Film, Veranstaltung: 22.05.2018

Filmfest München: Neues Deutsches Fernsehen

Das 36. Filmfest München, das vom 28. Juni bis zum 7. Juli 2018 stattfindet, zeigt unter anderem auch zahlreiche deutsche TV-Produktionen. 16 Produktionen sind 2018 in der Reihe »Neues Deutsches Fernsehen« sogar als Weltpremieren zu sehen.

Neues Deutsches Fernsehen
Das 36. Filmfest München, das vom 28. Juni bis zum 7. Juli stattfindet, zeigt zahlreiche deutsche TV-Produktionen.

Alle Filme der Reihe »Neues Deutsches Fernsehen« des Filmfests München nutzen dieses Festival nicht nur als Präsentationplattform, sondern konkurrieren auch um den Bernd-Burgemeister-Fernsehpreis, der am 1. Juli 2018, im Rahmen des Filmfests vergeben wird. Der erste Platz ist mit 25.000 Euro dotiert, der zweite sowie dritte Platz jeweils mit 2.500 Euro. Gestiftet wird der Preis von der Verwertungsgesellschaft der Film- und Fernsehproduzenten (VFF). Die Jury bilden in diesem Jahr Prof. Dr. Klaus Schaefer, ehemaliger Geschäftsführer des FilmFernsehFonds (FFF) Bayern, die Regisseurin Aelrun Goette und der Produzent Dirk Engelhardt.

Das Filmfest München zeigt in der Reihe »Neues Deutsches Fernsehen« 16 Produktionen als Weltpremieren.
TV-Produktionen im Fokus

Bei vielen der beim Filmfest München gezeigten TV-Produktionen ist der Begriff Heimat ein zentrales Stichwort — und steht dabei nicht nur für die vertraute Wohlfühloase, sondern auch für Provinzialität und soziale Kontrolle, wie etwa der beklemmende Thriller »Der Polizist und das Mädchen« zeigt. In einem scheinbar idyllischen bayerischen Dorf, in dem jeder jeden kennt, hütet der respektierte örtliche Polizeichef ein dunkles Geheimnis. Ein ähnlich düsteres Bild der Provinz und ihrer Mechanismen zeichnet »Rufmord« von Viviane Andereggen. Darin gerät eine junge Lehrerin  unverschuldet in einen dramatischen Strudel aus Erpressung und Selbstjustiz.

Viele Produktionen wagen sich an brisante Themen und leuchten aktuelle gesellschaftliche Tendenzen aus. So wirft etwa »Frankfurt, Dezember 17« von Petra K. Wagner in zwei miteinander verknüpften Erzählsträngen grundlegende (Gewissens-)Fragen nach Zivilcourage, Solidarität und Wahrheit auf, während sich »Alles Isy« und »Sieben Stunden« – letzterer mit Bibiana Beglau in der Hauptrolle – mit dem Thema Vergewaltigung beschäftigen. Beide Produktionen konzentrieren sich auf die Frage, wie die Betroffenen mit ihren Traumata umgehen und sich ins Leben zurückkämpfen.

Realismus und Spannung müssen sich nicht ausschließen, das zeigt auch »Für meine Tochter«: Ein verwitweter Vater begibt sich auf die Suche nach seiner Tochter, die ihre mitteleuropäische Wohlstands- und Komfortzone verlassen hat, um sich als Fluchthelferin in Syrien zu engagieren.

Auch Familie ist ein Themenschwerpunkt der diesjährigen Reihe Neues Deutsches Fernsehen: Komplexe Familien- und Figurenkonstellationen bietet etwa die Produktion »Schwartz & Schwartz – Mein erster Mord«. Darin kann der erfolgreiche Polizist Mads Schwartz nur noch schwer Privates und Berufliches trennen, da sein Bruder Andi in einen Kriminalfall verwickelt zu sein scheint. Eine Alternative zum klassischen Familienbild zeigt »Unser Kind« von Nana Neul: Ellen und Katharina sind glücklich miteinander verheiratet und nach einer künstlichen Befruchtung auch stolze Eltern — zunächst.

In einer stetig älter werdenden Gesellschaft geht es natürlich auch um den Tod. In »Die Auferstehung« etwa streiten sich die Kinder nach dem Tod des Vaters ums Erbe. Auch für den Protagonisten von »Endlich Witwer« stellt der plötzliche Tod seiner Ehepartnerin eine Zäsur dar – aber auch eine Chance, bisherige Gewissheiten sowie die Beziehung zu seinen Kindern zu hinterfragen. Einen eher komödiantischen Blick auf einen Generationenkonflikt wirft indes der TV-Zweiteiler »Bier Royal« von Christiane Balthasar und mit Gisela Schneeberger, Lisa Maria Potthoff und Robert Palfrader. Auch hier bildet der Todesfall des Patriarchen den Ausgangspunkt der Handlung, die sich um eine alteingesessene Münchner Bierdynastie und den Machtkampf zweier Frauen um die Nachfolge an dessen Spitze dreht.

