Kurznachrichten: 05.12.2019

News: Kurz und knackig – KW 49/2019

Fußball – Senkrechtstart im TV? Weiter sparen bei der ARD trotz höherer Beiträge? Netflix – eigenes Kino, eigener Oscar? Sozialplattformen als Auftragsmaschine? Mediaset und Vivendi im Clinch – alles wegen Europa? Wer springt wohl ein, wenn die USA Huawei aus der Konkurrenz um die 5G-Infrastruktur entfernt?

Unternehmen

Verdi, DJV und Orchestervereinigung haben am 3.12. vor der 3. Tarif-Verhandlungsrunde zum ersten Warnstreik beim HR aufgerufen. Den Belegschaften habe man jahrelang die Abschlüsse für den öffentlichen Dienst vorgehalten; dort wurden 8% für 33 Monate vereinbart. Von NDR und MDR liege nach langen Gesprächen und einer Streikserie ein akzeptables Angebot vor.
Während der Tarifverhandlungen hatte die KEF die Höhe der Gehälter in den meisten ÖR Anstalten kritisiert. Ein Gutachten der Sender zeigt Fehler der KEF-Rechnung. Laut Verdi wolle KEF 60,3 Mio. € Sparmaßnahmen begründen. Die Unabhängigkeit und Qualität des öffentlich-rechtlichen Rundfunks sei durch eine angemessene Finanzierung zu gewährleisten.
Trotz der von der KEF vorgeschlagenen Erhöhung des Rundfunkbeitrages auf 18,36 € ab 2021 sieht der ARD-Vorsitzende Ulrich Wilhelm den Senderverbund vor weiterem Sparzwang. »Wir werden uns bemühen, den nicht voll auf das Programm durchschlagen zu lassen«.
Der fünfte Produzentenbericht erfasst für 2018 Aufträge für 814,65 Mio. Euro, 22,3 Mio. € mehr als im Vorjahr. Rund 75% des Volumens gingen an unabhängige Produktionsfirmen oder Lizenzgeber. Zum Download aller Berichte.
Der Haushalt 2020 wurde mit rund 1,2 Mrd. €  bei  einem operativen Minus von 34 Mio. € verabschiedet. Der Aufwand ist in der Beitragsperiode 2017 bis 2020 aber ausgeglichen. Ein neuer Alterstarifvertrag entlastet (nach Verzichten der Beschäftigten) die Ausgaben für Betriebsrenten und die Rückstellungen. 2019/2020 greift ein Sparpaket von 28,5 Mio. €. Seit 1993 hat der NDR 731 Planstellen abgebaut, weitere 111,5 entfallen bis 2024.
Korruptionsbehauptungen der Bild-Zeitung sind ohne Grundlage. Der Landesrechnungshof hatte Mängel bei der RBB Media/Polyphon-Tochter DokFilm bezüglich eines Dienstwagens und der Abrechnung von Reisen und Bewirtungen festgestellt. Diese wurden laut RBB abgestellt und neue Regularien formuliert. Der Geschäftsführer wurde durch Moritz Pohl abgelöst, der bei RTL zuvor TVNow verantwortete.
69 Mitarbeiter verlassen den Konzern im Zuge eines Sozialplans. Von ihnen könnten 39 zur CLT-UFA oder zu RTL Deutschland nach Köln wechseln. Weitere 25 werden intern versetzt.
Der Streit zwischen den Medienkonzernen geht nach verpasster Einigung vor Gericht weiter. Die Franzosen kritisieren den Kurs, die italienischen und spanischen Sender in einer Holding zusammen zu fassen und europaweit (mit Interesse an ProSiebenSat1) zu expandieren. Vivendi hatte angeboten, einen Teil seiner 29% an Mediaset zu verkaufen.

Broadcast

Am 1. Dezember wurden von der Begegnung Wolfsburg vs. Bremen erstmals vertikale Bilder in 9:16 produziert. Um Broadcast und soziale Medien zusammen zu bringen (DFL), wurden fünf zusätzliche Kameras auf Spezialstativen gedreht, ebenso die Monitore. Mit UHD nutze man »die ganze Kraft des Objektivs«, so Andreas Heyden (DFL). MTV hatte Ähnliches angekündigt; die ARD schlug das 1982 mit der Satire-Sendung »Hochkant« vor.
Nach Auslaufen der »Lindenstraße« ist Schluss mit Serien am sonntäglichen Vorabend. Ab März 2020 kommt die »Sportschau« ab 18.30 Uhr und auf 50 Minuten verlängert. Der »Bericht aus Berlin« wird bereits nach der 18 Uhr-»Tagesschau« mit 25 Minuten gesendet. Ab April kommt Boulevard mit »Brisant« auch am Sonntag.

Streaming

Der NDR lässt die aktuelle Folge »Querschläger« und eine weitere Folge auch hören. Der Audio-Podcast kommt mit einer zusätzlichen Erzählerstimme. Die Hörfassung von »Polizeiruf 110. Der Podcast: Dunkler Zwilling« eroberte Platz 2 der meistgehörten NDR-Beiträge und bleibt bis April im Netz.
Amazons AWS ML soll alle Marken des TV-Konzerns in der Cloud mit maßgeschneiderten Tools für zielgerichtete Anzeigenschaltungen, optimierte Empfehlungen und verstärkte Personalisierung versorgen.
Die Mediathek Hessen mit Videos und Audios aus dem und über das Bundesland wurde zum 10. Jubiläum neu gestaltet und um die Livestreams der vier Medienprojekte erweitert.

Kino, Film, Förderung

64 Filme, darunter »Die Blechtrommel«, die Leipzig-Dokus von Gerd Kroske und Operninszenierungen von Walter Felsenstein, erhalten 2,1 Mio. € aus dem Förderprogramm Filmerbe für Restaurierung und Digitalisierung.
Beim Berliner Weltkinofestival »Around the World in 14 Films« wurde »Beanpole« von Kantemir Balagov (Russland) mit dem Arri Media-Preis und einem Voucher über 5.000 € Leistungen ausgezeichnet. Eine lobende Erwähnung und 1.000 € gingen an »Song Without a Name« der Peruanerin Melina León.
Der Streaming-Primus hat das monatelang geschlossene New Yorker Kino »Paris Theater« gemietet. Kinoaufführungen in bestimmtem Umfang sind eine Voraussetzung für die Teilnahme am Oscar.

Radio, Audio

Eine Gesamtstrategie »Radio in NRW 2022« der Landesregierung will das »Zweisäulen-Modell« zur wirtschaftlichen Sicherung des UKW-Lokalfunks konservieren. Gegen den Verzicht auf die Umsetzung einer zweiten Stufe der Werbereduzierung der WDR-Radios protestierte der Mantelprogramm-Lieferant RadioNRW.

5G

Bis Ende Juni 2020 ist ein 5G-Projekt in Wien befristet. Auf 10 MHz Breite um die Mittenfrequenz 739 MHz fährt Sendenetz-Betreiber ORS Tests mit zwei TV- und drei Radioprogrammen.
Beim Ausbau der 5G-Infrastruktur in Europa ist die Mitwirkung von Huawei verzichtbar. Laut einem Manager sei der schwedische Konzern lieferfähig, wenn der chinesische Wettbewerber im Zuge des US-Handelskrieges ausgebootet wird.

Studien, Statistiken

Die illegale Verbreitung über IPTV ist in Europa von 2017 auf 2018 um 15,1% (darunter Musik: 32%, Film: 19,2%) zurückgegangen. Dennoch liegt der verursachte Schaden bei knapp 942 Mio. €. Für illegales IPTV geben 13,7 Mio. nutzende EU-Bürger monatlich 5,74 € aus, so das EU-Büro für Urheberrechte.
Videocontent »made for social« wird vor allem in Europa immer wichtiger – auch für die Produktionswirtschaft. Allein Facebook Watch hatte im Oktober 2018 58 Shows in Produktion. Qubi nimmt 2020 80 Titel in Entwicklung. Die tägliche mobile Videonutzung ist seit dem 3. Quartal 2017 um 40% gestiegen, so Ampere Analysis. Größter Auftraggeber ist zur Zeit die BBC.
Der Anteil europäischer Produktionen ist bei Pay per View-Anbietern (TVoD) höher als bei Abodiensten (SVoD). Jedoch rangieren nationale vor ausländischen Inhalten. Größter Exporteur Europas ist Großbritannien, stellt ein aktueller Bericht der EU AV-Informationsstelle zu Abruf-Inhalten fest.

Verbände

Nachdem die Mitglieder der Young Producers‘ Association beigetreten sind und die YPA aufgelöst wird, wurde eine Nachwuchssektion gegründet. 2020 soll eine Studie Impulse für die Nachwuchsarbeit bringen.
Der neue Zusatz »Der Breitbandverband« soll den Wandel der von 200 Mitgliedern angebotenen Produkte vom Kabel-TV zu hybriden und Glasfasernetzen, IPTV, Streaming, Mobilfunk usw. zeigen.
Der Verband der Filmverleiher wählte Martin Bachmann (Sony), Vincent de la Tour (Paramount), Kalle Friz (Studiocanal) und Oliver Koppert (Constantin) in den geschäftsführenden Vorstand.

Personalia

Florian Kumb, seit 2007 beim ZDF, avanciert zum Hauptabteilungsleiter Programmplanung. Er übernimmt von Martin Berthoud, der zum 1. April 2020 in der Ruhestand geht.
Der bisherige Stellvertreter Oliver Seibert übernimmt zum Jahreswechsel die Geschäftsführung des Gründerzentrums. Anja-Karina Richter wechselt in den Produktionsbereich.

Zum coolen Schluss

Nachdem Boris Johnson und Nigel Farage eine TV-Wahlkampfdebatte über Umwelt- und Klimafragen absagten, platzierte Channel 4 auf den Plätzen beider Parteichefs kurzerhand Eisskulpturen der Erdkugel, die während der Sendezeit symbolträchtig tauten. Die Medienbehörde Ofcom wies eine Beschwerde der Konservativen ab.