Der Kampf um Constantin tobt weiter
Es geht um viel Geld und es sind große Egos involviert: Beste Voraussetzungen also für eine epische Schlacht, in der mit allen Mitteln gekämpft wird. Das Ganze ist aber kein Film-Plot, sondern die aktuelle Lage bei Constantin Medien.
Bei der Constantin Medien AG kämpfen zwei Aktionärsgruppen um die Vormacht. Zur Constantin Medien AG gehören Sport1 und Plazamedia, sowie die Highlight Communications AG, zu deren Töchtern wiederum Constantin Film und weitere Firmen.
Auf der einen Seite steht Dieter Hahn, der sein Handwerk in der Kirch-Gruppe gelernt hat und der heute größter Einzelaktionär und Aufsichtsratsvorsitzender des Unternehmens ist. Auf der anderen Seite Bernhard Burgener, Ex-Vorstandsvorsitzender der Constantin Medien AG und bei der Constantin-Medien-Tochter Highlight Communications AG in der Verantwortung. Zur Highlight Communications wiederum gehört auch Constantin Film, wo Burgener ebenfalls schon Vorstandsvorsitzender war.
Beide Lager sind sich nicht grün, es geht um Geld und es geht um die Strategie und Ausrichtung des Unternehmens. Dabei wird mit harten Bandagen gekämpft. Man überzieht sich gegenseitig mit Klagen — von denen einige auch schon abgewiesen oder entschieden wurden, andere schwären noch vor sich hin. Letztlich geht es den Hauptakteuren zunächst mal darum, wer im Unternehmen das alleinige Sagen hat.
Der Aufsichtsratsvorsitzende Dieter Hahn und der Vorstandschef Fred Kogel wollen die Kinotochter Constantin Film verkaufen und sich auf den Sportsektor konzentrieren. Bernhard Burgener will den Konzern als Ganzes erhalten und weiter ausbauen.
Trotz der Kämpfe im Hintergrund ist das Unternehmen wirtschaftlich erfolgreich: Der Aktienkurs legte in jüngster Zeit zu und das Unternehmen konnte recht gute Zahlen präsentieren.
So stieg der Umsatz von Constantin Medien im Vergleich zum Vorjahr um 17,5 Prozent auf 566 Millionen Euro. Den größten Anteil daran hatte die Filmsparte, die um 28,9 Prozent auf 351 Millionen Euro zulegte. Der Sportbereich konnte leicht zulegen und trägt 161 Millionen Euro zum Umsatz bei.
Beim Ergebnis nach Steuern und Abschreibungen hingegen war aber der Sportbereich prozentual betrachtet stärker.
Vereinfacht gesagt, macht der Filmbereich zwar viel Umsatz, generiert aber prozentual betrachtet weniger Gewinn. Deshalb sehen die einen mehr Potenzial im Sportbereich und die anderen wollen alles zusammenhalten.
Und so blockieren sich Dieter Hahn und Bernhard Burgener gegenseitig. Burgener hat sich etwa gegen einen geplanten Verkauf von Sport1 ausgesprochen, den Kogel und Hahn befürworten.
Ein anderes Schlachtfeld: Fred Kogel will Unternehmensschulden abbauen, unter anderem, indem Constantin Medien ein Darlehen in Höhe von 38 Millionen Schweizer Franken an die Firma Stella Finanz zurückzahlen will. Stella Finanz will aber die als Sicherheit hinterlegten Aktien nicht herausgeben und nimmt die Rückzahlung nicht an.
Der Hintergrund: Das Darlehen wurde zu Zeiten vereinbart, als Bernhard Burgener Vorstandsvorsitzender der Constantin Medien AG war, und es geht letztlich wesentlich um die damit verbundenen Stimmrechte. Stella Finanz hat von Constantin Medien als Pfand für das Darlehen nämlich Highlight-Aktien aus dem Besitz von Constantin Medien bekommen, mit denen 50 Prozent der Stimmrechte verbunden sind. Solange diese Situation fortbesteht, kann Constantin Medien diese Stimmrechte an der Highlight Communications nicht ausüben. Obwohl von verschiedener Seite ein Zusammenhang bestritten wird, gibt es auch hier mehrere Gerichtsverfahren, unter anderem gegen den früheren Stella-Eigentümer Martin Hellstern, der auch im Verwaltungsrat der Highlight Communications sitzt.
Weitere Unsicherheit neben diesen im Hintergrund tobenden Kämpfen bringt über die Tochter Plazamedia deren früherer Großkunde Sky ins Spiel: Statt die Fußball-Bundesliga-Spiele wie bisher von der Constantin-Tochter Plazamedia produzieren zu lassen, hat Sky das selbst in die Hand genommen. Die Folge dürften Umsatzrückgänge im Sportbereich der Constantin Medien AG sein.
Plazamedia produzierte auch die Fußball-Champions-League für das ZDF, die Rechte dafür hat der Sender aber ab der Saison 2018/19 nicht mehr inne (siehe Bericht). Auch hier muss sich Plazamedia nach Ersatzaufträgen umtun. Um keine falschen Spekulationen zu nähren: Vielleicht sind die Auftragsbücher von Plazamedia ja ohnehin prall gefüllt und das alles ist wirtschaftlich gar kein Thema — darüber liegen film-tv-video.de keinerlei Informationen vor. Sicher ist aber: Unruhe bringen solche Ereignisse eben immer mit sich.
Eigentlich ein Wunder, dass Constantin insgesamt allem Anschein nach trotzdem ganz gut zu laufen scheint und auch der Aktienkurs zulegen konnte. Aber richtig viel Freude scheinen die Großaktionäre und die Führungskräfte der genannten Unternehmen derzeit insgesamt nicht zu haben.