Branche: 02.02.2009

Filmhafen Tempelhof: Initiatoren sehen Projekt als gescheitert an

Eine der möglichen Nutzungen des früheren Flughafens Tempelhof in Berlin, die schon lange diskutiert wurde, trägt den Projektnamen »Filmhafen Tempelhof« und sieht die Umwandlung großer Teile des Gebäudes in einen Filmstudiokomplex vor. Nun ist das vielversprechende Konzept offenbar vom Tisch, weil die Modemesse »Bread & Butter« den Zuschlag für die Nutzung von Tempelhof erhalten hat.

Für viele überraschend, hat Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit die Vergabe der Nachnutzung des Flughafens Tempelhof offenbar zur Chefsache gemacht und in der vergangenen Woche einen Deal mit der Streetware-Modemesse »Bread & Butter« bekanntgemacht. Der Betrieb einer Modemesse, die nach Veranstalterangaben an die 1.000 Aussteller und bis zu 100.000 Besucher anlocken wird, macht aber aus Sicht der Initiatoren des »Filmhafen«-Projekts, deren Nutzungskonzept zunichte.

Der »Filmhafen« sollte eine dauerhafte Nutzung darstellen, während die Modemesse, mit einer Sommer- und einer Winterausgabe pro Jahr nur zwei Monate zu Gast sein wird — inklusive Auf- und Abbau. Von der Modemesse erhofft man sich aber in der Berliner Verwaltung eine höhere Strahlkraft.

Zwar haben »Bread & Butter« und die zuständige Immobilientochter des Berliner Verwaltung einen Vertrag über zehn Jahre geschlossen, aber ob der Standort im schnelllebigen Geschäft mit Modetrends tatsächlich so lange Bestand haben wird, bezweifeln viele. Dennoch ist aus Sicht der Initiatoren des »Filmhafen«-Projekts der Fall nun erledigt: »Entgegen anderslautender Behauptungen sind keine weiteren Gespräche mit dem Senat zum Thema Filmhafen Tempelhof geplant. Das Konzept wird (…) als gescheitert betrachtet.«

Hintergrund

Streit und widersprüchliche Aussagen gibt es in Berlin nun darüber, ob die jeweiligen Interessenten den richtigen Weg für ihre Nutzungsideen gegangen sind, den hier gab es parallel einen (eigentlich noch laufenden) Ideenwettbewerb und Gespräche zwischen verschiedenen Behörden einerseits und Nutzungsinteressenten andererseits.

Hinter dem Projekt »Filmhafen« stehen die Filmbetriebe Berlin Brandenburg (FBB), das zentrale Unternehmen des Filmimperiums von Dr. Carl Wöbcken und Christoph Fisser. FBB ist unter anderem auch Mehrheitsaktionär der Studio Babelsberg AG. Als treibende Kraft hinter dem »Filmhafen«, weist FBB Vorwürfe weit von sich, dass man nicht mit den richtigen Stellen kommuniziert habe: »Das Nachnutzungskonzept und das damit einhergehende Interesse war allen zuständigen Behörden und Senatsverwaltungen bekannt.«

Bereits im Jahr 2006 haben demnach die Geschäftsführer der FBB, Dr. Carl Woebcken und Christoph Fisser, auf Anfrage der Bundesanstalt für Immobilienangelegenheiten ein Nachnutzungskonzept für die Liegenschaft Tempelhof vorgelegt. »Das Konzept wurde dann Anfang 2007 nach Gesprächen mit dem Senat für Stadtentwicklung Berlin und dem Bausenat noch einmal weiterentwickelt. Aufgrund der positiven Signale des Senats für Stadtentwicklung und seitens des Regierenden Bürgermeisters der Stadt Berlin sowie aufgrund des zunehmenden öffentlichen Interesses haben die Geschäftsführer der FBB in Abstimmung mit den zuständigen Senatoren sich im Herbst 2008 dazu entschlossen, das Konzept in Form eines Online-Auftritts öffentlich zu machen«, so die FBB.

Auch am Call for Ideas, der ersten Stufe des Ausschreibungsverfahrens hat sich FBB mit dem »Filmhafen-Konzept« nach eigenen Angaben beteiligt. Darüber hinaus fanden laut FBB Gespräche mit allen zuständigen Senatsverwaltungen statt. Dass die von der FBB vorgesehene Nutzung Subventionen voraussetze, betreitet die FBB: »Die Geschäftsführer der FBB führen seit langem Gespräche mit allen in das Thema Nachnutzung Tempelhof involvierten Senatoren und dem Regierenden Bürgermeister. Darüber hinaus gab es Anfang Januar auch einen Termin mit dem Geschäftsführer der BIM, Herrn Lemiss, und dem Finanzsenator des Landes Berlin, bei dem noch einmal wiederholt von der FBB darauf hingewiesen wurde, dass in dem Konzept der FBB die Liegenschaft Tempelhof betreffend kiene Inanspruchnahme öffentlicher Gelder vorgesehen ist. Es war immer klar kommuniziert worden, dass eine verkehrsübliche Miete gezahlt wird und FBB gemeinsam mit anderen Mietern die erforderlichen Investitionen selbst durchführt. Dies war allen Senatoren und dem Regierenden Bürgermeister von Anbeginn der Verhandlungen bekannt und jede andere Darstellung ist falsch.«

Modemesse und Filmproduktion sieht die FBB als unvereinbar an: »Entgegen anders lautender Darstellungen ist eine Nutzung für die Filmproduktion mit den jetzigen Ausgangsbedingungen nicht mehr möglich. Bei einer festen, mehrmonatigen Belegung aller sieben Hangars sowie der Haupthalle und der Außenflächen lassen sich langfristige Planungen, die gerade für Hollywood-Großproduktionen notwendig sind, nicht umsetzen.«