Kurznachrichten: 05.05.2022

News: Kurz und knackig – KW 18/2022

P7S1: Unter Übernahme-Druck. Verlust oder reich: Quartalsbilanzen. Wachstum: Ohne Ende? Jubel: KiKA und GZSZ werden 30. Übergriffe: Fans attackieren Journalisten. Ukraine: Filmförderer helfen. Warntag 2022: Klappt’s? App: Selbst streamen.

Unternehmen

Konzernchef Rainer Beaujean lehnt eine Annäherung an RTL weiter ab. Beide Konzerne stünden »auch im Sinne der Meinungsvielfalt im Wettbewerb miteinander«, und das steht dem Kartellrecht entgegen. Der Berlusconi-Konzern MFE hält – kurz vor der Hauptversammlung – mehr als 25% der Stimmrechte von ProSiebenSat1 und setzt auf Konflikt: Er will die Entlastung des Aufsichtsrats verweigern.
Über die Griechenland-Tochter OTE will Magenta seine rumänischen Geschäfte an einen lokalen Telekom-Player und/oder Investoren verkaufen. Im Oktober hatte Orange bereits 54% des Festnetzgeschäftes für 296 Mio. € übernommen.
Nach der Übernahme will Elon Musk Twitter auf ein Abo-Modell umstellen. Das werde »für gelegentliche Nutzer immer kostenlos sein, für gewerbliche/staatliche Nutzer ab vielleicht ein wenig kosten«, twitterte Musk.
Der abgeflaute Corona-Boom drückte die Umsätze im Q1/22 um 7% auf 18,4 Mrd. $ (17,5 Mrd. €). Das Geschäft mit Notebook-Chips fiel um 14% auf knapp 6 Mrd. $, während Chips für Rechenzentren 6 Mrd. $ (+22%) einspielten. Die von von 103 auf 283 Mrd. $ boomende Auftragsfertigung fuhr ein Defizit von 31 Mio. $ ein. Allein in Deutschland investiert Big Blue 27 Mrd. $ in neue Fabriken. Wegen fehlender Kapazitäten sei aber bis 2024 mit Lieferproblemen bei Halbleitern zu rechnen.
Der Software-Konzern verzeichnet im Q1/22 einen Umsatz von 49,4 Mrd. $, das sind +18% gegenüber dem Vorjahresquartal. Der Konzerngewinn stieg um 8% auf 16,7 Mrd. $. Dazu trugen die Cloud-Plattform Azure mit einem Umsatzplus von 46% und das Karriereportal Linkedin von 34% bei.
Der Google-Mutterkonzern erhöhte im Q1/22 seinen Umsatz gegenüber dem Q1/21 um 23% auf 68 Mrd. $. Der Gewinn sank von 17,9 auf 16,4 Mrd. $. Hintergrund sind Investitionen vor allem in Cloud-Dienste. Das Anzeigengeschäft wuchs um 22,3% auf 54,66 Mrd. $.
Der Online-Händler verzeichnet sein schwächstes Wachstum seit der Dotcom-Krise vor 20 Jahren. Im Q1/22 brach der Betriebsgewinn gegenüber dem Q1/21 um 56% auf 3,7 Mrd. $ (3,5 Mrd. €) ein, obwohl der Umsatz um 7% auf 116,4 Mrd. $ zulegte.

Broadcast

Der deutsch-französische Kulturkanal hat am 30. Mai 30. Geburtstag. Die Marktanteile 2021: 1,3% in Deutschland, 2,9% in Frankreich. Die Mediathek gewann mehr Reichweite zwischen 2019 und 2021. Arte.tv, YouTube, Facebook, Instagram usw. erreichten 2021 mehr als 1,8 Mrd. Aufrufe.
Die Daily Soap »Gute Zeiten, schlechte Zeiten« begeht ihr 30. Sendejubiläum am 12. Mai on Air mit einer Folge in Spielfilmlänge und einem Best-Of. Produzent UFA entwickelte dazu eine industrielle Produktionsweise in Babelsberg. Auf Außendrehs einzelner Szenen in Berlin folgte der Aufbau einer Außenkulisse auf dem Studiogelände.
Die Deutsche Fußballliga will mehr Bundesliga-Spiele frei empfangbar vermarkten. Das soll laut Meldungen eine Arbeitsgruppe unter Leitung der DFL-Chefin Donata Hopfen vorbereiten. Die nächste Rechte-Ausschreibung betrifft erst den Zeitraum ab der Saison 2026/27.
Der Pay-Kanal Spiegel TV Wissen heißt seit dem 2. Mai wie  angekündigt Curiosity Channel mit dem Zusatz »powered by Spiegel«. Die Produktionsfirma Spiegel TV Geschichte+Wissen GmbH & Co. KG entstand durch ein Joint Venture von Autentic GmbH, Curiosity Inc. und Spiegel TV GmbH.
Die AGF Videoforschung, TV-Quotenermittler, trat dem Media Rating Council MRC bei. Die Organisation mit Sitz in den USA legt seit den 60er-Jahren international anerkannte Mindeststandards für die Reichweitenmessung fest.
Am 15. November endet der Simulcast von SDTV und HDTV für vier Kanäle: One, Tagesschau24, Phoenix und Arte werden in SDTV über den Satelliten Astra abschalten. Wie sich die Kabelnetzbetreiber verhalten, bleibt offen. In den Vodafone-Netzen wurde Arte in SD bereits abgeschaltet. 

