Branche: 08.06.2002

Digital Behaviour in Köln: Ein Anfang ist gemacht

Zum ersten Mal findet in diesem Jahr die Kongressmesse Digital Behaviour statt. Schon seit Dienstag 04. 06. 2002 läuft der Kongressteil, seit Donnerstag hat auch der Ausstellungsteil seine Pforten geöffnet. Bis einschließlich Samstag den 08. 06. 2002 läuft die Veranstaltung noch. Nach dem ersten Tag der Ausstellung lässt sich als erstes Resümee zusammenfassen: ein Anfang ist gemacht.

Veranstaltungsort der Digital Behaviour ist das Coloneum in Köln, ein Neubau-Komplex mit TV-Studios und Büroräumen, in dem sich verschiedene Medienbetriebe angesiedelt haben: Kein typischer Messeort also, sondern ein Medienzentrum, wenn auch eines, das teilweise noch unfertig ist und das noch die eine oder andere Lücke hat.

Mit der Ortswahl wollte der Veranstalter ein Zeichen setzen, klar machen, dass dies eine Ausstellung und ein Kongress neuen Typs sein sollen. Und der teilweise unfertige Baustellencharakter des Coloneums kann auch in anderer Weise als Zeichen für die Digital Behaviour gesehen werden: Ein tragfähiger Rahmen steht, nun muss er noch mit Leben gefüllt werden.

Der Anspruch ist dabei hoch: Die Digital Behaviour soll nach dem Willen des Veranstalters Reed Exhibitions Deutschland GmbH zu einer europäischen Leitmesse ausgebaut werden, das unterstrichen Reed- Geschäftsführer Hans-Joachim Erbel und Projektleiter Metin Ergül.

Dass bis dahin noch ein gutes Stück Weg zurück gelegt werden muss, war bei der Eröffnungs-Pressekonferenz letztlich allen Beteiligten klar. Die konjunkturellen Bedingungen, die Auftragslage und die allgemeine Stimmung in der Medienbranche waren eigentlich eher ungünstig, um eine neue Messe zu veranstalten. Doch trotz dieser widrigen Randbedingungen hielt Reed am Konzept fest. Hagü Schmitz vom Projekt-Management der Digital Behaviour fasst die Kernelemente der Digital Behaviour so zusammen: Der kreative Prozess, die Content Creation, ist heute eng mit dem Medien-Management und der Distribution verknüpft. Diese Bereiche wirken immer intensiver aufeinander ein, deshalb muss ein zeitgemäßes Messekonzept diesen integrativen, ganzheitlichen Ansatz widerspiegeln.

Das betrifft auch die Zielgruppen einer solchen Messe. Deutlich wird das im Kongressprogramm, das sich mit unterschiedlichen Sektoren an die Kreativen und Designer einerseits aber auch an die Manager und Kaufleute der Branche wendet. Mit diesem Ansatz unterscheidet sich die Digital Behaviour von anderen Messen, auch von der Siggraph in den USA, die immer wieder als US-Vorbild der Digital Behaviour genannt wird, was aber im Kern so nicht zutrifft.

Um die Digital Behaviour langfristig zu etablieren, will sich Reed auch in den kommenden Jahren ins Zeug legen und, so Hans-Joachim Eberl, »als der größte private internationale Messeveranstalter (…) das größte globale Marketing- und Vertriebsnetzwerk aller Messeorganisationen weltweit« nutzen.

Das beste Messekonzept steht und fällt mit der Zahl der Besucher und Aussteller. Zu den Besucherzahlen lässt sich natürlich erst nach Messeende genaueres sagen, für den Kongress mit seinen insgesamt rund 110 Vorträgen und Workshops haben sich aber laut Hersteller schon 900 Besucher im Vorfeld akkreditiert. Insgesamt werden zu Ausstellung, Workshops und anderen Events zwischen 3.000 und 5.000 Besuchern erwartet.

Einige Aussteller kamen schon während der Eröffnungs-Pressekonferenz zu Wort, die Marketing-Manager erläuterten die Gründe ihrer Unternehmen für die Teilnahme an der Digital Behaviour und die Erwartungen, die sie damit verbinden. Ralph Weiss von Macromedia hob hervor, dass die Idee überzeugte, außerhalb einer typischen Messe-Umgebung mit Partnern wie Discreet Hands-On-Workshops, Real-Live-Demos und Kongressbeiträge anzubieten. Michael Dalock-Schmidt von Avid wies darauf hin, dass bei der derzeitigen Marktlage die Entscheidung für eine neue Messe nicht leicht fiel. Das Messekonzept der Digital Behaviour, die Integration von Mecon und Animago und die inhaltliche Ähnlichkeit der Messe mit der derzeit laufenden Avid-Europa-Tour gaben dann den positiven Ausschlag. Außerdem sieht Dalock-Schmidt einen klaren Bedarf für eine solche Veranstaltung in Deutschland. Thomas Müller von Discreet sieht in der Digital Behaviour Chancen, aber auch ein recht großes Risiko für den Veranstalter und die Aussteller. Weil aber auch Discreet einen Bedarf für eine solche, eigentlich schon lange erwartete Messe in Deutschland sieht, entschied man sich, Partner zu suchen und mit zu machen.

Tatsächlich ist Discreet mit dem größten Stand in der Ausstellung vertreten, präsentiert mit Unterstützung von Panasonic, Intel, SGI und anderen alle Neuheiten der NAB, auch aus dem High-End-Bereich, gibt in einer Demo-Suite Previews auf Version 5 seiner Animations-Software 3ds max und stellt ein neues Produkt namens Plasma vor. Es basiert auf der Architektur von 3ds max, ist jedoch im Unterschied dazu für Web-Output von Animationen optimiert und mit einem Preis von 850 Euro auch deutlich günstiger. Avid zeigt die Version 6.0 seiner DS-Produktfamilie für High-End-Postproduction, die Animations-Software XSI 2.0 und Xpress DV 3.0 für das neue Apple-Betriebssystem MacOS X, das ab Ende Juni 2002 verfügbar sein soll. Media100 ist ebenfalls mit einem stattlichen Stand vertreten, um sein neues System 844/X zu demonstrieren.

Die Digital Behaviour bietet also weit mehr als ausschließlich Animations- oder Web-Design-Software, was der Messe im Vorfeld teilweise nachgesagt wurde. Vielmehr schafft sie an vielen Stellen den Cross-Over, zeigt die Querverbindungen in der Medienproduktion auf.

Was präsentiert wird ist interessant, und die teilnehmenden Firmen sind recht positiver Stimmung und zeigen guten Willen. Dennoch bleibt eines unbestreitbar: In der ohnehin recht übersichtlichen Ausstellung der Digital Behaviour klaffen etliche Lücken, das Bild der Branche ist zumindest in diesem Bereich noch nicht rund. Einige Aussteller blieben der Messe fern, obwohl sie es im Vorfeld anders angekündigt hatten. Hier ist sicher noch etliches zu tun, um die angestrebte europaweite oder internationale Bedeutung der Digital Behaviour zu erreichen. Aber das kann beim nächsten Mal schon ganz anders aussehen, denn es wurden schon zahlreiche Spähtrupps potenzieller Aussteller gesehen, die in diesem Jahr das Terrain sondierten: ein Anfang ist gemacht.