ARD/ZDF: Sport macht Quote. Hörfunk: Digital im Vormarsch. USA: Late Night-Aus auf Behördendruck? Russland: Mobilfunk »entdrohnt«?
Unternehmen
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Bayerns Medienanstalt BLM genehmigte die bundesweite Verbreitung der 11 TV-Kanäle des Konzerns unter dem Dach der Joyn GmbH. Dies wurde notwendig, weil die SevenOne-Entertainment Group auf die Joyn GmbH verschmolzen werden soll. Die ZAK-Kommission der Medienanstalten muss noch entscheiden. |

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Das Venture von BR, WDR, SWR, MDR, der LfA Förderbank und des Freistaats Bayern will aus vier Bereichen zwei machen: Produktion und Verwertung werden in einer Content-Unit, Immobilien und Studios gesondert gebündelt, die unabhängig voneinander arbeiten sollen. Zeitgleich zur Bekanntgabe forderte Kulturstaatsminister Weimer die US-Streamer auf, bei der Bavaria einzusteigen. |
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Die Rundfunkanstalt bilanziert für 2024 Einnahmen von 1,205 Mrd. € und Ausgaben von 1,230 Mrd. €. Aus der Finanzrechnung ergibt sich ein Plus von 12,1 Mio. €. Für 2025 geht der Sender aufgrund der bisher ausgebliebenen Erhöhung des Rundfunkbeitrages von einer Finanzlücke aus, die durch zusätzliche Einsparungen gedeckt wird. |
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Der insolvente Musiksender gehört seit 1. Juli der Münchner Medienpiraten GmbH. Eigentümer Stefan Finkenzeller will eine solide finanzielle Basis schaffen. Eine Entscheidung des Präsidenten der bayerischen Medienanstalt BLM ermöglicht die Verbreitung über DAB+ im Freistaat bis Jahresende. Ab 2026 muss der Programmplatz ausgeschrieben werden. |
Broadcast
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Das dramatische Spiel der deutschen Fußball-Frauen gegen Frankreich bescherte dem ZDF die mit 52,2% (10,7 Mio. Menschen) bisher höchste Quote des EM-Turniers. Bei der Klub-WM der Fifa erreichte das Bayern-Aus gegen PSG via Sat1 nur 2,5 Mio. Addiert werden muss jeweils die nicht bekannte Zuschauerzahl beim Streamer DAZN. |
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Im Ersten sorgte der überraschende Vorstoß von Florian Lipowitz auf den 3. Platz der Tour de France offensichtlich für eine Verdopplung der nachmittäglichen Quote auf knapp 30% (2,3 Mio.) am Samstag. Bei Eurosport schalteten rund 230.000 ein. |
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Die Medienanstalt BLM hat die 14 lokalen und regionalen TV-Fenster bei RTL für den Freistaat bis Ende 2033 verlängert. Die Zuschauerzahl wird mit »über 670.000 Menschen« angegeben. |
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Nachdem die RTL-Tochter Ad Alliance den bisherigen Vermarkter von RTLzwei El Cartel nicht übernehmen durfte, tut sich El Cartel ab 2026 mit Warner Discovery zusammen. RTLzwei bleibt Kunde des neuen Unternehmens El Cartel Brothers, das u.a. 12 Warner-Sender und den 2026 für Deutschland angekündigten Streamer HBO Max vertritt. |
Streaming, Internet
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Mit 266,13 Mio. Visits erreichte das ZDF-Streamingportal im Februar den bisher höchsten Zuspruch. 2024 lag der Monatsschnitt bei 213,85 Mio. Besonders gefragt sind Fiction und Information. Allein das Online-Angebot von »heute« hatte im April 19,4 Mio. Aufrufe. Intendant Norbert Himmler sieht die Online-Aktivitäten auch mit Blick auf Inklusivität. KI soll helfen, Untertitelungen zu automatisieren und die Einfache Sprache zu fördern. |
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Der Streamer meldet für das 2. Quartal einen Anstieg der Umsätze um 16% auf 11,08 Mrd. $ (9,52 Mio. €). Die Eigenproduktionen sollen mittels KI-Einsatz »günstiger und besser« werden. Für die argentinische Serie »El Eternauta« sei der Zusammenbruch eines Hauses mit KI viel billiger und 10mal schneller als mit herkömmlichen Spezialeffekten produziert worden. KI war ein Thema beim letzten Hollywood-Streik, weil Autoren und Schauspieler ihre Ersetzung durch Software befürchteten. |