Um eine wahrhafte Münchner Legende geht es in Alexander Adolphs Geschichte »Der große Rudolph«, nämlich um den exaltierten Modezar Rudolph Moshammer. Zwei weitere Filme setzen sich mit der bundesdeutschen Vergangenheit auseinander: In Thomas Stubers Literaturverfilmung »Kruso«träumt ein Trupp von Aussteigern auf einer Ostseeinsel von Utopien, während im Sommer 1989 auf dem ostdeutschen Festland Abertausende um politische Ideale ringen. Der TV-Zweiteiler »Der Mordanschlag« von Miguel Alexandre hingegen erzählt von einer von der RAF in die Treuhand-Anstalt eingeschleusten Informantin in Berlin zu Beginn der Neunzigerjahre. Während die Zwangsgemeinschaft im gekaperten Bus in Wolfgang Murnbergers tragikomischer Mischung aus Road- und Heist-Movie »Nichts zu verlieren« zu haben scheint, entdeckt die Titelheldin in Dominik Grafs Film »Hanne«, was es im Leben noch alles zu gewinnen gibt. Gerade im wohl verdienten Ruhestand angekommen, sieht sie sich plötzlich mit neuen Hindernissen konfrontiert.

Alle Filme der Reihe Neues Deutsches Fernsehen 2018

»Alles Isy« 
von Mark Monheim, Max Eipp, Deutschland 2018 
mit Claudia Michelsen, Claudia Mehnert, Milena Tscharntke 
Drife Filmproduktion GmbH & Co. KG, Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB)

»Die Auferstehung« 
von Niki Stein, Deutschland 2018 
mit Leslie Malton, Herbert Knaup, Joachim Król 
Eikon Media GmbH, Südwestrundfunk (SWR)

»Bier Royal« 
von Christiane Balthasar, Deutschland 2018 
mit Gisela Schneeberger, Lisa Maria Potthoff, Robert Palfrader 
Moovie GmbH, Zweites Deutsches Fernsehen (ZDF)

»Endlich Witwer« 
von Pia Strietmann, Deutschland 2018 
mit Joachim Król, Anneke Kim Sarnau, Friederike Kempter 
Bavaria Fiction GmbH, Zweites Deutsches Fernsehen (ZDF)

»Frankfurt, Dezember 17« 
von Petra K. Wagner, Deutschland 2018 
mit Ada Philine Stappenbeck, Christoph Luser, Lana Cooper, Barnaby Metschurat
Hessischer Rundfunk (HR)

»Für meine Tochter« 
von Stephan Lacant, Deutschland 2018 
mit Dietmar Bär, Anna Hermann, Merlin Rose 
Ninety-Minute Film GmbH, Bavaria Fiction GmbH, Zweites Deutsches Fernsehen (ZDF)

»Der große Rudolph« 
von Alexander Adolph, Deutschland 2018 
mit Thomas Schmauser, Hannelore Elsner, Lena Friederike Urzendowsky, Robert Stadlober 
Producers at Work GmbH, Bayerischer Rundfunk (BR)

»Hanne« 
von Dominik Graf, Deutschland 2018 
mit Iris Berben, Petra Kleinert, Herbert Knaup 
Provobis Gesellschaft für Film und Fernsehen, Norddeutscher Rundfunk (NDR)

»Kruso« 
von Thomas Stuber, Deutschland/Litauen 2018 
mit Albrecht Schuch, Jonathan Berlin, Andreas Leupold 
Ufa Fiction GmbH, Mitteldeutscher Rundfunk (MDR)

»Der Mordanschlag« 
von Miguel Alexandre, Deutschland 2018 
mit Petra Schmidt-Schaller, Ulrich Tukur, Maximilian Brückner 
Network Movie Film- und Fernsehproduktion GmbH & Co KG, Zweites Deutsches Fernsehen (ZDF)

»Nichts zu verlieren« 
von Wolfgang Murnberger, Deutschland/Österreich 2018 
mit Georg Friedrich, Christopher Schärf, Lisa Wagner 
Royal Pony Film GmbH & Co. KG, Lieblingsfilm GmbH, Bayerischer Rundfunk (BR), Österreichische Rundfunk (ORF)

»Der Polizist und das Mädchen« 
von Rainer Kaufmann, Deutschland 2018 
mit Albrecht Schuch, Johannes Allmayer, Günther Maria Halmer 
Wiedemann & Berg Television GmbH & Co.KG, Zweites Deutsches Fernsehen (ZDF)

»Rufmord« 
von Viviane Andereggen, Deutschland 2018 
mit Rosalie Thomass, Johann von Bülow, Shenja Lacher 
Hager Moss Film GmbH, Zweites Deutsches Fernsehen (ZDF)

»Schwartz & Schwartz – Mein erster Mord« 
von Rainer Kaufmann, Deutschland 2018 
mit Devid Striesow, Golo Euler, Cornelia Gröschel 
Bavaria Fernsehproduktion GmbH, Zweites Deutsches Fernsehen (ZDF)

»Sieben Stunden« 
von Christian Görlitz, Deutschland 2018 
mit Bibiana Beglau, Till Firit, Thomas Loibl 
H&V Entertainment GmbH, Bayerischer Rundfunk (BR)

»Unser Kind« 
von Nana Neul, Deutschland 2018 
mit Susanne Wolff, Andreas Döhler, Britta Hammelstein 
Heimatfilm GmbH + Co. KG, Westdeutscher Rundfunk (WDR)