Messe: 14.09.2008

IBC2008: Techniktrend 3 Gbps

Bei Kameras und Software-Produkten muss man sich mit immer kürzeren Produktzyklen wohl abfinden. Aber wer heute im Broadcast-Bereich in Infrastrukturprodukte und Netzwerke investiert, der plant natürlich für längere Zeiträume und will selbstverständlich eine gewisse Zukunftssicherheit erreichen. Deshalb setzt sich hier zunehmend 3-Gbps-Technik durch.

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Wann das Arbeiten mit 1080p-Signalen Normalität sein wird, darüber gehen die Meinungen auseinander. Dass aber 1080p erstrebenswert ist und die beiden derzeitigen Lager der 720p- und 1080i-Verfechter versöhnen wird, darüber herrscht weitgehende Einigkeit. Wenn man also heute in den Bau größerer Studio- und Sendekomplexe investiert, liegt es nahe, zumindest zu versuchen, Reserven einzuplanen, falls 1080p doch schneller kommen sollte, als erwartet. Um aber 1080p in Studioqualität innerhalb einer Produktionsstätte vernünftig verteilen zu können, braucht man die 3-Gbps-Technik.

Es gibt aber eine Einschränkung: heute wird nur in ganz wenigen Ausnahmefällen mit 1080p gearbeitet wird, und 1,5 Gbps reichen eigentlich aus. Zudem sind 3-Gbps-fähige Geräte deutlich teurer. Es steht sich also die Frage: Soll man Projekte heute lieber mit 1,5 Gbps realisieren und dabei aktuell etliches Geld sparen, oder lohnt es sich doch, schon jetzt in die teurere 3-Gbps-Infrastruktur zu investieren, auch wenn man sie derzeit noch gar nicht braucht? Schließlich werden bei größeren Installationen öfter mal einzelne Endgeräte ausgetauscht, aber die grundlegende Infrastruktur bleibt bestehen.

Dieses Dilemma wollen einige Hersteller lösen, auch um die Blockade von solch grundlegenden Überlegungen auf viele Investitions- und Installationsprojekte zu lösen. Dabei wird nun öfter ein Modell ins Spiel gebracht, das in anderen Bereichen schon zur Stimulation des Wechsels von SD zu HD genutzt wird. Thomson Grass Valley entdeckte es für seine Studiokameras, und Quantel brachte es bei Postproduction-Systemen ins Spiel: Buy now, HD later. Der Kunde kann dabei eine HD-fähige, aber zunächst auf SD-Auflösung begrenzte Lösung kaufen und zahlt dafür auch einen niedrigeren Preis, er kann aber jederzeit auf HD aufrüsten und muss dafür nur eine Freischaltgebühr zahlen.

Auch Omneon ist nun soweit: Der neue Mediaport (so nennt Omneon die I/O-Bausteine für seine Server-Architekturen) mit der Bezeichnung 5220 ist eine limitierte SD-Einheit, die per Software-Key auf HD-Betrieb erweitert werden kann.

Und nun ist dieses Modell analog auch für den Schritt von 1,5 Gbps auf 3 Gbps verfügbar: Harris etwa bietet bei bestimmten Geräten die spätere kostenpflichtige Freischaltung von 3-Gbps-Funktionalität an.

Das scheint ein gangbarer Weg zu sein, der schließlich auch in ganz anderen Bereichen schon funktioniert hat: Gedrosselte Motorräder, deren Motorleistung künstlich reduziert wurde, um in eine günstigere Steuer- und Versicherungsklasse zu kommen, stellen letztlich das gleiche Prinzip dar. Die werden allerdings öfter auch auf volle Leistung gebracht, ohne dass dann höhere Abgaben dafür bezahlt werden…

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