Filme, Festivals, Kino, Förderungen
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Neue Zulassungskritierien für den Deutschen Filmpreis werden ab 2026 wirksam. Die Kreativen sollen gestärkt werden. Auch können deutsche Minderheits-Finanzierungen ab 25% eingereicht werden, wenn die wesentliche kreative Beteiligung aus Deutschland kommt. Filme mit deutscher finanzierung über 50% und fremdsprachlicher Regie und Drehbuch werden zugelassen, wenn Gewerke aus Deutschland beschäftigt werden. |
Radio, Audio
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DAB+ steht laut Media Analyse II/2025 Audio für fast die Hälfte des Radiokonsums in Deutschland. Von den rein digital und überregional oder national mit DAB+ verbreiteten Wellen erreichen Radio Bollerwagen (+38%), Toggo Radio (+29,4%) und 90s90s Radio (+26,1%) besonders starke Zugewinne. |
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75% der Deutschen ab 14 Jahren hören Montag bis Freitag mindestens einen Radiosender und schalten im Schnitt für 189 Minuten ein. RadioNRW bleibt trotz eines Hörer-Verlustes in Millionenhöhe meistgehörter Sender der MA II/2025 Audio. Nur Bayern 1 erreicht mehr als 1 Mio. (+5,8%) Hörer. In der Rangfolge steht Radio Bob auf Platz 5 nach SWR3 und WDR2. In den Top10 platzierten sich die Privatradios Antenne Bayern (7) und Hit Radio FFH (10). |
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Laut der für Schleswig-Holstein zuständigen Medienanstalt geht der Umstieg von UKW- auf DAB+-Verbreitung in dem Bundesland voran. So betreibt Deutschlandradio dort nur noch zwei analoge Sendeanlagen, KlassikRadio verzichtete auf zwei UKW-Sender und auch der NDR reduzierte seine UKW-Standorte. |
Netze

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Amazon ließ die 3. Charge von 24 seiner Kuiper-Satelliten in den Orbit bringen. Als Dienstleister des gegen Musks Starlink gerichteten Internet-Satellitensystems fungierte ausgerechnet die Musk-Firma SpaceX. Zunächst sind 3.236, später 7.774 Satelliten in 630 km Höhe vorgesehen. |
Märkte, Studien, Statistiken

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Eine neue Streamingstudie sieht Disney+ zumindest bezüglich exklusiver Inhalte vor und bei der Breite der Auswahl gleichauf mit Netflix. Der Primus führt in Kategorien wie Userfreundlichkeit, neue Inhalte und Werbefreiheit. Bei den aktiven Abos liege Disney+ in Deutschland weiter hinter Netflix und Amazon. Kunden von Netflix und Disney+ bevorzugten werbeunterstützte Abos, weil ihnen die Standard-Verträge zu teuer sind. |

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Die Einrichtung des Europarats legt die rechtliche Analyse »Governance and funding of public service media« vor. Untersucht werden die rechtliche Grundlagen der ÖR-Sender in der EU, ausgehend vom Europäischen Medienfreiheitsgesetz (EMFA). Der Bericht und Ländertabellen stehen kostenlos zur Verfügung. |
Recht & Gesetz
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Im Rechtsstreit von ARD und Joyn um die nicht genehmigte Übernahme von Mediatheken-Inhalten durch den P7S1-Streamer legte die ARD Berufung ein: Im Gegensatz zum Parallelverfahren des ZDF – wurde ein Verstoß gegen Medienstaatsvertrag und Wettbewerbsrecht nicht erkannt. Wegen widersprüchlicher Urteile ging auch P7S1 in Berufung. |
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Der Sicherheits-Dienstleister Nagravision und Broadpeak ermöglichen Broadcastern, illegale Sport-Livestreams in Echtzeit zu erkennen und zu stören, ohne legale Nutzer zu beeinträchtigen. Die Lösung verbindet Nagras Echtzeitanalyse von CDN-Traffic mit dem Advanced CDN-System von Broadpeak. |
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Während einer Razzia gegen illegales Streaming wurden neun Objekte in Bayern und Hamburg durchsucht und fünf Personen verhaftet. Gegen den als Haupttäter Verdächtigten besteht auch Tatverdacht wegen schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern über einen Messenger-Dienst. Server im In- und Ausland sowie Vermögen im Wert von 500.000 € wurden beschlagnahmt. |
Internationales
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Die britische Medienbehörde Ofcom sieht die öffentlich-rechtlichen Medien »ernsthaft bedroht«. Es werde »immer schwieriger, Produktion und Vertrieb hochwertiger britischer Inhalte für alle Zielgruppen zu finanzieren«. Die Sender sollten dem durch gemeinsame Aktivitäten – auch mit Social Media, Video-Sharern und Regierung – entgegen wirken. Ofcom veröffentlichte dazu einen 6-Punkte-Plan. |
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Mit nur 3 Stimmen Mehrheit (216:213) strich der Kongress auf Vorschlag von Präsident Trump rund 9 Mrd. $ (7,7 Mrd. €) für Medien. Das betrifft nicht nur die US-Auslandssender, sondern in Höhe von 1,1 Mrd. $ auch rund 1.000 unabhängige lokale und regionale Radios. Die unabhängigen TV-Stationen wurden bisher zu ca. 15% aus Washington finanziert. |
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Mit Häme kommentierte US-Präsident Trump die Nichtverlängerung des Vertrags seines Kritikers Stephen Colbert und dessen Late Night Show durch CBS nach Mai 2026. Beobachter sehen einen Zusammenhang mit der Hoffnung der CBS-Mutter Paramount, dass nach Zahlung von 16 Mio. $ an Trump (Colbert: Eine »große fette Bestechungssumme«) die behördliche Genehmigung für die Fusion mit Skydance erteilt werde. Trump: »Ich höre, dass Kimmel als nächster dran ist« über seinen Kritiker bei ABC. Mit einer 10 Mrd. $-Klage will Trump das »Wall Street Journal« aus dem Geschäft drängen; dort wurde ein Trump zugeschriebener Brief an den Sexualstraftäter Epstein veröffentlicht. |
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Laut Berichten befürchtet die russische Regierung, dass die Drohnen ukrainischer Gegenangriffe über russische Mobilfunknetze gesteuert werden. Seit Mai würde daher der Mobilfunk regional und befristet, aber unangekündigt, abgeschaltet. Allein im Juni soll das 650mal geschehen sein – nicht nur im Kampfgebiet und den Grenzregionen, sondern auch in Moskau und Sibirien. |
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Nur 13% des Radiokonsums in der Schweiz entfallen auf UKW, nur noch 7% nutzen nur UKW, 45% nur digitale Quellen. Im Auto ist die UKW-Nutzung noch zu etwa 1/3 analog. Seit dem Jahreswechsel sind die öffentlich-rechtlichen SRG-Wellen terrestrisch nur per DAB+ zu empfangen; die Privaten folgen bis Ende 2026. |
Personalia
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Berlinale-Intendantin Tricia Tuttle berief die indische Produzentin Anu Rangachar als Delegierte für Südasien und an der Seite von Luciano Monteagudo, Mara Fortes, Jacob Wong, Beki Probst, Eduardo Valente und Norman Wang in das Programmteam. |
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Die ARD-Gremienvorsitzenden beschlossen eine Leitlinie zur Vergütung außertariflich Beschäftigter. Daraus sollen die Anstalten AT-Konzepte entwickeln, die dann den Aufsichtsgremien vorgelegt werden. |
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Stefan Obstmayer soll ab Januar 2026 in der Geschäftsleitung die »Schlüsselrolle im weiteren Ausbau der Marktposition« des Vermarktungsarms der ARD übernehmen. Er kommt von Sport1, wo er als Chief Commercial Officer tätig war. Mirja Seidel leitet Verkauf und Disposition. |
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Philipp König, seit 2021 in der Geschäftsführung, führt das österreichische Privatradio ab Oktober allein. Sein bisheriger Chef-Partner Mario Frühauf wechselt nach 20 Jahre an die Spitze des Werbevermarkters RMS Austria. |
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