Spätere Erleuchtung: MTV sendet (auch) Hochformat
Seit dem 4. Mai 2019 produziert MTV die redaktionellen Einspieler für die Top100-Hitparade im Hochformat. Der Musiksender beruft sich dabei aufs Instagram Story-Format. Die ARD hatte das schon 1982 probiert – damals allerdings noch ohne Smartphone Community.
Jetzt wird der hochkantige Smartphone-Dreh zur hochwertigen Musikkultur: »Abgesehen von den Musikvideos, die natürlich weiterhin im Fokus der Sendung stehen und im Querformat zu sehen sind, werden alle Show-Bausteine im Instagram Story-Format gedreht«, teilt Veranstalter Viacom dazu mit. Der Dreh mit dem Format ist natürlich dem Umstand geschuldet, dass Videos heute verbreitet mit dem senkrecht gehaltenen Smartphone gedreht und im Internet geteilt werden.
Ganz so revolutionär, wie sich das liest, ist das »Hochformat-Fernsehen« freilich nicht. Schon 1982 produzierte der Hessische Rundfunk eine völlig verquere Sendung. Damals bekamen die Zuschauer per Ansage vorher den Hinweis: Man könne die Sendung im Liegen verfolgen, sofern das Drehen des Fernsehers als gefährlich erachtet werde. Schauspieler Dietmar Schönherr führte durch die u. a. mit den Kollegen Barbara Rütting und Eddie Constantine, dem Tierfilmer Bernhard Grzimek, Showstar André Heller und Bergwanderer Louis Trenker hochkarätig besetzte Sendung. Sie erläuterten die Sinnfälligkeit des Hochformat-Fernsehens u. a. mit dem erlebten Alltag der Zuschauerschaft: Hochformatig seien schließlich nicht nur die Häuser und Blumen, sondern auch die Menschen. Dass diese einleuchtende Argumentation eines Aprilscherzes fast 40 Jahre später die Fernsehmacher erneut erleuchtet, hätte Mitautor und Regisseur Volker Kühn sicher nicht erwartet.