Kurznachrichten: 17.03.2022

News: Kurz und knackig – KW 11/2022

Chapeau: Antikriegs-Protest zur Primetime. ARD/ZDF: Solidarisch. P7S1: Mit Gesetz gegen Berlusconi. ARD-Erfolgsvergütung: Auch für SchauspielerInnen. DAB+ national: 12 neue Senderstandorte. Zahlungsfähig: FFA-Plattformstudie.

Unternehmen

Der Münchner TV-Konzern begrüßt eine Änderung des bayerischen Mediengesetzes: Die Landesmedienanstalt BLM kann einschreiten, wenn die Informationsvielfalt durch Gesellschafter eines Privatsenders bedroht werde. Dies ist vor dem Hintergrund der Übernahmepläne der Berlusconi-Firma Mediaset zu sehen. Die Medienanstalten prüfen die jüngste Erhöhung der Aktienanteile über 25 Prozent der Stimmrechte.
Der Chipriese investiert, vom Bund gefördert, 17 Mrd. € in zwei Fabriken für Prozessoren und Grafikchips in Magdeburg und will sie ab 2027 mit erneuerbarer Energie betreiben. CEO Pat Gelsinger will durch Milliarden-Investitionen wieder an die Spitze der Halbleiterbranche.

Medienkrieg Russland/Ukraine

Eine mutige Aktion: »Stoppt den Krieg. Glaubt der Propaganda nicht. Ihr werdet hier belogen« steht auf dem Schild, das Marina Ovsyannikova am 14. März in Putins Hauptnachrichten zeigte. In einem Video erklärte die Redakteurin von Kanal1, dass sie sich schämt, an der Propaganda mitgewirkt zu haben. Sie wurde sofort inhaftiert.
Der öffentlich-rechtliche Rundfunk der Ukraine »Nazionalna Suspilna Teleradiokompanija Ukrajiny« und Privatsender bringen je fünf Stunden in ein gemeinsames TV-Programm mit Nachrichten und Überlebenshilfen ein, das über alle verfügbaren Kanäle verbreitet wird. Vor der Aggression produzierte allein Suspilne zwei Haupt- und 27 regionale TV- sowie etliche Radiokanäle.
»Wir haben keinen Schrank ungeöffnet gelassen, um zu schauen, wie wir unbürokratisch helfen können«, so Produktionsdirektor Christoph Augenstein vom in der ARD federführenden RBB. Der SWR schickte eine mobile Satellitenanlage für Live-Berichte in die Ukraine, der BR stellt Mischpulte und Mikrofone zusammen.
Auch die öffentlich-rechtliche Sendeanstalt aus Tschechien unterstützt die ukrainischen Radiokollegen u.a. mit Rundfunk- und IT-Technik.
Die Deutsche Netzmarketing GmbH, Mediapool und IP Broadcast haben den TV-Newskanal Ukraina24 kostenfrei in ihre IP-Vermarktung aufgenommen. Das Programm ist auch über Eutelsat Hot Bird 13 Grad Ost frei empfangbar.
Nachdem sich die US-Kinoverleiher früh aus dem Russland-Geschäft zurückzogen, schaltet nun Discovery seine 15 russischen TV-Kanäle über dort genutzte Satelliten ab. Disney kündigt den Stopp aller Film-, TV- und anderen Geschäfte an. Amazon tut das für seinen Versandhandel und den Streaming-Dienst.
Beide Sendeanstalten haben nach Prüfung des neuen russischen Mediengesetzes, das »Falschinformationen« über den Ukraine-Krieg aus russischer Regierungssicht unter Strafe stellt, die Berichterstattung aus Moskau wieder aufgenommen. Dies sei mit dem europäischen Sender-Dachverband EBU abgesprochen.

