Messe: 03.10.2014

Cinec2014: Preise, Gerüchte, Termine

Alle zwei Jahre findet in München die Filmtechnikmesse Cinec statt — in diesem Jahr traf sich die Branche zum zehnten Mal im Veranstaltungszentrum MOC.

Alle zwei Jahre und immer zur Wiesn-Zeit — ob das Münchener Oktoberfest als zusätzliche Attraktion nun tatsächlich auch mehr internationale Gäste zur Cinec nach München lockt, oder ob die Überfüllung der Stadt und die in dieser Zeit monströsen Hotelpreise eher abschreckend wirken: Diese Diskussion gibt es schon, seit es die Cinec gibt — und das sind nun schon 18 Jahre und mithin zehn Ausgaben dieser Veranstaltung.

Über die Top-Nachricht der Messe hat film-tv-video.de schon berichtet: Die erste offizielle Vorstellung der Alexa 65 von Arri (Meldung, Video). Weitere Meldungen zu einzelnen Produkten, die die Redaktion von film-tv-video.de bei der Cinec interessant fand, folgen noch. In diesem Artikel geht es hingegen um die Cinec-Awards und um allgemeinere Betrachtungen.

Veränderungsgerüchte

Während der Cinec2014 machten Gerüchte die Runde, diese zehnte Auflage der Cinec könnte die letzte Cinec in der bisherigen Form gewesen sein. Es wurden andere Orte und Formen für zukünftige Ausgaben der Filmtechnikmesse genannt. Die veranstaltende Albrecht GmbH hingegen gibt ganz offiziell bekannt, die nächste Cinec werde von Samstag 17. bis Montag, 19. September 2016 im Veranstaltungszentrum MOC in München stattfinden.

Cinec-Awards

Am Abend des zweiten Messetages wurden im Kaisersaal der Münchner Residenz von der Bayerischen Staatsministerin für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie Ilse Aigner, die Cinec-Awards an die diesjährigen Träger dieser Auszeichnungen überreicht. Die Preisträger hatte eine Jury unter dem Vorsitz von HFF-Professor Peter C. Slansky und unter Mitwirkung von Danys Bruyere, Peter Claridge, Ulutas Dileksiz, Stuart Gain, Niels Maier / Bernd Maier und Prof. Uwe Mann bestimmt.

Die offiziellen Kategorien des Cinec-Awards lauten: Camera Technology / New Digital Capturing Tools, Lighting Engineering, Optics und Camera Support / Grip.

Der CinecAward besteht aus einer Ehrenurkunde und einer »Bavaria«-Statuette, die einem der Wahrzeichen Münchens nachgebildet ist. Außerdem wird noch ein »Special Award« in Form eines Porzellanlöwen vergeben. Teilnehmen können ausschließlich Aussteller der Cinec.

Aus 43 Bewerbungen wählte die Jury 9 als preiswürdig aus: Sieben erhielten eine »Bavaria«-Statuette, zwei den »Special Award« für eine besondere Idee. Die Preisträger des Jahres 2014 sind:

  • Kategorie Camera Support / Grip: Panther für Precision Levelling Track, ein Schienensystem für Kamerafahrten.
  • Kategorie Camera Technology / New Digital Capturing Tools: Arri für die Digitalkamera Amira.
  • Kategorie Other: Aaton für den Audiorecorder Cantar-X3
  • Kategorie Lighting Engineering: Dedo Weigert Film für die Produktlinie aus fokussierbaren LED-Leuchten mit asphärischen Objektiven.
  • Kategorie: Optics: Vantage für die Objektivserie Vantage One, das sind Festbrennweiten mit der Lichtstärke von T1,0.
  • Kategorie Optics: Arri für die Arri/Zeiss Master Anamorphic Lenses.
  • Kategorie Optics: Servicevision für die Objektivbaureihe Scorpio Lens Anamorphic 2x.
  • Special Award: Tectum Raum&Zeit für Nice Dice, eine Box mit Klemmen und Adaptern.
  • Special Award: Screen Plane für Ultra Macro 3D, ein transportables und flexibles Aufnahmesystem für  Macro-Aufnahmen in 3D.

Natürlich kann man — wie bei allen Wettbewerben und Preisverleihungen — über die Entscheidungen der Jury geteilter Meinung sein. Soweit also alles ganz normal.

Weniger angreifbar wäre die Jury jedoch, wenn sie sich wenigstens an ihre eigenen Guidelines halten würde. Dort ist nämlich formuliert, dass nur Produkte ausgezeichnet werden können, die »fully developed and ready for use« sind. Wer sich aber die Mühe gemacht hat, die Preisträger-Produkte mal anzuschauen, der konnte leicht erkennen, dass mindestens zwei davon sich im Prototypenstadium befanden und keineswegs schon »fully developed and ready for use« waren: der Audiorecorder von Aaton und die Objektive von Servicevision.

