Kurznachrichten: 09.03.2023

News: Kurz und knackig – KW 10/2023

Aktuell: UHF-Band erhalten. Serien: Starker Schwarm. Mangel: Frauen am TV-Set. US-Wahlen: Murdoch räumt Fakenews ein. Euronews: 198 Entlassungen. Netflix: Keine Kohle für Datentransporteure. UKW: Auslaufmodell? SWR4: Aus 2 mach 1. EU-Recht: Kritik am EMFA-Entwurf.

Unternehmen

Nach Übernahme der Mehrheit verkauft der portugiesische Investmentfonds Alpac Capital den Hauptsitz des Newskanals in Lyon. In Brüssel werde eine neue zentrale Nachrichtenredaktion etabliert, zudem auch Büros in Rom, Berlin, Lissabon, Madrid und London. 198 von derzeit 478 Mitarbeitenden werden entlassen.
Die neue Tochter RTL Ventures soll unter Leitung von Beate Koch, Senior Vice President Growth & Investment, in Consumer Tech-StartUps investieren, die im DACH-Bereich eine Marktführerschaft anstreben.
Die am 2. März avisierte Veröffentlichung der Bilanz für 2022 wurde verschoben, möglicherweise auch die am 2. Mai geplante Hauptversammlung. Man gehe Hinweisen auf »regulatorische Fragestellungen« zum Gutscheingeschäft von Töchtern der Jochen Schweizer-Gruppe nach. Diese könnten unter das Zahlungsdiensteaufsichtsgesetz fallen. Die Anpassung des Geschäftsmodells werde geprüft. Ersatztermine wurden nicht genannt.
Nachdem der neue Großaktionär PPF Group seine Anteile von 9 auf 10,1% ausgebaut hat, fordert das tschechische Unternehmen einen Sitz im Aufsichtsrat. Durch den Wechsel von Bert Habets als CEO in den Vorstand wurde ein Platz frei.

Broadcast

»Der Schwarm« legte mit 24,4% Marktanteil einen der drei stärksten Serienstarts der letzten Jahre hin. Zu den 6,82 Mio. Einschaltern laut AGF kommen laut dwdl noch etwa 2,6 Mio. Mediathek-Sichtungen der Folge 1 und je eine Mio. der Folgen 3 und 4. Zur Ausstrahlung der Folgen 3/4 sank die Quote mit 5,37 Mio. auf 20,1%.
Wegen eines Warnstreik wurden am Dienstag zwischen 11 und 15 Uhr »heute« und »Drehscheibe« durch Konserven ersetzt. In Stuttgart, München, Berlin, Düsseldorf und bei Phoenix in Bonn beteiligten sich 500 Mitarbeitende. Das Tarifangebot sei substanziell zu verbessern, so Gewerkschafter vor den Verhandlungen am Mittwoch.

Radio, Audio

Der SWR legt seine Radio-Landeswellen für Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg außerhalb der Primetime zwischen 6 und 10 Uhr zusammen und produziert nur noch in Stuttgart. Es bleibe aber bei den 13 täglichen Nachrichten aus 12 Regionen. Die Kosteneinsparungen kommen nonlinearen Angeboten zugute, so Intendant Kai Gniffke.
Als letzte der sieben nichtkommerziellen Wellen Hessens hat der Marburger Bürgersender Radio Unerhört neben UKW den Simulcast auf DAB+ begonnen. Im Sendegebiet Hessen Nord werden derzeit 13 Programme digitalterrestrisch verbreitet.
Inselreisende will das Autozugradio Sylt auf der Anfahrt von Niebüll begleiten. Eine einstündige Programmschleife enthält aktuelle Veranstaltungstipps und Inselnachrichten (vom TV-Sender Sylt 1). Der Empfang erfolgt zugintern über Bluetooth und App.
Privatradios nehmen am 1. April den digitalen Sendebetrieb in Schleswig-Holstein auf. Auf das bisherige Modellprojekt folgen dann Pakete für vier Verbreitungsgebiete mit je 12 bis 16 Programmen.

Streaming

Der neue Netflix Co-Chef Greg Peters wies die Forderung europäischer Netzbetreiber nach einer Abgabe von Verursachern hoher Datenlasten zurück. Laut Netzanbietern verursachen die fünf größten Online-Dienste bis zu 55% des Datenverkehrs, was sie rund 15 Mrd. $ jährlich koste.

Netze, Frequenzen

Laut Meldungen will die für Hamburg und Schleswig-Holstein zuständige Medienanstalt MA HSH UKW-Lizenzen künftig nicht verlängern. Dann würde die Analog-Verbreitung des landesweiten R.SH am 30.6.2031 enden. Einige Lokalradios wären terrestrisch schon früher nur über DAB+ zu hören.
Die Allianz für Rundfunk- und Kulturfrequenzen fordert die Politik erneut auf, die weitere Nutzung des UHF-Restbandes (470 – 694 MHz) durch Rundfunk und Produktionsfunk zu sichern. »Davon hängen Investitionsentscheidungen und Arbeitsplätze, aber auch flächendeckende Informationswege für den Katastrophenfall und die Wettbewerbsfähigkeit des Eventstandorts Deutschland ab«, mahnt der Zusammenschluss von Sendern und Firmen in einer aktuellen Analyse.

Forschung, Entwicklung

Das neue Smartphone Galaxy S23 wird in Korea mit der Option ausgeliefert, eingetippte Texte mit einer Imitation der Nutzerstimme zu verlesen. Englische Texte werden per Computerstimme umgesetzt. Samsung will damit seinen Sprachassistenten Bixby an die Wettbewerber Google Assistent und Amazon Alexa heranführen.