Broadcast

Der französische TV-Konzern bringt mit diesem Logo lineare und gestreamte Inhalte in die Kabelnetze des österreichischen Anbieters A1. Für 8,99 € monatlich gibt es u.a. Inhalte seiner deutschen Marken Studiocanal und Kinowelt und 250 österreichische Filme und Serien.
Trotz der Zeitverschiebung erreichte das ZDF mit seinen Übertragungen der Paralympics aus China im Schnitt 640.000 Zuschauer und einen Marktanteil von 9,1% (2018: 420.000, 8,2%). Die ARD meldet im Schnitt 512.000 TV-Zuschauer (7,9%) und 300.000 Streaming-Views.

Radio, Audio

Der Sendenetzer wird das Sendenetz des ersten nationalen DAB+-Ensembles mit Deutschlandradio und neun Privatsendern im Laufe von 2022 um 12 Senderstandorte erweitern. Erster neuer Standort war am 16. März Reutlingen.
Elf Lokalradios der The Radio Group haben sich mit der »Digitalplattform der lokalen Rundfunkanbieter in RLP GmbH« an der laufenden Ausschreibung um Plattformen für vier DAB+-Sendegebiete in Rheinland-Pfalz beteiligt. Das Sendenetz soll Divicon Media aufbauen. Je Region werden 6 von 16 Plätzen für Regionalradios reserviert.
Die werbefinanzierte Webradio-Plattform laut.fm meldet 10.000 User-Generated Radios aus Deutschland, die kostenlos gestreamt werden.

Streaming

Zum 10. Deutschland-Jubiläum am 13. März nennt der Musikstreamer »Roller« von Apache 207 als meistgehörten Song. Seit dem Start seien über 450 Mrd. Streams abgerufen worden. Der Schwerpunkt liege bei Pop, Hip Hop, Rock und Electronic Dance Music. Im Angebot sind auch über 70.000 deutschsprachige Podcasts, darunter 57 Originals.
Die Streaming-Plattform von BBC und ITV lässt ihren Einstieg in Österreich bei der dortigen Wettbewerbsbehörde prüfen. Nach den USA (2017), Kanada (2018) und dem UK (2019) soll 2022 der Skandinavien-Start erfolgen.
Nach Vollzug der Großfusion von Warner und Discovery werden die Inhalte ihrer Streaming-Plattformen Discovery+ und HBOmax  gebündelt. Die formale und rechtliche Zusammenführung der Marken erfolge später, erklärte Discovery-CFO Gunnar Weidenfels. Der Deutschland-Start ist nicht vor 2025 zu erwarten – nach dem Ende des Distributionsvertrags von HBOmax und Sky.

5G

Der Telekom-Konzern will sein 5G-Netz in Deutschland bis 2025 flächendeckend und ohne LTE-Krücke anbieten. Mit »5G Standalone« erreiche man derzeit 10 Mio. Kunden. Laut Berichten beherrschen jedoch nur wenige Smartphones diese 5G-Option.

Filme, Förderungen, Festivals, Wettbewerbe

Für die Filmförderungsanstalt untersuchte das Goldmedia-Institut Veränderungen der Produktionslandschaft durch VoD. Die umfangreiche Plattform-Studie spricht sich u.a. für eine Investitionspflicht der Plattformen mit Sitz im Ausland aus.
Felix Hassenfratz (»Frieda – kalter Krieg«), Emily Atef und Daniela Krien (»Irgendwann werden wir uns alle erzählen«) sowie Michail Lurje und Jurij Saule (»Martin liest den Koran«) wurden für den Deutschen Drehbuchpreis nominiert. Die Nominierung wird vom BKM mit 5.000 €, die Auszeichnung mit 10.000 € dotiert. Der Preisträger kann mit weiteren 20.000 € gefördert werden. Mit dem Verband Deutscher Drehbuchautoren findet die Preisverleihung am 5. Juli in Berlin statt.
Die Audiovisuelle Informationsstelle der EU beziffert für 2019 das Durchschnitts-Budget europäischer Spielfilme mit 2,07 Mio. €. Fördermittel bringen im Schnitt 28%, Produzenten und Sender je 18% ein. Basis sind 651 Filme mit einem Produktionswert von 2,044 Mrd. €.

