Kurznachrichten: 16.11.2023

News: Kurz und knackig – KW 46/2023

Dienstleister: Existenzsorgen. Mit Musk: X-Nutzung fällt. RTL: Hallo CEO, adieu Retro-Shows. Amazon: Tschüss Android? 118 Tage: Schauspielerstreik endet.

Unternehmen

82% der Produktionsdienstleister sind in »verbesserungswürdiger oder gar prekärer Lage«, so das Herbstbarometer des VTFF. 60% der Betriebe wollen 2024 gleichwohl in KI investieren. Der Verband verbindet mit der geplanten Reform der Filmförderung und einem steuerbasierten Anreizsystem für Dienstleister und Produzenten hohe Erwartungen.
Im Q3 bleibt der Umsatz in Deutschland mit 888 Mio. € wegen des konjunkturell bedingten Rückgangs der Werbeaufträge hinter den 911 Mio. € des Q3/22 zurück. Gegen den TV-Verlust wirkten die Werbeumsätze des Streamers Joyn (+58%) und die Umsätze von Verivox und Flaconi. Das Umsatzminus im Quartal lag bei 3%, seit Januar bei 11%.
Nach dem Erwerb von 25% der TV-Gruppe High View von AT Media (A. Trauttmansdorff) steht laut dwdl der Erwerb weiterer 25% an. Die behördlichen Genehmigungen sollen vorliegen. Beta setzte 2021 282,5 Mio. € um, davon 18% im Rechtehandel. Der Gewinn lag bei 15 Mio. €. Beta ist u.a. an Bantry Bay, Sommerhaus Filmproduktion und Zeitsprung Pictures beteiligt. High View hatte kürzlich die deutschen TV-Kanäle von Sony übernommen.
Der Eigentümer des zweitgrößten Kabelnetzes (»Pyur«) löst seine Finanzprobleme: Morgan Stanley und United Internet investieren weitere 200 Mio. € und verlängern einen 462 Mio. €-Kredit und eine 650 Mio. €-Anleihe.
Nach Verlusten von 6,9 Mio. Franken (7,1 Mio. €) im HJ1/23 will das Schweizer Medienunternehmen, aktiv in TV, Radio, Print und Online, 150 Vollzeitstellen in der Deutschschweiz abbauen. Das Venture von NZZ und AZ Medien will aber weiter ins Entertainment investieren.
Assembly Studios, ein Venture von Gray Television und Universal Production Services, steht nach zwei Baujahren vor der Eröffnung eines Standortes in Atlanta/Georgia mit 19 Ateliers und Postproduktions-Räumen auf rund 55 Hektar Fläche.
Unter dem Druck des 49 Mio. € -Sparauftrags werden vier Grundstücke zwischen 868 und 5.075 qm in Babelsberg verkauft: Nutzer der Gebäude sind das ZDF und der von RBB, MABB und Studio Hamburg betriebene Weiterbilder ems, ein Parkplatz und eine leere Fläche auf dem Babelsberger Filmgelände, wo vor einigen Jahren eine Außenkulisse der UFA stand.

Broadcast, Produktion

Der  Sender stoppt »Explosiv Weekend« im Dezember. Die Retro-Strategie wird heruntergefahren: Die »100.000 Mark Show« und »Der Preis ist heiß« haben keine Zukunft.
Auf der Streichliste steht »Zervakis & Opdenhövel«, dessen 77. und letzte Ausgabe am 20. Dezember on air geht. Das Format wurde nach zwei Monaten von 20.15 Uhr auf die zweite Abendschiene verschoben. Der Sender wolle mehr Reportagen in der Primetime.
Ab dem 13.1.24 endet in Polen der Umstieg auf DVB-T2 und HEVC-Codec mit der Umschaltung des Multiplexes 3. Das ist verbunden mit der Aufschaltung neuer Programme des Staatssenders TVP.

Streaming

Laut Meldungen wird das Betriebssystem Android ersetzt; 2024 könnte das eigene »Vega« eingeführt werden. Das bisherige Fire OS setzt auf Android Open Source auf, was einen erhebliche Rückstand bei der Weiterentwicklung bedeute.
In den Hauptmärkten (ohne Indien) meldet der Streamer 112,6 Mio. Abos. Im Q3/23 entsprach das einem 7%-Plus. Die Marke Hotstar konnte den Kundenbestand um 11% erhöhen.

Filme, Festivals, Kinos

Mit der Fair Film-Ini fordern die TV-Kameraleute in einem Schreiben die Kulturstaatsministerin Roth (Grüne) auf, soziale Standards in die Novelle der Filmförderung einzubringen. Genannt werden u.a. eine freiwillige Arbeitslosenversicherung, die Anhebung der Tagessätze für Gewerke ohne Tarif um mindestens 40% vergleichbarer Tarifhonorare sowie Erlösbeteiligungen für »Freie« und Selbständige.

