Editorial, Kommentar, Top-Story: 24.01.2013

Noch ein Messemonster

Wenn in unserer Branche das Stichwort Las Vegas fällt, dann denken die meisten an die Broadcast-Messe NAB. Aber in den gleichen Hallen, in denen diese Messe im April an den Start geht, findet im Januar ein anderer Messewahnsinn statt, der den Namen CES trägt, was für Consumer Electronics Show steht.

Dort wurden in diesem Jahr laut Veranstalter rund 20.000 neue Produkte vorgestellt, darunter Quad-Core-Smartphones, Octo-Core-Technologien für kommende Handys, Oled-Fernseher mit gebogenem Display und — natürlich — 4K-Fernseher.

Stereo-3D können zwar die allermeisten neuen Fernseher ebenfalls, aber damit wurde im Grunde während der CES2013 nicht mehr geworben — zumindest im Marketing ist das Thema Stereo-3D demnach tot. Nun trägt also die aktuell durchs Consumer-Dorf getriebene Sau die Aufschrift 4K oder Ultra-HD (UHD) — wie die 4fach-HD-Auflösung von 3.840 x 2.160 Bildpunkten neuerdings auch genannt wird.

Die Kombination aus Oled und 4K soll neuen Schwung ins schwächelnde Glotzen-Business bringen: Bisher sind allerdings für Endkunden erst zwei Geräte erhältlich, die diese Technologien kombinieren — Geräte mit 213 cm Bilddiagonale von Sony und LG zu Preisen jenseits der 20.000-Euro-Marke. Erst zum Jahresende sollen dann Geräte in der 130-cm-Größe zu Preisen unter 5.000 Euro auf den Markt kommen.

Und wieder mal stellt sich die Frage: Wollen die Hersteller ihre aktuellen Geräte gar nicht mehr an die Kunden bringen, wenn Sie jetzt schon signalisieren, dass diese dann zum Jahresende ein alter Hut sein werden?

Egal: Falls die Rechnung aufgehen sollte, wird der Endkundenmarkt schon bald nach 4K-Content verlangen. Oder andersrum: Damit das Ganze funktionieren kann, braucht es ausreichende Angebote an 4K- oder Ultra-HD-Content. Damit ist wohl das dominierende Thema der NAB2013 auch schon gesetzt.

Oder doch nicht? Wenn es nach Franz Kraus von Arri geht, dann eher nicht. Der Technikvorstand der Arri AG erläutert nämlich im aktuellen Interview mit film-tv-video.de unter anderem, dass 4K nur einer von vielen Aspekten im Bestreben sein kann, bessere Bildqualität zu den Endkunden zu bringen. Kraus hat gute Argumente und vielleicht gelingt es ja tatsächlich, dass nicht nur alle das 4K-Thema mitbrüllen, sondern ein vielstimmiger, differenzierter Chor zum Thema Bildqualität entsteht. Hoffen kann man ja.

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