Interview, Top-Story: 20.10.2022

TVN Live Production – ein Jahr nach der Fusion

Markus Osthaus zieht ein Jahr nach der Fusion aus Livecast TV Produktion, HD Sat Communication und TVN Mobile Production ein erstes Resümee.

Aus der Fusion zwischen den Sportcast-Töchtern Livecast TV Produktion GmbH und der HD Sat Communication GmbH und der TVN Mobile Production GmbH entstand Ende vergangenen Jahres die TVN LIVE PRODUCTION GmbH. Vor allem im deutschen Fußball Produktionsmarkt nimmt die neue Gesellschaft eine starke Marktposition ein. Geschäftsführer Markus Osthaus zieht im Gespräch mit film-tv-video.de ein erstes Resümee.

Markus Osthaus, Geschäftsführer TVN LIVE PRODUCTION.

Wie weit ist die Integration der Partner fortgeschritten?

Markus Osthaus: Die Integration wurde Mitte des Jahres tatsächlich bereits wie geplant abgeschlossen. Die auch vor der Fusion sehr ähnlichen Firmenkulturen haben diesen Prozess sehr gut unterstützt. Auch die bereits bestehende Zusammenarbeit der Unternehmen in den vergangenen Jahren hat geholfen, da sich viele Kollegen bereits kannten und schätzten. Wir konnten die organisatorischen Prozesse zusammenführen und auch das Teambuilding hat reibungslos geklappt. Alle haben ihren Platz im neuen Gefüge gefunden, und die standortübergreifende Zusammenarbeit wird stark intensiviert.

TVN bei der SportsInnovation.

Wie viele Spiele in der 1. und 2. Fußball-Bundesliga produzieren Sie pro Saison?

Markus Osthaus: Derzeit sind das rund 270 Partien je Saison. Neben diesen Produktionen setzen auch die Kollegen von DAZN und Servus TV in der Champions League auf unsere Kompetenz. Auch RTL bucht uns und möchte bei den Auftritten der deutschen Nationalmannschaft, in der Europa League und der Europa Conference League jeweils unsere Teams vor Ort haben. Wir waren sehr stolz, dass wir in diesem Jahr für unsere Kunden bei allen europäischen Fußball-Finals mit bis zu drei Übertragungswagen vor Ort waren. Auch den DFB-Pokal sollte man hierbei nicht vergessen. Neben vielen Produktionen im regulären Spielbetrieb dürfen wir hier seit Jahren ebenfalls die Finalproduktionen für Sportcast/DFB umsetzen.

In den europäischen Fußball-Wettbewerben ist TVN LIVE PRODUCTION immer vertreten.

Welche weiteren Großproduktionen setzen Sie um?

Markus Osthaus: Neben den Fußballproduktionen auf Premium-Niveau sind das vor allem große Musikproduktionen. Seit vielen Jahren dürfen wir bei Festivals wie dem Wacken Open Air und Lollapalooza für die perfekte Produktion des Mediensignals Sorge tragen. Aber auch klassische Konzerte und in diesem Jahr auch erstmalig das Download-Festival Germany setzen wir um. Die Basis sind hier oft langjährige Partnerschaften etwa zu Livenation.

 


TVN Live Production ist auch bei großen Festivals wie dem Lollapalooza als TV-Dienstleister vertreten.
Das Unternehmen sei durch die Fusion noch leistungsfähiger geworden, erläutert Markus Osthaus.

Wie können Ihre Kunden von der erfolgten Integration und Fusion profitieren?

Markus Osthaus: Sie profitieren von unseren gewachsenen Ressourcen, sowohl in technischer als auch in personeller Hinsicht. Die TVN LIVE PRODUCTION ist durch die Fusion noch leistungsfähiger geworden und kann umfangreichere Services flexibler und aus einer Hand anbieten. Gleichzeitig sind wir breiter aufgestellt und können Dienstleistungen flächendeckender bereitstellen.

Haben Sie durch die Fusion auch ein noch besseres Standing im europäischen/internationalen Markt erreicht?

Markus Osthaus bei der NAB2022.

Markus Osthaus: Definitiv, das geht einher. Wir können mit den inzwischen sechs großen Übertragungswagen, 11 SNGs und rund 150 Mitarbeitenden mehr Aufträge parallel bedienen. Weil unser Qualitätsanspruch dabei unverändert hoch ist, werden wir öfter für Großprojekte angefragt.

Welche Potenziale konnten Sie durch die Fusion erschließen?

Markus Osthaus: Natürlich denkt man bei einer Fusion erstmal an wirtschaftliche Einsparpotenziale und natürlich gibt es die auch bei Zentralfunktionen wie Buchhaltung und ähnlichem. Das war aber nie der entscheidende Treiber hinter der Fusion, da alle drei Einzelfirmen auch vorher schon sehr gut funktioniert haben.

Innovationen vorantreiben – mit ein Grund für die Fusion.

Durch die Fusion ist ein sehr stabiler und gleichzeitig innovativer Produktionspartner für die verschiedenen Kunden im vornehmlich deutschen Produktionsmarkt entstanden. Durch die Bündelung der Kräfte können wir Innovationen noch besser vorantreiben und die Entwicklungen im Markt mit gestalten. Das ist eine tolle Ausgangsbasis, um unseren Partnern auch in Zukunft maßgeschneiderte Lösungen für ihre Produktionen anzubieten.

Allein im AÜ-Bereich hat das Unternehmen mittlerweile über 150 Mitarbeitende – hier ein Teil davon bei der Produktion der vergangenen Euro.

An erster Stelle müssen hier aber die Menschen genannt werden. Es wird viel über den Fachkräftemangel gesprochen und natürlich haben auch wir hier Herausforderungen. Mit inzwischen annähernd 150 Mitarbeitenden und rund 30 Auszubildenden alleine in der Außenübertragung haben wir jedoch eine extrem starke Basis — und das nicht nur in quantitativer Hinsicht, sondern vor allem im Hinblick auf menschliche und fachliche Werte. Das hat sich nicht nur im Fusionsprozess gezeigt, der von allen Mitarbeitenden wirklich toll begleitet wurde. Das zeigt sich auch immer wieder in der Qualität der Produktionen, die die Kolleginnen und Kollegen umsetzen, und dem entsprechenden Kundenfeedback.

Bis Mitte November gibt es für TVN im Fußball eigentlich nur englische Wochen.

Was hat sich ganz generell mit der Fusion in Bezug auf Produktionsdichte und Leistungskraft verändert?

Markus Osthaus: Im Prinzip erstmal nichts, da die drei Einzelfirmen ihre Aufträge eigentlich nur in der neuen Konstellation unter einem Dach umsetzen. TVN hat sich in den vergangenen Jahren aber stark im Premium-Sportbereich positioniert, so dass unsere Produktionsumfänge sich beständig vergrößern.

TVN stellte den Ü6 2019 vor.

Gerade derzeit haben wir wirklich vollgepackte Produktionskalender. Das liegt aber weniger an der Fusion als vielmehr an der Fußball-WM im Winter, was dazu führt, dass es derzeit bis Mitte November im Fußball eigentlich nur englische Wochen gibt, wenn man nationale und europäische Wettbewerbe gemeinsam betrachtet. Das ist vom Volumen auch für die TVN LIVE PRODUCTION eine Herausforderung, die wir in der neuen Struktur aber gut abbilden können. Ab November 2022 wird es dann erstmal ruhiger.

Welche weiteren Pläne verfolgen Sie im nun enger integrierten Konstrukt?

TVN macht auch Wintersport.

Markus Osthaus: Wir definieren uns als innovativer und leistungsstarker Dienstleister im Premium-Segment. Diese Position werden wir weiter festigen und ausbauen. Im europäischen Vergleich sind wir ja nach wie vor ein eher kleiner Player, und eine gewisse Größe ist für die aktive Gestaltung weiterer Entwicklungen durchaus wichtig. Daher gucken wir auch weiter nach Wachstumsfeldern und neuen Möglichkeiten. Basis dafür muss aber immer sein, dass wir unsere Versprechen hinsichtlich Qualität und Verlässlichkeit gegenüber unseren Kunden erfüllen. Die Kundenzufriedenheit muss immer im Mittelpunkt stehen.

Welche Rolle spielen neue Technologien, welchen Einfluss hat die Technik noch auf den Content?

»Die Technik ist nur noch in den wenigsten Fällen der limitierende Faktor für die Content Erstellung«, so Markus Osthaus.

Markus Osthaus: Wir sind bereits Entwicklungspartner von Herstellern und Programmveranstaltern, prüfen neue technische Lösungen und Workflows und bringen sie zur Marktreife, wenn sie sich im Praxistest bewährt haben. Immer höhere Qualität und zunehmende Vielfalt führen dazu, dass unsere Auftraggeber bei der Bildgestaltung und der Signalverarbeitung durch die Technik immer mehr Möglichkeiten bekommen statt Einschränkungen. Die Technik ist nur noch in den wenigsten Fällen der limitierende Faktor für die Content-Erstellung. Das ist für einen Dienstleister wie uns super, da wir für Wünsche unserer Kunden fast immer eine Lösung anbieten können.

Die Expertise von Markus Osthaus ist gefragt – so auch hier beim Sky Sport Summit 2022.

Wie reagiert das Unternehmen auf die Trends in Richtung Remote-Produktion, Cloud-Einsatz und SaaS? Welche Rolle kann und will die TVN LIVE PRODUCTION GmbH in der Zukunft in diesem Markt spielen?

Markus Osthaus: Remote-Lösungen stehen nicht erst seit Corona auf unserer Agenda und werden schon in Hinsicht auf Nachhaltigkeit und Arbeitsplatzgestaltung eine wachsende Bedeutung erfahren. Auch das Angebot von cloud-basierten Workflows und SaaS prüfen wir. Dabei gilt: Nicht alles, was neu ist, ist auch immer sinnvoll. Daher entscheiden wir bei jeder Produktion gemeinsam mit unseren Kunden, was in welchem Szenario das jeweils beste Ergebnis erzielt.