Radio, Audio

Mit der Plattform Quantum Cast hat der Anbieter des cloudbasierten Contentplanungs- und Produktionssystems rest.audio einen weiteren Playout-Partner gewonnen, der rund 600 Kanäle ausspielt.
Der rockorientierte Musiksender sendet nach Berlin, Teilen Brandenburgs und Nürnberg/Mittelfranken nun auch landesweit in Sachsen über DAB+.
Der MDR schloss den Standort Altenburg an sein Thüringen-Netz an. Der SWR will demnächst Sendeantennen für Reutlingen und das Elztal zuschalten. 2024 plant der SWR in Baden-Württemberg drei, in Rheinland-Pfalz fünf Sendeanlagen.
Der jugendorientierten Station aus München fehlen 400.000 €: Die Werbeallianz Bayern-Funkpaket bevorteile Radios für die ältere Zielgruppe, wird geklagt. Die Kündigung des Vermarktungsvertrages würde jedoch die Rückgabe der 7 UKW-Frequenzen in Bayern bedingen. Laut Süddeutscher Zeitung werde durch Streichung mehrerer Formate und Umstellung auf Viertage-Woche gespart.
Noch im November wird das Netz der beiden nationalen DAB+-Netze ausgebaut. Für die KW 48 angekündigt sind die Strecken Lille, Artois, Arras, Douai, Valenciennes, Cambrai und Paris, Metz und Nancy.

Netze

In einem Positionspapier widersprechen die Wettbewerbswächter dem Vorschlag der Bundesnetzagentur, die die Nutzungsrechte für 5G-Frequenzen verlängern und nicht versteigern will. Das brächte 1und1 – ohnehin im Rückstand mit dem Netzaufbau – als vierten 5G-Anbieter in Nachteil, da es keine zusätzlichen Ressourcen bekäme.

Märkte, Studien, Statistiken

Seit der Übernahme im Oktober 2022 verliert Elon Musks Plattform User: 19% der Aktiven stellten das Posten ein, 37% verbringen dort weniger Zeit, so der Digitalverband Bitkom.

Medienrecht

Die Kommission für Zulassung und Aufsicht der Medienanstalten untersagt die Verbreitung von Auf1 (Österreich) über Schwarz Rot Gold TV via Sat. Der »Verkauf von Sendezeit« verstoße gegen das Verbot von Themenplatzierung. Auf1 wird als Plattform für rechtsextreme Politiker beschrieben.
Der rechtsorientierte britische Kanal stärkt sich vor der Kamera durch ultrakonservative Politiker wie den Ex-Minister Sir Jacob Rees-Mogg, die Unterhaus-Abgeordneten und Eheleute Philip Davies und Esther McVey sowie den Ex-MP Boris Johnson. Beschwerden darüber weist der Ofcom-Vorsitzende Michael Grade zurück: Die Medienbehörde könne keinen Einfluss auf das Personal nehmen, um in die Pluralität einzugreifen. Bei seinem früheren BBC-Job hatte Grade Schlagzeilen wegen Eingriffen ins Programm gemacht. Gegen GB News laufen diverse Verfahren wegen Verstößen gegen journalistische Prinzipien durch einseitige Berichte.

US-Arbeitskampf

Nach sieben Monaten und hohen Verlusten der großen US-Studios endete der Arbeitskampf der US-Schauspieler. Der Vertrag, der noch der Zustimmung der Mitglieder bedarf, enthält neben der größten Erhöhung der Mindestlöhne seit 40 Jahren einen Beteiligungsbonus für Streaming und Regelungen zum Umgang mit KI.

Personalia

Stephan Schmitter steigt weiter auf und fungiert ab dem 1.1.24 als CEO von RTL Deutschland mit Verantwortung nun auch für RTL+ und Gruner+Jahr. Er folgt dem 2022 ausgeschiedenen Stephan Schäfer, dessen Posten Bertelsmann Chef Rabe ad interim übernahm. Henning Tewes, 11/22 als Chief Content Officer und Chef von RTL und Vox abberufen, bekommt keine neue Aufgaben. Er verlässt den Konzern zum Jahresende.
Ab Januar übernimmt MABB-Direktorin Eva Flecken für zwei Jahre den Vorsitz der Direktorenkonferenz der Medienanstalten und der ZAK-Kommission von Wolfgang Kreißig (LfK Ba-Wü).
Ab dem Jahreswechsel steigt Carsten Coesfeld in den Konzern-Vorstand auf. Er ist seit 2022 CEO der Investment-Tochter und wird auch für die Tochter Riverty (Finanzdienstleistungen) verantwortlich sein.
Mehr als 40 Hersteller, Sender, Regulierer und Betreiber von Infrastrukturen sind für zwei Jahre im neu gewählten Steering Board vertreten. Aus Deutschland sind Fraunhofer IIS, RTL, ZDF , BLM und BNetzA vertreten.

Keine Kurz-News mehr verpassen und einfach den Newsletter abonnieren: