Kurznachrichten: 06.02.2020

News: Kurz und knackig – KW 06/2020

»Der Deutsche über 14« nutzt AV-Medien täglich 543 Minuten. Beim BR wurde ein Tarif vereinbart. Die BBC baut 450 Newsjobs ab – und die Times startet ein digitales News-Radio. Das Moviemento, eines der ältesten Kinos Berlins, ist weiter bedroht. Der zweite »Bundesmux« startet zur IFA.

Unternehmen

Nach dem ZDF kündigten auch die anderen Gesellschafter – die ARD-Anstalten, ORF, SRG, Deutschlandradio und Deutsche Welle – die Verträge zu Ende 2020. Die Forschungseinrichtung arbeite an Lösungen, um die Expertise der rund 100 Ingenieure zu sichern.
Nach monatelangen Verhandlungen und Streiks wurden mit Ver.di, BJV und DOV Tarife für Feste und Freie mit 36 Monaten Laufzeit vereinbart: Rückwirkend ab 1.4.2019 steigen die Bezüge um 2,1%, am 1.4.2020 um 2,4% und ab 1.4.2021 um 2,25%.
Der zertifizierte Berliner Red-Händler XineGear ist umgezogen in die Lützowstraße 102-104 und will die Kunden künftig von dort auf einer größeren Fläche für Büro, Lager und Service bedienen. 
Eine MotorvisionTV-Tochter erwarb Markenrechte, Programmlizenzen, Equipment und Mitarbeiter des Ende 2015 gestarteten und seit einem Jahr insolventen Kanals für europäische Serien und Filme.
Der Hamburger Kinovermarkter Weischer.Media platziert sich samt seiner fünf Units unter der neuen Dachmarke Weischer. Dies entspreche der Entwicklung, die das Unternehmen näher an die Kunden brachte.
Nach einer Abschiedsshow Ende 2020 geht das Deutsche Fernsehballett auf die letzte Tournee und wird Ende 2021 geschlossen. Buchungen anderer Anstalten für die 30 TänzerInnen des 1962 vom DDR-Fernsehen gegründeten, beim MDR angesiedelten Ensembles blieben aus.
Die Videoplattform brachte dem Mutterkonzern Alphabet 2019 Werbeumsätze von gut 15 Mrd. Dollar (13,5 Mrd. €). Das Cloudgeschäft bilanziert 8,9 Mrd. Dollar. Der Quartalsgewinn des Mutterkonzerns stieg von 8,9 auf 10,7 Mrd. Dollar. Der neue Alphabet-Chef Sundar Pichai gab erstmals konkrete Quartalszahlen bekannt.
Trotz rückläufiger Verkäufe des iPhones und der Abos für Apple Music und Apple News+ wird mit 92 Mrd. Dollars das beste Quartalsergebnis seit Gründung gemeldet. Den Anteil des am 1. November gestarteten Apple TV+ nannte Finanzchef Luca Maestri »unerheblich für das Ergebnis«. Analysten machten dafür u.a. den Mangel an eigenen Inhalten verantwortlich.
Bildsensoren für Smartphones treiben den Gewinn im Geschäftsjahr 2019/20 auf 590 Mrd. Yen (4,9 Mrd. €) hoch – 50 Mrd. Yen mehr als erwartet. In dem Markt hat Sony einen Anteil von etwa 50%.

Broadcast

Für das beim RBB produzierte ARD-Magazin »Kontraste« gestaltete Rico Chiari mit der On Air Design-Abteilung des RBB ein neues Studio mit Lichtkästen, Vidiwall und Hochkant-Monitor. Das neue Logo entwickelte die Münchener Agentur Alpenblick.
Barrierefreiheit: 2019 wurden täglich 21 TV-Sendestunden untertitelt, für 29.000 Sendeminuten gab es Gebärdensprache. Täglich laufen rund vier Sendestunden mit Audiodeskriptionen. Online und im Videotext gibt es News in leichter Sprache.
2021 werden die über Eutelsat Hotbird (13 Grad Ost) abgestrahlten TV-Programme auf HEVC/H.265 umgestellt. Das sei Teil einer nicht näher ausgeführten »UHD Ready«-Strategie der Anstalt.

Streaming

Bei den 71. Technology and Engineering Emmy Awards der NATAS gehen Auszeichnungen der Kategorie »Pioneering Development of Large Scale, Cloud Served, Broadcast Quality, Linear Channel Transmission to Consumers« an den deutschen Streamer sowie an Sling TV und Sony Playstation Vue.
Knapp drei Monate nach dem Start meldet der Mauskonzern mehr als 28,5 Mio. Abonnenten plus 30 Mio. für Hulu. 50 Mio. Disney+-Abos wurden kostenpflichtig für ein oder gar drei Jahre abgeschlossen.
Der Streamer hatte Ende des Q4/2019 150 Mio. zahlende Kunden, die den Quartalsumsatz um 21% auf 874 Mrd. Dollars steigerten. Die Zusehzeit von Original-Content wurde verdoppelt. FireTV hat jetzt 40 Mio. User.

