Kurznachrichten: 06.01.2022

News: Kurz und knackig – KW 1/2022

2021: Quoten, Auf- und Abrufe. Babelsberg: Studio verkauft. ARD/ZDF: Grüner Strom. Trend: Firmen-Hörfunk? Simsen: Was ist »Merry Christmas« wert? Mensch oder KI: Oscarreif? Einspiel: Milliarden-Gespinst. Urteil: Regionale Werbung auch bundesweit. Messenger: Eine Schnittstelle für alle? Polen: Präsident blockt.

Unternehmen

TPG Real Estate Partners (»TREP«), der Immobilienbereich des Investors TPG, hat den Erwerb der Studio Babelsberg AG abgeschlossen. CEO Carl L. Woebcken und COO Christoph Fisser bleiben minderheitlich beteiligt. Das älteste Filmstudio Europas wird Teil der Cinespace-Studios, laut TREP zweitgrößter Studiobetreiber Nordamerikas.
Unter dem Dach von MDR Media wurden die Mehrheitsbeteiligungen Motion Works (Animation), Kinderfilm GmbH (samt SpinOff Grown Up Films) in der Mideu Films (Halle, Erfurt) zusammengefasst. Geschäftsführerinnen sind Ingelore König und Grit Wißkirchen.
Investor Jozsef Bugovics verkaufte 50% der Anteile an seinen Geschäftsführer Erwin Linnenbach. Die Leipziger Holding betreibt je drei Radios im zweiten DAB+-Bundesmux und in NRW, eine Tochter vermarktet Radiowerbung, eine weitere gemeinsame Firma vergab die Sendeplätze im Bundesmux 2.
Media Globe Network (Ägypten) verkaufte seine 88% am internationalen Newskanal an den portugiesischen Kapitalfonds Alpac. 12% bleiben bei europäischen ÖR-Anstalten; ARD/ZDF sind nicht beteiligt.
Als weltweit erster Konzern und trotz Chip-Engpässen, Lieferstillständen und pandemiebedingten Produktionsausfällen wurde zum Wochenbeginn nach einem Kursplus von 3% auf 182,88 $ der Börsenwert von 3 Mrd. $ kurzzeitig überschritten. 2018 hatte der Computer- und Smartphone-Riese als erster die 1 Mrd. $-Grenze erreicht.

Broadcast

Der auf Frauen orientierte Kanal von Pro7Sat1 gendert sich zur »Senderin«. Mit mehr Eigenformaten à la »Der Pferdeversteher« und »Der Welpentrainer« sollen die 1,3% Marktanteil ausgebaut werden.
Die Medienbehörde FCC will das nationale »Emergency Alert System« optimieren. U.a. werde die Verständlichkeit von Meldungen für hörgeschädigte TV-Zuschauer verbessert. Der Zugang zu den visuellen EAS-Elementen aus dem Web wird geöffnet.

Produktion

Für ARD und ZDF vereinbarte der HR die Stromlieferungen bis 2024. Der rein grüne Strom stammt aus TÜV-zertifizierten Anlagen und wird per Wasserkraft in Skandinavien gewonnen. Das entspricht der Selbstverpflichtung der Film- und TV-Branche zu Nachhaltigkeit.

Filme, Festivals, Kinos

Auf der Oscar-Shortlist vertritt Maria Schrader Deutschland mit »Ich bin dein Mensch« bei den ausländischen Filmen. Sechs der 15 Mitbewerber wurden in Berlin Brandenburg gefördert. Mit »Dune« und »Keine Zeit zu sterben« hat Komponist Hans Zimmer doppelte Chancen. Um seinen zweiten Oscar (»Blade Runner 2049«, 2018) tritt Gerd Nefzer (»Dune«) bei den Visual Effects an. Für die kurzen Spielfilme ist Murad Abi Eisheh mit seinem Ludwigsburg-Diplom »Tala’vision« gelistet. Am 8.2. werden die Nominierungen zur 94. Verleihung am 27.3. bekannt gegeben. Letzter deutscher Gewinner eines Auslands-Oscars war 2007 Florian Henckel von Donnersmark (»Das Leben der Anderen«).
»Spider-Man: No Way Home« erreichte 2021 mit rund 1 Mrd. $ das weltweit höchste Einspiel in nur 12 Tagen. Das Bond-Sequel »No Time to Die« spielte 774 Mio. $ ein. Die Milliarde hatte während Corona nur »Star Wars: The Rise of Skywalker« geschafft. Unter 12 Tagen bis zur Kassenmilliarde blieben zuvor nur die Avenger-Teile »Infinity War« (2018, 11 Tage) und »Endgame« (2019, 5 Tage).
Die Novelle des Filmförderungsgesetzes ist bis Ende 2023 in Kraft. Die Filmförderungsanstalt informiert über Neuheiten und Änderungen im Gesetz und Richtlinien. Darunter ist ein Green Motion-Label.
Mit Garantien des Europäischen Investitionsfonds für bis zu 200 Mio. € für 2022/2023 kreditiert die »Nachhaltigkeitsbank« jetzt Zwischenfinanzierungen für Filmfördergelder und Auftragsproduktionen in den Niederlanden, Spanien, Belgien und Deutschland.

Radio, Audio

Ein neuer Trend? Wie die Reederei Aida plant auch Brillux (Farben, Lacke) eine Radiostation eigenen Namens. Die ZAK der Medienanstalten befürwortete die bundesweiten Zulassung – vermutet für den letzten nationalen DAB+-Platz. Anfang 2021 wurde das Projekt eines firmenneutralen nationalen Heimwerker-Radios aufgegeben.

