Kurznachrichten: 01.10.2019

News: Kurz und knackig – KW 40/2019

Das war fällig: Eine Lola für VFXe und Animationen. Statistiker: Das Handy taugt als Telefon; das baldige Ende von LinearTV droht. Lokal-Pionier RNF schließt, RTL plant einen Vox-Ableger. Für den einen ShoppingTV-Sender ist UltraHD unwirtschaftlich, für den anderen die Zukunft.

Unternehmen

Nach dem abgelehnten gemeinsamen Gebot mit The Carlyle Group öffnet der US-Investor Bain Capital mit dem neuen Partner Advent eine neue Bieterrunde um den Lichtkonzern. Von einem »bedeutenden Aufschlag« gegenüber der Offerte der AMS AG (38,50 Euro je Aktie) ist die Rede.
Der französische Spezialist für Plattformen zur globalen Content-Vermarktung übernahm TVPlayer, um sich in UK zu stärken. Man ist bereits in Deutschland, Australien und anderen europäischen Staaten für Kunden wie Google, Amazon, Orange u.a. aktiv.
Das Karlsruher Zentrum für Kunst und Medien feiert sein 30-jähriges Bestehen mit einem umfangreichen Programm vom 4. bis 6. Oktober. Die Ausstellung »Writing the History of the Future« zeigt 500 Objekte zur Vielfalt der Künste im medialen Wandel.
Ein neues Kreativzentrum auf der Berliner Museumsinsel stellt auf 1.500 qm drei Videostudios und Räume für Schnitt- und Tonaufzeichnungen sowie Coworking Space zur Verfügung. Nutzungsberechtigt sind Youtuber mit mindestens 10.000 Abonnenten. In Deutschland gebe es mehr als 200 Kanäle mit mehr als einer Mio. Abos und 2.800 Kanäle mit über 100.000 Nutzern.
Die Mediengruppe Dr. Haas will ihr Rhein-Neckar-Fernsehen, Deutschlands ältestes Lokal-TV, wegen fehlender wirtschaftlicher Perspektiven schließen. Dem Wandel im Zuschauerverhalten wolle man mit Bewegtbild-Formaten z.B. für die Websites der eigenen Zeitungen folgen.
Der Sat-Anbieter gibt die Marke MX1 zugunsten der Konzernmarke SES auf. SES hatte 2016 die israelische Technikfirma RR Media für 242 Mio. US-Dollars übernommen und mit dem eigenen Bereich zu MX1 fusioniert.
Minderheitsaktionär Freenet AG lehnt die Übernahme des Schweizer Kabelanbieters durch Sunrise auch nach der behördlichen Genehmigung ab. Die strategische Logik sei verloren, weil die 5G-Abdeckung schneller als erwartet komme. Zudem habe UPC seine Endkundenpreise kürzlich erheblich reduziert und damit den Unternehmenswert dramatisch gesenkt.

Kino, Film, Festivals

Erstmalig gibt es eine Lola auch für »Beste visuelle Effekte und Animation«. Anmeldungen für den Deutschen Filmpreis 2020 sind bis zum 17. Oktober möglich. Vorauswahlen werden am 16. Dezember (Dokfilm) bzw. am 7. Januar 2020 veröffentlicht, die Nominierungen am 11. März. Die Preisgala findet am 24. April in Berlin statt.

Broadcast

Die RTL-Gruppe startet den neuen Wiederholungssender am 1. Dezember zunächst über Astra. Erstmals in Deutschland werden die Werbeinseln von Vox und Voxup gekoppelt; Spots werden zeitgleich gesendet und zweifach verkauft. Neben Vox-Formaten und US-Serien werden Eigenproduktionen angekündigt.
Der Shoppingsender PearlTV hat seine 2015 gestartete UltraHD-Version abgeschaltet. Die Zuseher-Zahl habe sich bei dem ohnehin auf vier Jahre begrenzten Projekt »nicht wie erwartet entwickelt«. Trotz des Trends beim TV-Verkauf spiele UHD »für die meisten Fernsehzuschauer immer noch keine Rolle«, ein wirtschaftlicher Betrieb sei daher nicht gegeben.
Ganz im Gegensatz dazu entschied dessen Wettbewerber QVC: Ein zweiter UltraHD-Ableger – von QVC2 – sendet seit dem 1. Oktober über Astra 19,2 Grad Ost. »UHD ist die Zukunft« des Shoppingerlebnisses, hieß es zum Abschluss einer »langfristigen Vereinbarung« mit Astra. Über die Position 19,2 Grad Ost würden europaweit bis zu 118 Mio. Haushalte erreicht.
Als erstes Bundesliga-Stadion wurde die Wolfsburger VW Arena mit 5G ausgestattet und das LTE-Netz erweitert, um die Kapazität um 2/3 zu steigern. Den Zuschauern stehen laut Vodafone Echtzeit-Auswertungen von 1.600 Spielereignissen zur Verfügung, die über 3,6 Mio. Positionspunkte ermittelt werden.
Mittels HbbTV und geeigneten DVB-T2 HD-Empfängern ermöglicht eine Replay-Funktion das Ansehen einer laufenden Sendung von Beginn an. Auch alle RBB-Radios und WDR Cosmo sind mittels HbbTV teils mit visuellen Zusätzen zu empfangen. 88.8 und Inforadio sind darüber hinaus mit den jeweiligen Webnachrichten verkoppelt.

