Branche, Film, Kino, Preis: 27.02.2019

Oscars: US-Academy adelt Netflix und Marvel

Zum »Besten Film« der 91. Oscar-Verleihung wählten die Mitglieder der Academy of Motion Picture Arts and Sciences (AMPAS) »Green Book – Eine besondere Freundschaft«. An das Biopic »Bohemian Rhapsody« gingen vier Oscars.

Erstmals wurde ein Superhelden-Movie geehrt – gleich drei Statuetten gingen an »Black Panther«. Stark diskutiert werden dürfte ein Zeichen, dass die AMPAS-Mitglieder setzten: Sie adelten erstmalig eine Produktion einer Streaming-Plattform: »Roma«, eine Netflix-Produktion des Regisseurs Alfonso Cuarón, bekam drei Gold-Statuetten.

Helen Mirren und Jason Momoa überreichen Elizabeth Chai Vasarhelyi den Oscar für den besten Dokumentarfilm.

Cuarón konnte nicht nur den Regiepreis und die Kamera-Statuette entgegennehmen. Obendrein ging auch die Auszeichnung für den besten fremdsprachigen Film an »Roma«, der offiziell unter mexikanischem Ursprungszeugnis firmiert. Florian Henckel von Donnersmarck konnte also mit »Werk ohne Autor« nicht an seinen früheren Oscar Erfolg (»Das Leben der Anderen«, 2007) anschließen.

Mit dem Werbeargument des Goldenen Venedig-Löwen wurde »Roma« im Herbst 2018 in Kinos lanciert. Laut Variety kamen in den USA und Mexico je 100 und »weltweit« weitere 400 Kopien zum Einsatz. Die Kino-Verwertung, an der die Streaming-Plattform üblicherweise desinteressiert ist, war eher bescheiden und möglicherweise nur der Bewerbung fürs Streaming und den erhofften Aussichten bei den Oscars geschuldet. Zum Vergleich: »Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer«, die besucherstärkste nationale Produktion des Jahres 2018 in unseren Kinos, wurde im März mit 632 Kopien gestartet. Und: In den USA können um 39.500 Leinwände bespielt werden, in Deutschland sind es 4.850.

Biopics und Marvel-Helden hoch im Oscar-Kurs

Hauptgewinner des 91. Oscar-Jahrgangs ist »Bohemian Rhapsody«.

Hauptgewinner des 91. Oscar-Jahrgangs ist »Bohemian Rhapsody«. Gewürdigt wurden die Gestaltung der Hauptrolle des Biopics über den Queen-Frontmann Freddie Mercury durch Rami Malek und John Ottmann für den Schnitt. Weitere Preisträger sind John Warhurst und Nina Hartstone (Tonschnitt) und Paul Massey, Tim Cavagin und John Casali (Tonmischung).

Die Mitglieder der Academy beeindruckte das Original-Drehbuch von Nick Vallelonga, Brian Currie und Peter Farrelly, der bei »Green Book« Regie führte. Mahershala Ali wurde mit dem Oscar als Bester Schauspieler in einer Nebenrolle dieser Produktion gewürdigt.

Als weitere Spitzenleistungen wurden die Originalmusik von Ludwig Goransson und die Arbeiten der Designer Ruth Carter (Kostüme), Hannah Beachler (Production Design) und Jay Hart (Set Decoration) für Marvels Superhelden-Film »Black Panther« bewertet. In den Fantasy-Bereich fällt auch der Animations-Preisträger »Spider-Man: A New Univers«, also eine weitere Adaption eines Marvel-Comics.

Ein weiteres Biopic wurde für die besten Visual Effects ausgezeichnet: Statuetten wurden Paul Lambert, Ian Hunter, Tristan Myles und J.D. Schwalm für ihre Arbeiten an Damien Chazelles Film »First Man« über den US-Astronauten Neil Armstrong zuerkannt.

Die Liste der Preisträger und Nominierten aller Kategorien der 91. Oscar-Verleihung.