Studien, Statistiken

Die Kommission der Landesmedienanstalten zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich legt ihren 7. Medienkonzentrationsbericht vor und zieht eine positive Bilanz aus 25-jähriger Tätigkeit. Für eine wirksame Vielfaltssicherung sei es erforderlich, den bisher auf TV fokussierten gesetzlichen Auftrag deutlich zu erweitern.

Medienpolitik, Medienrecht

Der zweite Kabinettsentwurf des Bundesetats 2022 erhöht die Ausgaben für Kultur und Medien um rund 10% auf 2,14 Mrd. €. Die wirtschaftliche Film- und Serienförderung des GMPF steigt auf 50 Mio. €. Für die ökologische Transformation in Kultur- und Medienbetrieben sind 5 Mio. € vorgesehen. Zusätzliche 5,1 Mio. € fließen in den Kampf gegen Rechtsextremismus und Hassrede.
Mit den ARD-Anstalten und deren Produktionsarm Degeto hat der Bundesverband Schauspiel BFFS nach sieben Jahren die Beteiligung von Schauspielern am Erfolg von Auftragsproduktionen, rückwirkend ab 2008, vereinbart. Über die Einbeziehung der Mediatheken-Auswertung werde, ggfs. mit anderen Berufsverbänden, erneut verhandelt.

Verbände

Neues Mitglied des Lobbyverbandes ist der niederländische Systemintegrator Divitel B.V. Neumitglied Gracenote (München) hatte zuvor bereits an einem Papier der Plattform zu seinem Thema Metadaten mitgewirkt.

Personalia

Der Fernsehrat besetzte den Verwaltungsrat für fünf Jahre ab dem 1. Juli wie folgt: Leonhard Dobusch, Urheberrechtler aus Innsbruck, ersetzt den ehemaligen SPD-Politiker Martin Stadelmeier. Im Gremium bleiben Gabriele Beibst (Rektorin A.D.), Bärbel Bergerhoff-Wodopia (RAG-Stiftung), Reinhard Göhner (Arbeitsrechtler), Peter Heesen (Ehrenvors. Beamtenbund), Michael Sommer (ehem. DGB-Vorsitzender, SPD), Barbara Thomaß (Medienwissenschaftlerin) und Birgitta Wolff (Wirtschaftswissenschaftlerin, CDU). Dem Gremium gehören weiter vier Vertreter der Bundesländer an.
Die 36 Verwaltungsräte der Filmförderungsanstalt wählten Bernd Neumann erneut zu ihrem Präsidenten und die ARD-Filmintendantin Karola Wille zur stellvertretenden Vorsitzenden.
Siegfried Schneider (CSU), zuvor als Chef der Staatskanzlei für die Medienpolitik Bayerns verantwortlich und bis 9/21 Präsident der Landesmedienanstalt BLM, wurde zum Geschäftsführer der Mediaschool Bayern berufen. Er folgt Heinz Heim, der seine langjährige nebenamtliche Tätigkeit Ende Februar niederlegte.
Henning Tewes übernimmt die Geschäftsführung des RTL-Senders und führt die Produktionseinheit RTL Studios. Vorgänger Sascha Schwingel verantwortet nun als Deputy Head den Bereich TV & Entertainment für alle TV-Sender der Gruppe und den Streamer RTL+.
Am 12. März trat Bert Lingnau seine zweite Amtszeit als Direktor der Medienanstalt Mecklenburg-Vorpommern an.
In der Teutocast-Radiogruppe übernimmt der bisher für das NRW-Geschäft zuständige Ex-Chef von Radio NRW Jan-Uwe Brinkmann zusätzlich die Aufgabe des Head of Legal & Political Affairs.
Bei dem über DAB+ verbreiteten Wiener Uni-Radio wurde Violeta Kalicanin, Finanzchefin der FH Technikum Wien, zur zweiten Geschäftsführerin neben Gernot Fischer ernannt.

 

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