Editorial, Kommentar: 11.09.2016

Das große Fressen geht weiter

Die Konsolidierung in der Branche geht weiter: während der IBC wurde zahlreiche Übernahmen besiegelt.

b_ibc16_fressen
Das große Fressen geht weiter.

Messen werden seit je her gern genutzt, um Firmenübernahmen bekanntzugeben. Auch in diesem Jahr wählten wieder etliche Firmen die IBC als Rahmen für solche Verlautbarungen — und zwar in ganz unterschiedlichen Branchensegmenten.

So gab etwa Ross bekannt, dass man Abekas übernommen habe. Deren DVEs galten vor vielen Jahren quasi als Inbegriff der Videoeffekte, das Unternehmen hatte sich in der jüngeren Vergangenheit auf Video- und Replay-Server konzentriert. Im Server-Bereich sah nun Ross eine sinnvolle Ergänzung und kaufte Abekas.

Im Software-Bereich hat sich Telestream mit Vidcheck einen Anbieter einverleibt, der sich auf Qualitätskontrolle, Test und Korrektur von Video und Audio in der digitalen Welt konzentriert hatte – damit bleibt Telestream weiter auf Wachstumskurs.

Zwei weitere Traditionsfirmen sind seit der IBC2016 Teil von Blackmagic: Sowohl der Chromakey-Spezialist Ultimatte, wie auch der australische Audiospezialist Fairlight. Mit diesem Schritt hat Blackmagic-Firmenchef Grand Petty einmal mehr gezeigt, dass er sein Unternehmen mit aller Konsequenz vorantreibt und weiterentwickelt. Auch Skeptiker müssen schließlich eingestehen, dass Blackmagic bei den vergangenen Akquisitionen ganze Arbeit geleistet hat.

In der Postproduktionswelt gab es ebenfalls eine Übernahme: Boris FX, Entwickler von VFX- und Workflow-Lösungen, hat Genarts übernommen, bekannt für ihre Sapphire-Plug-Ins. Mit diesem Schritt will Boris FX weiter wachsen, das Unternehmen hatte erst unlängst Imagineer Systems gekauft, den Entwickler der Tracking- und Compositing-Software Mocha.

Weiter geht es im Bereich Intercom. Hier ist Riedel verwurzelt — wenn das Unternehmen seit einigen Jahren auch zusätzlich in anderen Bereichen unterwegs ist. Zur IBC2016 gab Riedel nun bekannt, den holländischen Intercom-Spezialisten ASL Intercom übernommen zu haben. Und auch der deutsche Intercom-Anbieter Delec wurde im Rahmen eines Asset-Deals ein Teil von Riedel.

Und das ist nur die Herstellerseite. NEP etwa ist schon seit längerem in Kauflaune und schluckt, beinahe wie ein Staubsauger, einen Ü-Wagen-Betreiber nach dem anderen.

Das alles sind nur einige Beispiele für eine Entwicklung, die nach den Prognosen etlicher Branchen-Auguren noch lange nicht abgeschlossen ist: Die Branche werde sich insgesamt weiter konsolidieren, ist da immer wieder zu hören.

Die Gründe für Akquisitionen können dabei ganz unterschiedlicher Natur sein: Mal möchte man Konkurrenten wegbeißen, mal zu mehr Marktbedeutung wachsen, mal die eigene Produkt-Range erweitern, manchmal auch einfach nur überleben. Und im Fall von Riedel ging es dem Firmenchef nach eigenen Angaben auch wesentlich darum, Mitarbeiter mit Expertenwissen zu übernehmen, die man schon länger händeringend suchte.

Die Branche hat schon einmal Zeiten erlebt, wo Unternehmen nach Unternehmen geschluckt wurde, wo etwa Avid und Pinnacle kauften, was nicht niet- und nagelfest war. Bis schließlich dann Avid seinen Konkurrenten Pinnacle übernahm — und sich daran kräftig verschluckte. So kann man durchaus über den Verlauf und Ausgang spekulieren, sollte dieses Karussel wieder in Gang kommen.