Broadcast, Live, Studio: 31.08.2020

Neues Studio fürs »ZDF-Morgenmagazin« in Berlin

Am 7. September 2020 wird zum ersten Mal ab 5.30 Uhr aus dem neu gestalteten »Moma«-Studio mit neuem Design und neuer Farbgebung gesendet.



Ein Studio für digitale Zeiten: Interview mit Redaktionsleiter und Moderator Andreas Wunn
ZDF/Benno Kraehahn
Redaktionsleiter und Moderator Andreas Wunn.

Herr Wunn, das Moma bekommt ein neues Studio – wie wird es aussehen?

Wir wollten nicht einfach eine neue Kulisse bauen, sondern einen Raum schaffen für die Moderatoren, die am Morgen die Nachrichten präsentieren, mit einer gewissen Arbeitsatmosphäre, mit einer Moderationsinsel. Zentrum des Studios ist ein großer Tisch, an dem sich die Moderatoren besser bewegen können als bisher und wo der Zuschauer wirklich dabei ist, wenn wir die Nachrichten am Morgen präsentieren. Und das Ganze soll auch ein bisschen transparenter sein.

Das bisherige Studio ist fast zehn Jahre alt und nicht mehr wirklich zeitgemäß?

Die Zeiten sind schneller und natürlich auch digitaler geworden. Ein großer Bestandteil des neuen Studios ist es auch, dass wir durch Monitore, Online-Inhalte oder Social Media-Inhalte besser präsentieren können. Und klar, das Design soll zeitgemäß sein, soll klar sein. Und trotzdem soll es am Morgen etwas Nahes haben für den Zuschauer, und ich glaube, das ist uns ganz gut gelungen.

Sie sind nicht nur der Redaktionsleiter, sondern auch einer der Moderatoren. Ein neues Studio ist für die Moderatorinnen und Moderatoren vermutlich eine große Umstellung?

Absolut. Wir haben zwei Probewochen, in denen wir alles testen wollen. Das Moma ist ja eine dreieinhalbstündige Livesendung, von 5.30 bis 9.00 Uhr, in der auch hin und wieder noch etwas während der Sendung passiert. Das heißt, wir müssen sowohl eine große Routine haben, damit wir diese lange Strecke überhaupt mit vier Kameras, Regie und Moderatoren auf den Sender bringen. Aber gleichzeitig müssen wir flexibel sein. Und wenn wir dieses ganze System, das dann wirklich über Jahre gewachsen ist, verändern, dann ist das ein Riesenakt. Zudem passiert so etwas auch nur etwa alle acht bis zehn Jahre. Deshalb haben wir uns zwei Wochen Zeit genommen, um zu üben, zu proben und um nachzujustieren. Das findet dann unmittelbar vor dem Start statt – und da freue ich mich schon drauf.

Gleichzeitig wurde auch das Farb-Design geändert. Und da haben sich die Designer etwas ganz Besonderes einfallen lassen?

Ja, das sind echte Sonnenaufgangsfarben – das finde ich eine schöne Idee. Von ganz vielen verschiedenen Sonnenaufgängen wurden an unterschiedlichen Orten in Deutschland Fotos gemacht. Und dadurch wurde jetzt diese aufgehende Sonne, die das neue Moma-Logo prägt, zusammengesetzt. Wir sind das Morgenmagazin, wir begleiten den Zuschauer in den Tag, „treffen“ ihn im Prinzip auch in durchaus privaten Situationen: noch im Bett liegend, beim Zähneputzen oder beim Frühstücken. Und deshalb können wir, sowohl in der Art und Weise, wie wir die Nachrichten präsentieren, aber eben auch im Design, im Studiodesign und im Grafikdesign, ein bisschen – vielleicht sinnlicher – daherkommen. Wir sind natürlich immer noch das ZDF und immer noch das ZDF-Morgenmagazin, aber wir haben da mehr Freiheiten, mehr Farbe als zum Beispiel die Abendnachrichten.

©ZDF/Marcus Höhn

Seit März hat Corona die Welt verändert. Welche Auswirkungen hat das für Sie und Ihr Team?