Kino, Festivals, Filmförderung

Nach Bekanntwerden der Tätigkeit des ersten Berlinale-Chefs Alfred Bauer als hochrangiger Filmfunktionär der Nazis entschied die Festivalleitung, den Alfred-Bauer-Preis (Silberner Bär »für einen Wettbewerbsbeitrag, der neue Perspektiven der Filmkunst eröffnet«) nicht mehr zu vergeben.
Unterstützung für das Moviemento: Während der Berlinale helfen Mastercard und Sumup mit Außenwerbung und Spendenterminals dem im Fall eines Immobilienverkaufs von Mietwucher bedrohten ältesten Kinos Berlins. Mit Crowdfundig (bis 17.3.) wollen die Kinomacher den Kauf der Räume von der Deutsche Wohnen mitfinanzieren, um einen möglichen Verkauf an Spekulanten zu verhindern (#moviementohero).
Die Zweiländer-GmbH förderte 2019 mit 34,8 Mio. €. An Filme gingen davon 27,2 Mio. € (davon 22,6 Mio. € für Produktion). Die Zahl der Drehtage stieg um 400 auf 5.700. 15,3 Mio. Zuschauer sahen 2019 Förderfilme – das sind 70% des deutschen Marktanteils im Kino.
Mit rund 1,5 Mio. € werden 43 Restaurierungsprojekte gefördert, darunter Pakete von Helmut-Käutner-Filmen und der Reihe »Die zweite Heimat« von Edgar Reitz.

Filmgeschichte

Erste Teile der »Chronologie zum Animationsfilm in Deutschland« mit Infos zu Filmen der Frühzeit bis in die 1920er Jahre stehen online. Die 2011 von Ralf Förster und Jeanpaul Goergen erarbeiteten Daten wurden von Rolf Giesen und Volker Petzold stark erweitert. Demnächst folgen Infos über die 30er Jahre und weitere Dekaden. An den Daten ab 1950 arbeitet Jörg Herrmann mit.

Radio, Audio

Der zweite nationale DAB+-Mux des Ventures von Media Broadcast und Absolut Digital wird zur Funkausstellung (4. bis 9. September) mit bis zu 16 Programmen starten. Der Versorgungsgrad ab Sendebeginn muss über 70 Senderstandorte Indoor 80,4% der Bevölkerung und 90,1% der Autobahnen betragen.
Die Nachrichtensparte wird um 450 Stellen geschrumpft, um umgerechnet bis zu 95 Mio. € jährlich zu sparen. Premier Boris Johnson hatte im Wahlkampf die Abschaffung der öffentlichen Rundfunk-Finanzierung ins Spiel gebracht.
Die BBC muss abbauen – der Murdoch-Konzern baut auf: Ein Radio-Ableger der »Times« wird über DAB, Online, App und Smartspeaker verbreitet. News, Analysen und Meinungsbeiträge werden wesentlich durch Sponsoring finanziert.

Forschung, Technologie, Standards

TM-HB (Home Broadcast), TM-I (Internet), TM-Mcast (Multicast), TM-Stream und TM-TA (Target Advertising) sind neue AGs des Technical Module der Standardisierungs-Institution. TM-GBS (Generic Broadcast Services) wurde zur TM-MPEG2TS (MPEG2-Transportstrom) umfirmiert.

Recht

Die EU-Kommission macht Saudi Arabien – wegen der Unterstützung des Piratensenders beoutQ durch einen staatlichen Sat-Betreiber – für die Verletzung von Urheberrechten verantwortlich. Eine EU-Studie sieht »schwerwiegende Mängel« bzgl. Urheberrechten auch in Argentinien, Brasilien, China, Ekuador, Indien, Indonesien, Mexico, Russland, Thailand, der Ukraine und Vietnam.

Studien, Statistik

Deutsche zwischen 14 und 69 Jahren nutzten AV-Medien 2019 täglich neun Stunden und drei (minus 1) Minuten. Auf Bewegtbilder entfallen 5 Stunden und (minus 2) 10 Minuten. Davon wurden 227 (minus 7) Minuten vor dem Fernseher und 47 Minuten mit Online-Videos verbracht. Auf das Radiohören entfallen 3 Stunden und (plus 5) 17 Minuten. Online-Medieninhalte wurden im Schnitt 1 Stunde (plus 4) 41 Minuten genutzt. Die aktuelle Mediennutzungsanalyse der Verbandes Vaunet basiert auf Sekundärquellen.
Der globale Umsatz mit OTT-Diensten knackt 2024 die 200 Mrd. Dollar-Grenze, davon kommen 90% aus Abos und Werbung. Das prognostiziert die Studie »Over the Top (OTT) and Multiscreen Video and Digital Content«. OTT-Abos setzen derzeit 700 Mio., Pay-TV 1 Mrd. Dollars um.

Personalia

Elmar Heggen (COO, Vorstandvize RTL Group) und Dirk Kemmerer (CEO Printing Group) wurden in das Group Management Committee berufen. Die 18 Mitglieder beraten den Konzernvorstand in strategischen Fragen.
Neue Technikchefin des Standardisierungsgremiums ist Emily Dubs. Sie war zuvor u.a. für Thomson Video Networks und Neotion tätig und folgt Peter Siebert, der im November in Rente ging.
Zum Group Chief Data & AI Officer wurde Sanjeevan Bala ernannt. Der Verantwortliche für die digitale Transformation der Programmfamilie hatte zuvor bei Channel4 als Head of Data Science ähnliche Aufgaben.
Stephen van Rooyen, England-Chef des Bezahl-TV, steigt zum Europa-Chef auf und übernimmt damit zusätzlich die Verantwortung für Sky Deutschland und Sky Italien.