Broadcast, Change Management, IP, Investition: 22.06.2021

Sinclair treibt IP- und Cloud-Umbau voran

Die US-Sendergruppe Sinclair baut ihre Sportproduktions- und Übertragungskapazität weiter aus: mit IP- und Cloud-Technologien.

Sinclair Broadcast Group, Logo
Die Sinclair Broadcast Group betreibt rund 180 TV-Kanäle in den USA und erreicht gut ein Drittel aller US-Haushalte.

Zwei große IP-basierte Installationen der Sinclair Broadcast Group in den USA realisierte das Unternehmen mit Imagine-Komponenten. Insgesamt setzt Sinclair aber auf einen Hybrid-Ansatz zwischen IP und SDI, betont jedoch auch sehr stark Cloud-Komponenten.

Neues Media Operations Center für regionale Sports-Networks

Sinclair hat im Jahr 2019 die regionalen Sportnetzwerke von Fox/Disney übernommen und daher rasch eine neue Playout-Strategie entwickeln. Dabei setzte die Sendergruppe auf  eine IP-basierte Infrastruktur.

Sinclair, Imagine
Ein Control Room des Media Operations Center, den Sinclair in Atlanta für die regionalen Sports-Networks gebaut hat.

Ziel war es, einen zukunftssicheren Hub für die regionalen Sportnetzwerke aufzusetzen. Der Hub wurde in Atlanta etabliert und dort in Zusammenarbeit mit dem Broadcast-Dienstleister Encompass gebaut. Den technischen Kern des Hubs bildeten Komponenten von Imagine: die Playout-Plattform Versio, Selenio-Netzwerkprozessoren und das Steuerungssystem Magellan.

Entstanden ist ein 2.300 qm großes Media Operations Center mit cloud-gehosteten Desaster-Recovery-Kanälen auf Basis von SMPTE ST 2110.

Don Roberts, VP of Sports Engineering and Production Systems, Sinclair Broadcast Group
Don Roberts, VP of Sports Engineering and Production Systems, Sinclair Broadcast Group.

Don Roberts, VP of Sports Engineering and Production Systems bei der Sinclair Broadcast Group, weist darauf hin, dass sowohl geschäftliche als auch technische Anforderungen Sinclair veranlassten, zu IP-Konnektivität und software-definierten Architekturen zu wechseln — und insbesondere in Richtung Cloud zu entwickeln. »Der Wandel ermöglicht und erfordert aber wesentlich mehr, als nur Altsystemen zu ersetzen; er ist die Gelegenheit, einen ganz neuen Blick auf die Art und Weise zu werfen, wie ein Broadcaster arbeitet.«

Sinclair, Imagine
84 solcher Racks im zentralen Geräteraum des Media Operations Center sind mit Imagine-Komponenten bestückt.

»Dabei war die Einbindung der Benutzer essenziell, um zu verstehen, was sich bei jedem Schritt ändern wird«, sagte Roberts. »Der Übergang zu IP und Cloud ist transformativ. Man kann nicht einfach einen Schalter umlegen — sondern wir müssen völlig neu definieren, wie das Business jetzt funktioniert. Das betrifft im gleichen Maß das Change Management wie auch die Technologie. Mit unserer eigenen Erfahrung mit IP und unserer starken technischen Beziehung zu Imagine entschieden wir, dass unser erster Schritt darin bestand, eine On-Premises-Lösung für die regionalen Sports-Networks zu entwickeln«, so Roberts. »Wir erarbeiteten auch Optionen, um einige Funktionen — wie das Archiv und das Desaster-Recovery-Playout — in die Cloud zu verlagern. Dies ermöglicht es uns, die Anlage in Atlanta als Sprungbrett zu nutzen und die Arbeitsabläufe und Business Cases kontinuierlich zu verfeinern, die uns beim Übergang zu einem hybriden Ansatz helfen werden, ein Gleichgewicht aus Leistungsfähigkeit und Kosten herzustellen.«

Sinclair, Imagine
Ein Master Control Room des Tennis Channel in Santa Monica.
Tennis Channel

Parallel zum Aufbau des Media Operations Center für die regionalen Sports-Networks investierte Sinclair in Studios und Produktions-Einrichtungen für den »Tennis Channel« in Santa Monica in Kalifornien — ebenfalls ST-2110- und cloud-basiert und in der Lage, Pop-up-Live-Special-Events umzusetzen. Auch hier bilden Komponenten von Imagine die Basis der Infrastruktur.

