Kurznachrichten: 17.10.2019

News: Kurz und knackig – KW 42/2019

Die Berlinale ehrt King Vidor mit einer Retro, Bayern forciert den Filmförderwettbewerb. ProSiebenSat1 kauft und verkauft, Arqiva konzentriert sich auf Broadcast. Der WDR baut einen crossmedialen Newsroom. Krempeln neue und werbefinanzierte Abrufdienste das Streaming-Geschäft um?

Unternehmen

Mit dem 5. Streik seit Juli machte Verdi vom 12. bis 15. Oktober auf Gehaltsforderungen beim WDR aufmerksam. Die »Sportschau« am 13. Oktober wurde »mit anderem Licht« gesendet, der TV-»Presseclub« nach Berlin verlegt. Das »Morgenmagazin« sendete am 14. Oktober Vorproduziertes. Aufgerufen waren auch die WDR Mediagroup und der Beitragsservice, nachdem laut Verdi vor der 5. Verhandlungsrunde »erneut kein verbessertes Angebot« vorlag.
Die Verkaufspläne von ProSiebenSat1 für die Produktionstochter haben laut Reuters die französischen Unternehmen Banijay (Mehrheitseigner von Brainpool und Good Times) und Vivendi mobilisiert. Die Münchner erwarten bindende Zusagen bis Ende Oktober und hoffen auf Einnahmen von 250 Mio. Euro.
ProSiebenSat1 verdoppelte den Anteil seiner Sporttochter an der eSports GSA GmbH auf 100% durch Übernahme des insolventen Teilhabers eSports.com AG. In Sachen E-Sport will der Konzern nun auch außerhalb der DACH-Länder aktiv werden.
Jan Moito erwarb eine Mehrheit der finnischen Film- und TV Produktion Fisher King. Diese und das Schweden Joint Venture Dramacorp bilden die neue Tochter Beta Nordic Studios, die von Schweden aus international vermarktbare Filme mit Skandinavien-Charakter produzieren soll.
Trotz der Verweigerung des Minderheiten-Eigners Freenet AG drückt die Schweizer Telekom-Firma Sunrise weiter auf die Übernahme von UPC Schweiz. Der Verkäufer Liberty Media will mit bis zu 455 Mio. Euro bzw. 7,8% bei Sunrise einkaufen, um den 6,3 Mrd. CHF-Deal zu ermöglichen. Für diese Kapitalerhöhung bedarf es der Zustimmung der Sunrise-Aktionäre.
Die Spaltung des größten britischen Infrastrukturbetreibers ist besiegelt: 7.400 Telekom-Standorte werden an Cellnex verkauft. Der Erlös von 2 Mrd. Pfund werde ins Broadcast-Geschäft (1.500 Standorte) und Connectivity (5 Teleports) investiert. Cellnex betreibt Sendeanlagen in sieben Ländern Europas.
Der jüngste Murdoch-Sohn James, Ex-Chef von 21st Century Fox, stieg über seine Holding Lupa bei der Vice Media Group ein. Die kanadische Firma produziert u.a. Nachrichten für HBO, betreibt eine Filmproduktion und ein Plattenlabel. Murdoch finanzierte den Deal aus seinem persönlichen 2 Mrd.-Anteil am 71 Mrd. Dollars-Verkauf von Fox an Disney. Lupa erwarb zuvor Anteile am Tribeca Filmfestival und einem Comic-Verlag.

Broadcast, Streaming

Der Anbieter kündigt einen kostenlosen (werbefinanzierten) Abrufkanal an. Eine Beta-Version soll über die 2019er SmartTVs der wichtigen Hersteller und später für Mobil und andere Plattformen kommen. Die Integration in SmartTVs sichere den Zugang mit Serien, Dokus, Nachrichten- und Sportinhalten zu Millionen europäischer Haushalte.
War Netflix nur der Türöffner für die Mediengiganten? Diese Frage stellte Messechefin Laurine Garaude zu Beginn der Programm-Messe Mipcom in Cannes. Noch dieses Jahr droht den Streamern neue Konkurrenz durch Abruf-Plattformen von Disney und Warner mit ihren riesigen Filmvorräten und Apple mit einer dreistelligen Millionenbasis an Gerätekunden. Über neue große Projekte verhandle man derzeit mit allen großen Playern, so Oliver Berben für Constantin Film.
Die Sanierung des WDR-Filmhauses samt crossmedialem Newsroom soll laut einem Medienbericht bis zu 240 Mio. Euro kosten und soll durch einen Kredit finanziert werden. Die Fertigstellung verschiebt sich bis 2024. Ein Verkauf und Neubau sei teurer; wegen des Limits auf neun Stockwerke könnten nicht alle Mitarbeiter untergebracht werden.
Das Bekennervideo des antisemitischen Attentäters von Halle sahen laut Meldungen rund 2.200 Menschen, bevor es gelöscht wurde. Seinen 35 Minuten-Livestream verfolgten 5 Personen auf Twitch. Nicht bekannt ist, wie oft die Videos anderswo als Werbung für rassistisches Gedankengut und Gewalt benutzt werden.
Vom Kosmodrom Baikonur wurde Eutelsat 5 West B erfolgreich in den Orbit gebracht. Er übernimmt auf 5 Grad West 300 TV-Sender. Der Vorläufer bleibt für andere Aufgaben auf der Orbitalposition.
Das Berliner Filmmuseum zeigt vom 8. November bis zum 23. März 2020 »Leben, sterben, Hochzeit feiern. Die Lindenstraße in der Mediathek Fernsehen«. Dort gibt es eine Übersicht zu 373 Folgen, die in der Mediathek des Museums genutzt werden können.
BibelTV verlängerte mit Astra die SD-Verbreitung in MPEG-2. Die HD-Version, abgewickelt durch ORS, bleibt weiter On Air auf Astra 19,2 Grad Ost.