Filme, Kinos, Festivals

Im nun 33. Wettbewerbsjahrgang wurden 29 Kameraleute und EditorInnen für die Auszeichnungen nominiert. Das Kuratorium vergibt am 26. Mai zudem zwei Nachwuchspreise und einen Ehrenpreis.
Zum 25. Mal versammelte der europäische Kopro-Markt für lange Animationsfilme Cartoon Movie knapp 900 Branchenprofis. Vom 7. bis 9. März sichteten sie in Bordeaux 58 Projekte aus 16 Ländern mit einem potenziellen Produktionsvolumen von 422,4 Mio. €. Wieder führte Frankreich mit 25 Projekten. Aus Deutschland wurden »Richard der Storch 2« gezeigt und 7 Projekte präsentiert. Seit 1999 half Cartoon 447 Filmen (Gesamtbudget: 2,92 Mrd. €) auf den Weg.

Förderungen

Die Zweiländerförderung unterstützt nun auch Präsentationen von VR- und AR-Projekten und vergleichbaren AV-Inhalten auf Festivals, um bei der Vermarktung im Ausland zu helfen. Außerdem wurden im Rahmen der New Media-Förderung 959.000 € an 11 Projekte vergeben.

Märkte, Studien, Statistiken

Zur Rolle der Frauen bei TV-SVoD-Fiktionprojekten legt die Europäische Audiovisuelle Informationsstelle Zahlen für 2021 vor: Bei Musik und Kamera lag der Frauenanteil nur bei 10%, bei Produktion und Hauptrollen bei über 40%. Zwar schrieben Autorinnen 37% der TV-Serienfolgen, aber nur 22% wurden von Regisseurinnen umgesetzt.
Europaweit steigende Buchpreise – in Deutschland z.B. um 1,9% – konnten den 2022 sinkenden Abverkauf (minus 3,5%) und fallende Umsätze (minus 1,8%) nicht ausgleichen. Das stellt das seit 2011 für acht Länder erhobene Buchpanel der GfK fest.

Medienkrieg Russland/Ukraine

Der von der Bundesregierung finanzierte Auslandssender produziert das 30-minütige Videoformat in russischer Sprache »DW Novosti« nun zusätzlich zu den Werktagen auch an Wochenenden und Feiertagen. Gestreamt wird täglich ab 17 Uhr bei Youtube und Facebook.

Medienrecht, Medienpolitik

Rupert Murdoch räumt vor Gericht Fakenews von Fox News zur US-Präsidentenwahl 2020 ein, darunter die Behauptung, Trump sei durch Betrug um die Wiederwahl gebracht worden. Dominion, Hersteller von Wahlmaschinen, fordert 1,6 Mrd. $ (1,5 Mrd. €) von Fox News wegen vorsätzlich falscher Berichte über angeblich manipulierte Geräte.
Das britische Information Commissioner’s Office (ICO) prüft die mögliche Datenerhebung über von Kindern gesehene Youtube-Videos, Geräte und Ort der Nutzung. Die Videoplattform musste 2019 in den USA wegen Datensammlungen über Kinder unter 13 Jahren 170 Mio. $ Strafe zahlen.
Die Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich (KEK) der Landesmedienanstalten kritisiert den EU-Entwurf des European Media Freedom Act (EMFA) scharf: Die Sicherung von Vielfalt und Meinungsfreiheit könne »nicht ohne Weiteres auf die Binnenmarktkompetenz der EU gestützt werden«, sondern sei Teil der nationalen Identität. Deren Besonderheiten und die Sicherung der Staatsferne seien unzureichend berücksichtigt.
Auch der Lobbyverband mit 290 Mitgliedern sieht EMFA nicht nur  unter wirtschaftlichen Aspekten. Weil es um Inhalte gehe, müsse die Kooperation nationaler Regulierungsbehörden und Anforderungen an Online-Plattformen geregelt werden. Anforderungen an nationale Medienordnungen seien nur als Richtlinie vorstellbar.

Weiterbildung

Am 16. März lädt der Audiospezialist zum Webinar »Celebrating Women in Tech«. Moderiert von CEO Chris Schyvinck spricht u.a. die Tonmeisterin Ivonne Gärber, Mitgründerin von Filmtonfrauen e.V. zum Thema »Location Sound«. Die »Filmton Sessions« setzt Shure im März mit vier Terminen fort.

Personalia

Die vom WDR als Interimsintendantin zum RBB gewechselte Katrin Vernau ist bereit, den RBB auch nach ihrer bis September laufenden Amtszeit zu führen. Die Findungskommission will dem Rundfunkrat ein Bewerber-Ranking vorlegen. Der Rat entscheidet über die Kandidatenliste und wählt eine Woche später. Das könnte im Mai oder Juni sein.
Barbara Wurm übernimmt am 1. August die Leitung des vom Arsenal – Institut für Film- und Videokunst während der Berlinale veranstalteten Forums. Sie folgt auf Cristina Nord, die nach vier Jahren zum Goethe-Institut zurückkehrt.
Die Versammlung der Hessen-Medienanstalt berief die dort für Medienkompetenz und Prävention zuständige Sandra Bischoff und die Justiziarin Kerstin Waldeck auf Vorschlag des Direktors Murad Erdemir zu dessen Stellvertreterinnen.

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