Praxistest: 6K-Vollformatkamera Canon C400
Eine 6K-Vollformatkamera mit Triple Base ISO, RF-Bajonett und Dual Pixel AF II – das ist die Canon C400. film-tv-video.de hat sie gestestet.
Die C400 bietet auch einen anamorphotischen Modus. Hier wird wie bei allen Kameras ohne Open-Gate-Option das 17:9-Bild genutzt. Das Video wird auf dem Display oder über die Ausgänge entzerrt, optional in 1.3, 1.8 oder 2.0, je nach anamorphotischer Linse. Der digitale Stabilisator kann entsprechend angepasst werden. Wenn man die wegfallenden Ränder akzeptiert (Canon möchte aus Benutzerfreundlichkeit keinen Open-Gate-Modus anbieten), liefert die Kamera ein schönes anamorphotisches Bild. Um den Charakter einer 2x anamorphotischen Linse zu erhalten, würde ich hier die weitestmögliche Brennweite nutzen. Bei der R5C z.B. sind das 58 mm, die schwarzen seitlichen Ränder sind durch den 2,35-Beschnitt dann nicht mehr zu sehen.
Der Body ist etwas kleiner als der der C300; Red und Sony fallen allerdings noch kleiner aus als die C400. Um die Kamera noch etwas kompakter (etwa für die Nutzung auf einem Gimbal) zu halten, lässt sich der Monitor RED-like ohne Griff direkt auf den Body montieren.
Wie bereits erwähnt, sind die bis zu 18 Fn-Tasten im alltäglichen Betrieb mehr als ausreichend, um alle wichtigen Funktionen und Einstellungen schnell zu erreichen.
Neben 2 Tally-Lamps kann man auch einen roten Rec-Frame auf dem Sucher einblenden lassen, ich arbeite nicht mehr ohne.
Einen Unterschied zu den anderen Cinema-Modellen stellt die Audioaussteuerung dar – sie ist jetzt auf die linke Seite der Kamera gewandert und somit im Betrieb einfacher zu erreichen.
Der Anschluss für Zoom-Objektive liegt vorne an der Kamera, der Handgriff wird an der rechten Seite über USB-C verbunden, und die USB-C-Verbindung des Monitors hat eine Sicherung – somit kann sich die Verbindung nicht aus Versehen lösen.
Durch den gut verstellbaren Monitor ließ sich die Kamera sehr einfach handlen, egal ob auf der Schulter, vor dem Bauch oder am Griff gehalten auf einem Fahrrad.
Mit der S&Q-Funktion kann man sehr schnell auf Zeitlupe wechseln.
Die oben erwähnten verschiedenen Raw-Formate lassen auch diverse Framerates zu. In HQ und im Vollformat kann man bis 30p aufnehmen, bei ST sind bis zu 60 fps möglich.
Wird nicht in Raw aufgenommen, hat man jetzt die Möglichkeit zwischen XF-AVC im MXF-Container oder zwei neuen Formaten: XF-HEVC in H265 oder XF-AVC in H264.
XF-HEVC bietet hierbei nur Long-GOP, die beiden anderen Formate auch intra-frame.
Praktisch bei den komprimierten Formaten ist, dass ebenso wie bei MXF und Raw die Metadaten mit aufgezeichnet werden. Der Rolling Shutter liegt um die 13 ms bei full frame – mehr als bei der Canon R3, aber weniger als z.B. bei der C500.
Angesichts der 12.800 Base ISO war ein Test der Kamera in der Nacht natürlich unumgänglich. Getestet habe ich auf einem kleinen Modellauto Racetrack mit sehr geringer Beleuchtung und in der Stadt. Da es wirklich sehr dunkel war, musste ich immer etwas unterbelichten. Außerdem war die interne Noisereduction deaktiviert – perfekte Voraussetzungen also, um die Lowlightfähigkeiten zu testen. So kam das Material dementsprechend etwas verrauscht in der Post an.
Ein Filmen mit hohen ISO-Werten bietet natürlich eine Menge Vorteile. Man kann z.B. die Lichtstimmung einer Großstadt mit all ihren Lichtinseln und dunklen Spots wunderbar einfangen.
Nutzt man zusätzlich Lampen, werden diese, bedingt durch die hohe ISO, extrem verstärkt. So reicht manchmal nur ein kleines Headlight aus. Im Hafen wurde es dann schon dunkler, und die 12.800 haben nicht mehr ausgereicht. Zukünftige Kameras werden natürlich noch lichtstärker sein, ich schätze, dass man ab 100.000 ISO wirklich so gut wie kein Licht mehr braucht. Die C400 hat ebenfalls diese hohe ISO, aber eben nicht als Base.
Die höheren ISO-Zahlen der C400 lassen sich tatsächlich auch gut denoisen, solange man nicht großartig unterbelichtet.
Seite 1: Einleitung und Daten
Seite 2: Praxis: AF, IS
Seite 3: Praxis: Monitor, Aufzeichnung, ISO
Seite 4: Post und Fazit