Kino, Film, Festivals

Die Retro der 70. Berlinale ehrt King Vidor (1894-1952). Der US-Regisseur galt als stets interessiert am Einsatz neuer technischer Möglichkeiten. »The Big Parade« war 1925 einer der ersten Filme über den 1. Weltkrieg und für ihn und das MGM-Studio der Durchbruch. Zu seinen Klassikern gehören der sozialkritische Stummfilm »The Crowd« (1928) und der Western »Duel in the Sun« (1946).
Die neuen Förderrichtlinien erlauben höhere Produzentenhonorare. Bei Produktionskosten zwischen 300.000 und 500.000 Euro können nun maximal 25.000 Euro, bei teureren Produktionen bis zu 5 (zuvor 2,5) Prozent der Herstellungskosten angesetzt werden. Der Posten ist nun bei 250.000 (statt 125.000) Euro gedeckelt.
Der Freistaat Bayern erhöhte seine Einzahlungen beim Filmförderer für 2019 um 1,5 auf 21,5 Mio. Euro. Zuvor wurde die Games-Förderung um 500.000 Euro aufgestockt.

Ausbildung

Die Berliner Ausbildungsstätte nimmt das Studienfach ins Angebot auf. Die Angebote der vom Medienboard und dem RBB finanzierten  externen Drehbuchakademie wurden in das Studienangebot integriert.

Radio, Audio

M-Net kündigt als erster Netzanbieter einen Regelbetrieb für Kabelradio mit DAB+ im VHF-Band zwischen 230 und 240 MHz (Kanal 13A-F bzw. Sonderkanäle 11 und 12) für den Empfang mit handelsüblichen DAB+-Radios an. Die meisten Kabelanbieter setzen nach der UKW-Abschaltung jedoch auf DVB-C codierte Programme, obwohl nur zwei dafür konzipierte Empfänger im Handel sind.

Studien, Statistiken

Mit 1.230 TV-Kanälen und 201 Pay-Abrufdiensten hat England das umfangreichste TV-Angebot der EU28 plus. Die EU-Datenbank Mavise zählte 2018 insgesamt 5.880 TV-Programme, darunter 4.470 mit Sitz in Europa, davon nur 8% öffentlich-rechtliche. 28% senden in HD. Von 968 Abrufdiensten sitzen 853 in den EU28-Staaten, nur 3% gehören ÖR-Anstalten ganz oder teilweise. Eine Zusammenfassung und ein Flipbook stehen zur Verfügung.
Während die Internetnutzung bei 90% der Deutschen auf hohem Niveau stabil ist, steigen die Tagesreichweiten des Internets von  67 auf 71%. Laut der seit 1997 jährlich aktualisierte ARD/ZDF-Onlinestudie nutzen 41% der Deutschen mediale Online-Angebote. Bewegtbild (35%) führt vor Text (22%) und Audio (19%). Die Nutzungszeit stieg seit 2018 um 5 auf 87 Minuten.  Mehr als ein Drittel nutzen Mediatheken mindestens einmal im Monat; führend sind ARD und ZDF mit 25 bzw. 26%. Ausführliche Informationen zur Studie.

Personalia

Sputnik-Chefin Jana Cebulla leitet ab 1. November die Hauptredaktiom Junge Angebote mit Sputnik, dem Kinderradio Tweens und Verantwortung für die MDR-Zulieferungen an Funk. Vorgängerin Kathrin Ruther geht zum Schweizer Rundfunk.
Günter Schmitteckert vom Ministerium für Wissenschaft und Kunst leitet den Landesförderer nach dem Rauswurf von Hans Joachim Mendig ad interim. Er war zuvor langjährig mit Filmfragen, darunter dem Aufbau von Hessenfilm, befasst.
Nach dem Geschäftsführer Dirk Pommer geht mit Chefredakteur Steffen Haug ein weiterer Leiter nach rund 25 Jahren im Verlag zum 29. Februar 2020. Die Chefredaktion wird durch Produzenten mit inhaltlicher Expertise ersetzt.