle Spannung noch verstärkt.

Glass Onion, © John Wilson/Netflix
Standfoto von »Glass Onion«.

Obwohl Yedlin und Johnson Dollys eigentlich bevorzugen, erforderten andere Schlüsselaufnahmen dramatische Höhenveränderungen. Yedlins Crew war aber sehr genau darauf bedacht, auch die Kranfahrten voll in ihren visuellen Ansatz zu integrieren. »Wir hatten einen absolut fantastischen Dolly-Grip, Jax, der in der Lage war, Dinge zu tun, die sich wie ein solider, selbstbewusster Dolly anfühlten, obwohl der Kran eigentlich eine Menge freier Achsen hatte«, erklärt er. »Wir lieben definierte, handwerklich ausgefeilte und lebendige Kamerabewegungen, die auch zum Schneiden geeignet sind. Die Idee, wie alles zusammengeschnitten wird, ist immer integral vorgedacht.«

Glass Onion, © John Wilson/Netflix
Regisseur Rian Johnson und Hauptdarsteller Daniel Craig sehen sich am Set Szenen an.

Das Team nutzte die Zeiss Extended Data Technologie, beginnend von der Anzeige am Set bis hin zur Postproduktion. Mit seinem ausgeprägten, technischen Verständnis dankt Yedlin auch »der harten Arbeit der Leute von FotoKem, die einen speziellen Code geschrieben hatten, um unsere einzigartige Pipeline zu realisieren.«

Glass Onion, © John Wilson/Netflix
Standfoto von »Glass Onion«.

Yedlin fügt seinen Filmen nämlich in der Postproduktion gerne benutzerdefinierte Verzerrung/Kurvaturen hinzu. Da die Zeiss Supreme Primes und Cinema Zooms nur eine geringe Eigenverzeichnung aufweisen, ist das Hinzufügen einer idealisierten Kurvatur in der Post relativ einfach.

FotoKem nutzte hierfür die Objektiv-Metadaten, um diesen Prozess zu beschleunigen. »Wir brauchten dafür keinen Menschen, der sich durch die Kameraberichte wühlte, um das alles herauszufinden. (…) Man erhält ein sauberes Bild und kann dann eingreifen, ohne im Vorhinein schon durch das Objektiv festgelegt zu sein«, erklärt Yedlin.

Wieder einmal sind Yedlins und Johnsons fesselnde Kameraführung und visuelle Erzählung ein Erfolg: »Glass Onion« liegt aktuell immer noch in der Top-Ten-Filmliste von Netflix — global und in Deutschland.


Ein Zusammenschnitt aus dem Gespräch mit Steve Yedlin, ergänzt mit einigen Filmausschnitten und Beispielen aus »Glass Onion«.