Das Tennis-Channel-Projekt stellte Sinclair vor eine Reihe neuer technischer, betrieblicher und geschäftlicher Herausforderungen. »Tennis ist live und unvorhersehbar, daher müssen unsere Playout-Funktionen agil und reaktionsschnell sein«, erklärt Roberts. »Software-Lösungen wie Versio geben uns diese Agilität — die Möglichkeit, eine Entscheidung zu treffen und sie praktisch sofort auf Sendung zu bringen. Und da sie in der Cloud gehostet werden kann, starten wir sie einfach zu Beginn eines jeden Turniers und schließen die Software, wenn es zu Ende ist.«

Für den »Tennis Channel« wollte Sinclair letztlich eine Plattform schaffen, die eine umfassende Berichterstattung über die 100 wichtigsten Turniere dieses Sports ermöglicht. Der Sender verfügt nun über ein Master Control Center in Santa Monica, das die flexible Versio-Plattform nutzt — sowohl für die Produktion direkt vor Ort mit der praxiserprobten ADC-Automatisierung als auch gesteuert über Software-Instanzen, die in der AWS-Cloud für Pop-up-Sonderveranstaltungen gehostet werden. Die IP-Konnektivität ermöglicht eine Vereinfachung der Hardware-Architektur, so etwa durch die Nutzung der virtuellen Re-Entry-Software-Funktionen von Magellan, um virtuelle Patchfelder, Routerpfade und Workflows zu erstellen. 

Selenio Network Processor (SNP) von Imagine.
Selenio Network Processor (SNP) von Imagine.

Das Herzstück der Architektur in Santa Monica ist der Selenio Network Processor (SNP) von Imagine. Aus Sicht von Roberts ist Selenio »das Schweizer Offiziersmesser für den Broadcast-Bereich: wenn es ein Problem mit einem Signal gibt, wirft man einfach einen Selenio Network Processor drauf.« Jedes dieser 1-HE-Geräte hostet vier unabhängige, software-definierte Verarbeitungskanäle. Im Fall von Tennis Channel fungieren die SNPs als IP-Gateways und unterstützen die Formatkonvertierung, so dass die Anlage in erster Linie mit 1080p arbeitet, aber bei Bedarf auch 4K und HDR/UHD unterstützt, wie etwa bei den French Open in Roland Garros in Paris.

Sinclair, Imagine
Ein Production Control Room des Tennis Channel in Santa Monica.

Die neue ST-2110-Infrastruktur des Tennis Channel wurde im Dezember 2020 vorgestellt. Sinclair ging dann während der Übertragung der Miami Open 2021 im März live via Cloud —was das erste Mal war, dass ein Sender ein so hochkarätiges Live-Sportereignis per Live-Cloud-Playout unterstützt hat. Die innovative Kombination aus Cloud-Playout und Master-Steuerung vor Ort stellte eine Lösung dar, die in Pandemie-Zeiten, die Medienunternehmen vor die Herausforderung stellt, weiterhin qualitativ hochwertige Sendungen zu produzieren und gleichzeitig eine sichere Arbeitsumgebung für das Betriebspersonal zu gewährleisten, besonders leistungsfähig war. Die einzigartigen Fähigkeiten und die Integration der IP-fähigen Playout- und Kerninfrastrukturprodukte von Imagine schufen eine hochmoderne Architektur und einen Workflow, der dies ermöglichte.

Steve Reynolds, Präsident von Imagine Communications.
Steve Reynolds, Präsident von Imagine Communications.

Steve Reynolds, Präsident von Imagine Communications, sagte: »Wir sind privilegiert, mit Sinclair als Technologiepartner zusammenarbeiten zu dürfen. Sinclair teilt unsere Einschätzung, dass wir uns derzeit mitten in der Kurve eines Übergangs befinden, der das Potenzial hat, alles zu verändern. Entlang dieser Kurve wird es On-Prem- und Cloud-Systeme geben; hybride Konnektivität, die zu IP führt. Sinclair verkörpert diese Prinzipien: Sie nutzen SDI, wenn es nötig ist —mit Imagine SNPs als Gateways; sie nutzen software-orientierte Technologie und IP-Konnektivität; sie migrieren in die Cloud, wenn es für sie richtig ist. Wir freuen uns auf eine lange und fruchtbare Zusammenarbeit mit einem echten Broadcast-Marktführer.“