Streaming

Die ARD-Streams erreichen monatlich 16,4 Mio. User. Das entspreche einem 60%igen Zuwachs gegenüber 2020.
Die Visits der Mediathek konnten zu 2020 um 28% auf 5,91 Mio. pro Tag gesteigert werden. Die Senderfamilie erreichte im monatlichen Schnitt 66,61 Mio. Menschen.

Netze

Die letzten 300 3G-Mobilfunkstandorte (UMTS) wurden zum Jahreswechsel abgeschaltet, um sie auf 4G (LTE) umzustellen. Die 3G-Frequenzen wurden im Jahr 2000 für rund 50 Mrd. € versteigert. Alle Marken-Smartphones seit etwa 2016 seien kompatibel. Der 2002 gestartete MMS-Dienst wird zum 17. Januar 2023 eingestellt.
88% der Deutschen nutzen Messenger- und andere Onlinedienste. Beliebt sind WhatsApp (93%, zuvor 96%), Facebook (39%/42%) und Instagram (25%/30%) – alle von Meta (ex Facebook). BNetzA untersucht den Bedarf an Kompatibilität und die Interoperabilität verschiedener Angebote und legte BNetzA ein Diskussionspapier vor.

Studien, Statistiken

Das Deutschland-Aus bei der Fußball-EM markiert mit 24,5 Mio. Zuschauern das Einschalt-Highlight 2021. Das ZDF steigerte den Marktanteil seit 2020 um 1,2 auf 14,8% und besetzt im 10. Folgejahr Platz 1 vor der ARD (12,1%), RTL (7,3%), Sat1 (5,2%), Vox (4,6%), Pro7 (3,7%) und Kabel1 (3,2%). Mit 10,3% führt der MDR bei den Dritten. Zum Vergleich: »heute« (ZDF) erreicht mit 4,5 Mio. Zuschauern 19,3%, gefolgt von »RTL aktuell« (3,3 Mio., 15,0%).
Die 20 Uhr-Ausgabe blieb 2021 mit täglich 6 Mio. Zuschauern im Ersten bzw. 40,6 (2020: 39,5) % und 5,7 Mio. Zuschauern in den Dritten die erfolgreichste TV-Nachrichtensendung. Der Anteil unter den 14- bis 29-Jährigen stieg von 22,7 auf 26,2%, und die App-Aufrufe stiegen um 5% auf 6,1 Mio. täglich.
Der Download von der Breitband Sat-Plattform Starlink lag in Deutschland im Q3 bei 95,4 MBit/s – über dem Landesschnitt von 60,99 MBit/s. Der Upload lag mit 17,63 MBit/s hingegen unter dem Schnitt von 21,05 MBit/s, stellt Ookla fest. Die höhere Nutzung in den USA könnte das Absinken der dortigen Werte vom Q2 zu Q3 ausgelöst haben.

Medienrecht

Auch bundesweite Sender dürfen regionale Werbung senden, so das LG Stuttgart nach Anrufung des EuGH. Pro7Sat1 will nun »die große Nachfrage nach regional adressierbarer Werbung bedienen«. Ein österreichischer Modehändler hatte geklagt, um sich auch in Bayern präsentieren zu dürfen.
Präsident Duda legte sein Veto gegen das neue Mediengesetz ein. Es untersagt Firmen außerhalb der EU den Besitz polnischer Rundfunkstationen und gilt als Angriff auf den über eine NL-Holding zum US-Konzern Discovery gehörenden regierungskritischen Newskanal TVN24. Das Parlament kann das Veto mit 3/5-Mehrheit aushebeln.
Nach Intervention der MABB wurde der russische Regierungssender RT auf Deutsch auf Eutelsat abgeschaltet. Die laut RT in Serbien auf eine dortige gemeinnützige Organisation ausgestellte Lizenz sei nicht wirksam. Als Staatsrundfunk kann RT nach deutschem Recht hier nicht zugelassen werden. Russlands Botschafter Netschajew über eine Reaktion: »Es gibt so viele deutsche Journalisten in Russland.«

Unter dem Hammer

Für 107.000 € wurde der Code der weltersten SMS als Non-Fungible Token versteigert. Am 3.12.1992 hatte Neil Papworth »Merry Christmas« als erste Mitteilung des Short Message Service von einem PC an ein Mobiltelefon geschickt. GSM wurde ein Jahr zuvor in Europa eingeführt.

Personalia

Der Vertrag des seit 2014 amtierenden Vorsitzenden der Geschäftsführung Johannes Züll wurde vorzeitig verlängert.
Die Gesamtkonferenz wählte Wolfgang Kreißig (LFK BaWü) erneut zum DLM-Vorsitzenden. Stellvertreter sind Thorsten Schmiege (BLM) und Joachim Becker (LPR) für zwei Jahre. Die Gremienvorsitzenden-Konferenz leitet Albrecht Bähr (MA RLP), Stellvertreterin ist Eva Brackelmann (SLM).
Intendantin Katja Wildermuth schlug Björn Wilhelm als Kultur-Programmdirektor vor. Der NDR-Leiter Fernsehen und Koordination wechselt im Frühjahr für 5 Jahre nach München. Vorgänger Reinhard Scolik, dessen Vertrag erst kürzlich bis 2024 verlängert wurde, geht »in gegenseitigem Einvernehmen«.

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