Radio, Audio

Die zweite Ausbauphase des nationalen Radio-Multiplexes für den Westen Österreichs wird von März 2020 auf den 11. Dezember 2019 vorgezogen. Dann werden 75% der BürgerInnen versorgt. Nachdem der Anteil von DAB+ am Radioabsatz im 1. Quartal – schon vor dem Start des Muxes im Mai – bei 32% lag, will man den Verkauf im Weihnachtsgeschäft zusätzlich anschieben.

Urteile, Klagen

Wenn eine Zeitungs-Website regelmäßig Videos einbettet, handelt es sich um zulassungspflichtigen Rundfunk. Mit diesem Urteil gab das Berliner Verwaltungsgericht einer Klage der Medienanstalt MABB recht.
Der Fachverband Rundfunk- und Breitbandkommunikation will gegen die EU-Genehmigung der Übernahme von Unitymedia durch Vodafone klagen. Um bei einer Niederlage bis zu 400.000 Euro Kosten und die Insolvenz des FRK zu vermeiden, beantragt man Prozesskostenhilfe.
Im Wirtschaftskrieg zwischen Katar und Saudi-Arabien hat nun der katarische Sender Al-Jazeera das Hauptquartier des Piratensenders BeoutQ in der Saudi-Hauptstadt Riad recherchiert. BeoutQ sendet von dort über Sat und die saudischen Unternehmen Selevision und Shammas die 10 Sportkanäle, die illegal von der katarischen Pay-Plattform BeInSports abgezweigt werden.

Standards

Die neue Spezifikation DVB-I soll Broadcast und Breitband verknüpfen, damit TV-Sender das Internet optimal nutzen. Die über beide Wege empfangenen Dienste werden in einer Liste dargestellt, für den Nutzer wird der Transportweg unerheblich. Dies wird mit dem jetzt beschleunigten DVB-DASH und einer flexiblen Anpassung des Datendurchsatzes mittels Multicast Adaptive Bit Rate Streaming (DVB-mQABR ab 2020) umgesetzt.

Studien, Statistiken

Ein Drittel des TV-Konsums – bei Jugendlichen gar zwei Drittel – werde sich binnen zehn Jahren aufs Streaming verlagern. Den linearen Sendern drohe der Verlust von 9 Mrd. Euro Werbegeldern. Schon jetzt entfallen 28 Prozent der Sehzeit junger Leute auf Netflix. Das sind Kernpunkte der Studie »Quo Vadis. deutsche Medien?« der Beratung Roland Berger und der Wilhelms-Uni Münster. Die ARD kritisiert u.a.: Intransparenzen und Weiteres ließen »an der Aussagekraft der Ergebnisse zweifeln«.
48% der Deutschen nutzen neben der Telefonie auch Messenger-Dienste, Socialmedia, E-Mail, Online Banking usw. mit dem Handy. Nur 11% nutzen das Gerät laut einer Umfrage von YouGov für Check24 »überwiegend« zum Telefonieren.
34% der Deutschen nutzen Podcasts – zuhause (73%) und mit dem Smartphone (55%). Jedoch tun das nur 13% der Teilnehmer einer YouGov-Umfrage täglich. 25% machen das wöchentlich und 22% monatlich.
EU-Produktionen stellen 14% der Filme in 79 nicht-europäischen SVoD-Katalogen. Amazon erwarb für 14 Regionen 3.281 Titel, Netflix 1.816 Titel für 20 Kataloge. Größte Importeure sind die USA (16 SVoD-Dienste) und China (3 Anbieter). Das sind Eckwerte einer EU-Studie zum Filmexport (als Flipbook und zum Download).
Laut Broadband Genie interessieren sich 30% der Briten für Content von Services, die sie nicht gebucht haben. 48% halten die Kosten dieser Interessen für das größte Streaming-Problem. Daher und angesichts der Marktfragmentierung sind 37% der Briten potenzielle Nutzer illegaler Film-Quellen.
Laut Digital TV Research stieg die Zahl der PayTV-Abos 2018 in 138 Staaten um 26 Mio. und über die 1 Mrd.-Grenze. Mit plus 42 auf 257 Mio. Abos habe IPTV zugleich die Zahl der Abos von Sat-Sendern überschritten. Das Kabel lieferte 2010 PayTV noch an 2/3 der Kunden; 2018 sind es nur noch die Hälfte. Die Umsätze mit PayTV fielen von 205 (2016) auf 199 Mrd. Dollars.

Personalia

Jola Sand gibt nach 20 Jahren im Team und zehn Jahren an der Spitze des ESC seinen Job nach der 2020er Runde des EBU-Musikwettbewerbs auf. Er kehrt in seine Heimat Norwegen zum Sender NRK zurück.
Anke Mai wechselt im Februar 2020 an die Spitze der Programmdirektion Kultur des SWR. Die Programmdirektion Information übernimmt am 1. Dezember Clemens Bratzler, der seit Juli die HA Multimediale Aktualität Baden-Württemberg leitet. Die Vorgänger Gerold Hug und Christoph Hauser gehen in den Ruhestand.
Der Leiter der Intendanz Frank Dexheimer folgt an der Spitze der Revision am 1. November auf Jürgen Ensch, der in Pension geht. Auf Dexheimer folgt der Abteilungsleiter Strategische Unternehmensentwicklung Frank Prywer.
Der Gründer und CEO des TV-Anbieters Gottfried Zmeck wechselte per 1. Oktober an die Spitze des AG-Aufsichtsrates. Den Vorstands-Vorsitz übernimmt Tim Werner, seit 8 Jahren im Führungsgremium. Horst Kümmel bleibt Finanzchef, der Vorstand wurde auf zwei Personen reduziert.