Die Preise seien den Firmen gegönnt, aber vielleicht wäre es im Umkehrschluss einfach mal Zeit, die Guidelines anzupassen, wenn man interessante Entwicklungen frühzeitig prämieren und nicht ewig zu spät kommen will …

Vielleicht erklären sich einige Aspekte der Jury-Entscheidungen aber auch teilweise aus den im nächsten Abschnitt und im Kommentar dieses Artikels genannten Hintergründen. So oder so: Gratulation an die glücklichen Gewinner.

Cinec-Award: Hintergründe

Hinter den Cinec-Awards steht die Interessensgemeinschaft CineTechnik Bayern e.V. (CTB), die früher Fördergemeinschaft Filmtechnik Bayern e.V. hieß. Mit den Awards sollen herausragende und innovative Leistungen und Entwicklungen auf den Gebieten der Filmtechnik ausgezeichnet werden. Hierfür bestellt CTB eine Jury, die während der Cinec tagt und entscheidet. Neben der Interessengemeinschaft CineTechnik Bayern e.V. unterstützt auch die Bayerische Staatsregierung die Cinec-Awards.

Laut CTB-Website besteht »ein wesentlicher Zweck der Gemeinschaft (…) in der Wahrung der Standortstärke Münchens für die Filmbranche — sowohl in technischen als auch in branchenverwandten Bereichen«.

Mitglieder des CTB sind laut Website die folgenden Firmen und Einzelpersonen: Albrecht GmbH (der Veranstalter der Cinec), Arri, Band Pro Munich, Bavaria Film, Betz Tools, Bundesverband Produktion, Berufsverband Kinematografie, Camera Dynamics (früher als Sachtler bekannt), FGV Schmidle, Gerhard Fromm, Warwick Hempleman, Karl Kürzinger, Thomas Popp, IHK München und Oberbayern, Licht-Technik, Ludwig Kameraverleih, MovieTech, Multilogistics, Panther und P+S Technik.

Kommentar

Bayern stellt sich gerne als Zugpferd der deutschen Wirtschaft im allgemeinen dar. Die Landeshauptstadt München sieht sich als Filmhauptstadt Deutschlands. Beiden Behauptungen steht in anderen Regionen der Republik eine bisweilen andere Wahrnehmung entgegen. Doch das ist ein anderes Thema …

In Bezug auf die Filmwirtschaft kann man jedenfalls feststellen: Viele filmtechnische Firmen haben ihren Sitz in und um München und im Laufe der Jahre einen ausgezeichneten Ruf für ihre Produkte aufgebaut. Insofern verwundert es nicht, wenn eine Filmtechnikmesse wie die Cinec in München stattfindet: Hier sitzen viele Hersteller, hier gibt es viel Know-how und natürlich auch eine passende Zielgruppe.

Sind deshalb alle glücklich mit der Cinec? Nein, denn manchen Aussteller verbindet mit der Cinec eine Beziehung, die sich als Form der Haßliebe bezeichnen und vielleicht am besten mit einer zwar langen, aber nicht ganz glücklichen Ehe vergleichen lässt: Im Grunde geht es nicht (mehr) mit dem Partner, aber eben auch nicht ohne ihn …

Dem wollen wir unsere Sicht zur Seite stellen: Wir halten die Cinec trotz etlicher internationaler Aussteller und Besucher für eine im Grunde provinzielle Veranstaltung, weil sie leider auf verschiedenen Ebenen von regionalem Denken dominiert wird. Wie kommen wir darauf?

Das lässt sich etwa an der Historie der Cinec-Awards erläutern, deren Verleihung der Veranstalter selbst in seiner Abschlusspressemitteilung als Höhepunkt der Cinec beschreibt, die also als Aushängeschild der Cinec betrachtet werden kann. Die diesjährige Gala im Kaisersaal der Münchner Residenz wollen wir hier nicht kommentieren, wohl aber die Vergabepraxis: Laut offizieller Gewinnerliste wurden bisher insgesamt 78 Preise verliehen (71 Cinec-Awards, sechs Special Awards, 1 lobende Erwähnung) und zwar an 38 Unternehmen oder Einzelpersonen. Von all diesen jemals im Rahmen der Cinec verliehenen Preisen gingen aber 35 an nur fünf Unternehmen, die das Ranking auch anführen: Arri (15), P+S Technik (6), Vantage (5), Licht-Technik (5) und Panther (4). Alle genannten Unternehmen haben ihren Sitz in Bayern, vier davon sind im Raum München angesiedelt und Mitglied im CTB. Arri wurde in jedem Veranstaltungsjahr mit mindestens einem Preis bedacht.

Na und? Das sind halt die innovativsten unter den regelmäßigen Ausstellern der Cinec und in München ist eben viel Filmwirtschaft ansässig. Möglicherweise reicht das tatsächlich als Erklärung aus. Aber möglicherweise auch nicht.

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