Editorial, Kommentar, Top-Story: 11.09.2011

IBC2011: Transformer-Kickoff

Der Messetrubel in Amsterdam hat begonnen, die ersten Pressekonferenzen sind vorbei, die Köpfe der Besucher schon gut gefüllt mit den Impressionen des ersten Messetages. Der erste Eindruck der Messestimmung: Positiv aber nicht euphorisch, gleichzeitig auch entspannt – trotz aktuell schlechter werdender Wirtschaftsprognosen, von denen die meisten aber glauben, dass sie zumindest vorerst die Broadcast-Branche nicht treffen werden.

Ungewöhnlich oft war aber in den Pressekonferenzen von »Transformation« die Rede: Grass Valley steckt laut Firmenchef Andreoli mitten im »Jahr der Transformation« aber auch andere umschreiben mit diesem Wort die Entwicklung des eigenen Unternehmens, der ganzen Branche oder zumindest von Teilen davon. Die im Zusammenhang damit meist vorgetragenen Wachstumsberichte klingen aber glaubhafter und auch weniger bemüht und schrill als in manch anderem Jahr.

Die Branche müsse sich vielen Herausforderungen stellen, so die Hersteller – und sich eben transformieren. Der klassische Broadcaster soll sich zum IT-Sender und Multicontent-Multiplattform-Anbieter entwickeln, der TV-Schirme genauso angemessen mit Inhalten versorgen kann, wie Tablets oder Smartphones. Der Zuschauer wiederum wandelt sich zum interaktiven Empfänger, der auf ganz unterschiedlichen Kanälen und mit mehreren Endgeräten Inhalte empfängt, gezielt abruft und weiterleitet oder kommentiert. Und die Hersteller verändern sich vom Anbieter zum »Trusted Partner«, der allen hilft, inmitten der unübersichtlichen neuen Technologien noch den Überblick zu behalten.

Folgt man dieser Darstellung, so kreisen derzeit letztlich alle Bereiche der Branche in einem einzigen, großen Transformator – und das wird auch gern mit Binsenweisheiten der Kategorie »the only constant is change« dekoriert.

Vor lauter Transformation sind andere Themen irgendwie in den Hintergrund gerückt und schaffen es bestenfalls noch in die Hoffnungsläufe fürs meistgenannte Schlagwort der Messe. Stereo-3D etwa wird bei den meisten Herstellern schon noch prominent erwähnt, ist aber viel seltener das Hauptthema der Pressekonferenzen. Da kommen James Cameron und Vince Pace gerade recht, um die 3D-Fahne zu schwenken und anzumahnen, dass das Thema Stereo-3D im Fernsehbereich anders angepackt werden müsse, um es kostengünstiger zu machen.

Auch Cloud-Technologien haben ihre ersten Reality-Checks hinter sich. Dennoch: Mittlerweile gibt es schon einige vielversprechende Ansätze und Technologien. Und spätestens dann, wenn die Kunden damit Geld sparen oder Abläufe optimieren können, werden sie sich auch etablieren.

Sie werden sehen.

Autor
Christine Gebhard, Gerd Voigt-Müller

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