Das war und ist sehr stressig, vor allem, weil es ein doppelter Stress ist. Zum einen müssen wir Programm machen, gerade in diesen wichtigen Zeiten, und zum anderen müssen wir uns redaktionell anders organisieren. Mit teilweise Homeoffice, mit Vereinzelung, mit den Abstandsregeln und so weiter. Und beim Fernsehen, wo ja alles Teamarbeit ist, ist das gar nicht so einfach. Eigentlich war diese Zeit erstmal wie im Tunnel. Wir haben von Tag zu Tag und von Woche zu Woche gesendet und wussten gar nicht, wie die Situation nächste Woche sein wird. Man konnte überhaupt nicht mittel- oder langfristig planen. Viele Projekte, die wir in diesem Jahr vorhatten, habe ich relativ schnell auf Eis legen müssen. Und eigentlich ist das Moma-Studio das einzige Projekt, das in diesem Jahr noch stattfindet, das wirklich ganz langfristig geplant ist. Es war lange nicht klar, wann wir tatsächlich damit auf Sendung gehen können. Aber wir haben es geschafft.  

Viele Interviewpartner sind jetzt nicht mehr persönlich im Studio, sondern zugeschaltet. Macht das die Interviewsituation schwerer?

Das Morgenmagazin lebt von den Gesprächsgästen. Es gibt keine politische Nachrichtensendung im ZDF, die mehr Gäste hat – auch weil wir, ganz einfach, so lange senden. Wenn die Gäste jetzt plötzlich nicht mehr im Studio sind, dann ist das schon auch eine andere Sendung. Wir sind dann dazu übergegangen, nicht nur per Live-View zu schalten oder per Satellit, sondern auch per Skype, was natürlich eine andere Qualität ist, sowohl im Ton als auch im Bild. Man hat sich schnell daran gewöhnt, aber es stimmt natürlich, dass man konfrontative Interviews, allein durch den Zeitversatz, nicht so führen kann, als hätte man die Gäste im Studio. Wir kommen jetzt in die Phase, in der wir langsam wieder zum Prinzip Studiogast zurückkehren. Und das tut der Sendung auch gut.

Und dann gibt es seit März keine Zuschauer mehr. Fehlen die Ihnen?

Das Morgenmagazin ist eine Sendung, die transparent sein will, deshalb auch das Moma-Café. Wir sprechen ja auch mit den Zuschauern nach der Sendung, jeden Tag im Redaktionsgespräch. Das neue Studio soll auch diese Transparenz ein bisschen symbolisieren. Das fällt seit März alles weg, wir haben kein Publikum mehr, werden es auch die nächsten Monate nicht haben. Aber wir haben dann ein neues Moma-Café auf Sendung, denn das geht mit dem Redesign des Studios einher, was auch sehr gut gelungen ist. Und es kann gut sein, dass wir erst einmal ohne Zuschauer mit dem neuen Moma-Café auf Sendung gehen. Dafür aber mit Musikgästen. Und auch da sind wir einfach froh, wenn wir wieder zu einer gewissen Normalität, wenn auch mit Abstand, zurückkehren können.

Wie sieht das neue Moma-Café aus?

Es ist nicht mehr diese klassische Café-Anmutung, sondern es ist in der Tat modern. Es hat ein bisschen Lounge-Charakter, es hat einen Talk-Bereich mit Sesseln, es hat eine Bühne, die, glaube ich, schöner gestaltet ist als die Bühne, die wir bisher hatten. Wir sind ja auch stolz auf unsere musikalischen Gäste. Nach fast zehn Jahren setzen wir einfach eine neue Note.

Vorfreude auf den ersten Tag live im neuen Studio?

Wir freuen uns sehr auf das neue Studio. Wir haben fast zwei Jahre daran gearbeitet und das kürzlich erst der Redaktion als Ganzes vorgestellt. Da war ich ein bisschen nervös, weil ich nicht wusste, wie es den Kolleginnen und Kollegen gefallen wird. Die Resonanz war sehr positiv. Ich glaube, es gefällt den allermeisten sehr, sehr gut. Also: große Vorfreude, aber auch ein bisschen Nervosität, weil wir auch in der Dramaturgie ein bisschen etwas ändern wollen. Und bei so einer langen Sendung, mit so einem großen Team müssen ganz viele Einzelfragen noch geklärt werden. Natürlich kann es sein, dass es in den ersten Tagen auch ein bisschen ruckelt auf dem Sender – das mögen uns die Zuschauerinnen und Zuschauer dann verzeihen.

Das Interview führte Hermann Orgeldinger

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