Radio, Audio

Auch Niedersachsen bekommt DAB+ für Privatradios: Die Sendeplattform für eine landesweite Abdeckung, gegliedert in zehn Regionen, wurde jetzt von der Medienanstalt NLM ausgeschrieben. 2019 hatte die FDP im Landtag einen Richtungsbeschluss veranlasst, um DAB+ zu verhindern.
In und um München und Nürnberg werden DAB+-Verfahren für den Katastrophenschutz erprobt. Mittels der Emergency Warning Functionality (EWF) überlagern Ansagen und Lauftexte der Behörden DAB+-Programme und speisen öffentliche Anzeigetafeln. Radios werden aus dem Standby geweckt. TPEG-EAW (Emergency Alerts and Warnings) schickt entsprechende Daten samt Routentipps über DAB+ und Mobilfunk auf Navis.
Kunden mit der Sky Q IPTV Box stehen jetzt auch 2.300 Radiostationen der Radioplayer-App, gegliedert in 30 Genres, zur Verfügung.

Streaming

Die neue App Sportdeutschland.TV Streamer ermöglicht Livestreaming von Sportevents in FullHD, mit Zeitlupen, Spielstandsanzeigen etc. und ist in der laufenden Testphase kostenlos erhältlich. Vereine können im Wirkbetrieb bis zu 75% der Erlöse erhalten.

Frequenzen, Netze

Nach dem Desaster vom September 2020 bekommt der »Warntag« eine – noch nicht terminierte – Neuauflage in diesem Jahr. Erprobt werden soll die Leistung und das Zusammenwirken verschiedener Notfall-Informationsdienste des Rundfunks, Mobilfunks sowie städtischer Anzeigetafeln, Sirenen usw. Neu im »Mobilen Warnsystem« (MoWaS) des Bundes ist Cell Broadcasting – der Versand von SMS an alle in bestimmten Regionen eingeloggten Mobiltelefone.

Studien, Statistiken, Märkte

Der Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) rechnet für 2022 im Bereich Online-Audio und Podcasts mit Werbeumsätzen von etwa 110 Mio. € (+22%). 2021 war der Umsatz weit über die erwarteten 78 auf 90 Mio. € geklettert, wovon ein Drittel auf Podcasts entfiel.

Recht

Die HR-Radiojournalisten Tim Brockmeier und Philipp Hofmeister mussten während des Fußballspiels West Ham United vs. Eintracht Frankfurt in London »mehrfach Faustschläge an den Hinterkopf, in den Nacken, in den Rücken« erleiden. Sie dankten den Mitarbeitern beider Vereine, die sie in der Pause »regelrecht in Sicherheit gebracht haben«. In der Halbzeit 2 berichteten sie von anderen Arbeitsplätzen weiter.
Vor einer aus der CSU-Bundestagsgruppe geforderten zeitweisen Aussetzung des Rundfunkbeitrages warnt der Deutsche Journalistenverband DJV. In Kriegszeiten haben unabhängige recherchierte Informationen besondere Bedeutung, so der DJV. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk – einschließlich seiner Unterhaltungsangebote – habe ein von der Verfassung garantiertes Existenzrecht.
Das Kabinett verabschiedete eine Verordnung zum schnellen Internet: Festnetz-Zugänge müssen mindestens 10 Mbit/s im Download bzw. 1,7 Mbit/s im Upload liefern. Die genannte Latenz von 150 Millisekunden schließt Sat-Anbindungen abgelegener Haushalte aus, weil die Latenz via Sat höher ist. Der Verordnung müssen Bundesrat und Digitalausschuss des Bundestages zustimmen.

Corona

Die Luca-App zur Corona-Kontaktverfolgung wird aufgegeben. Die Daten auf dem Server wurden laut Firmenchef Hennig gelöscht und existieren nur noch auf den Nutzergeräten. Der Betreiber stellt auf ein Bezahlsystem für die Gastronomie um, bei dem am Tisch über einen QR-Code die Rechnung abgerufen und mit dem Smartphone bezahlt wird. »Luca Pay« wird über einen Umsatzanteil von 0,5% plus 5 Cent finanziert.

Medienkrieg Russland/Ukraine

Die »International Coalition for Filmmakers at Risk« hat bisher 108 ukrainischen Filmschaffenden geholfen. Zehn deutsche Filmförder-Institutionen haben jetzt einen zweiten Betrag von 100.000 € zur Verfügung gestellt. Die Mittel kommen auch Filmemachern aus Russland und Belarus zugute, die offen gegen den Krieg auftreten.
Laut Meldungen will die EU nach RT und Sputnik die Verbreitung weiterer noch ungenannter russischer Staatssender durch Entzug der  Frequenzen verbieten. Diesem Vorschlag der Kommissionchefin von der Leyen müssen die EU-Staaten noch zustimmen.

Verbände

Der Fachverband Satellit & Kabel im Zentralverband der Elektroindustrie positionierte sich neu als Fachverband Media Networks. Gigabitnetze auf die Überbauung funktionierender Kupfer-Infrastrukturen durch Glasfaser zu reduzieren greife zu kurz; das zu fördern sei zweckwidrig, so der Vorsitzende Herbert Strobel.

Personalia

Programmdirektor Jens Küffner verlässt den niedersächsischen Radioveranstalter »im besten gegenseitigen Einvernehmen« und nach unterschiedlichen Auffassungen über strategische Fragen. Geschäftsführer Harald Gehrung hat seine Aufgaben am 1. Mai vorläufig übernommen.

 

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