Report, Top-Story: 04.06.2002

Tour de Force durch die Eremitage

Ein Spielfilm von 90 Minuten Länge mit 2.000 historisch kostümierten Schauspielern und Statisten in einer einzigen Steadicam-Einstellung, gedreht in einem weltberühmten Museum im russischen Sankt Petersburg, das nur für einen Tag gesperrt werden konnte: über die Herausforderungen dieses ehrgeizigen Projekts beim Dreh und in der Postproduction lässt sich natürlich einiges berichten.

Die logistischen, technischen und auch physischen Herausforderungen, um ein Projekt wie »Russian Ark« Realität werden zu lassen, sind enorm. Um die Vorstellungen von Regisseur und Co-Autor Alexander Sokurov umzusetzen, musste erst in intensiven Tests im Vorfeld die richtige Aufnahmetechnik gefunden werden, dann mussten vor Ort zahllose große und kleine Probleme gelöst werden, bevor der Dreh am 23. Dezember 2001 stattfinden konnte.

Gedreht wurde schließlich in HD mit 24P, die Bildsignale eines gewichts-optimierten Sony-Camcorders HDW-F900 wurden auf ein tragbares Festplatten-System von Director‘s Friend (Vertrieb: DVS) aufgezeichnet. Ein für den DoP und Steadicam-Operator Tilman Büttner optimiertes Steadicam-System und etliche technische Spezialentwicklungen machten den 90-Minuten-One-Shot möglich, trotzdem war die körperliche Belastung natürlich enorm. Auch andere am Dreh Beteiligte mussten Höchstleistungen erbringen, etwa um innerhalb eines Tages das Licht in rund 30 Räumen eines historischen Gebäudes aufzubauen und einzurichten, die von der Kamera auf einem rund 1,8 km langen Weg »durchflogen« wurden.

Von Anfang an war allen Beteiligten klar, dass dieser Film einer intensiven Nachbearbeitung bedurfte, um beim Dreh unvermeidbare Fehler zu korrigieren, Lichtstimmungen zu optimieren und einen Großteil der gestalterischen Wünsche und Ziele Realität werden zu lassen. Hierfür wurden ein Inferno-System von Discreet und ein DaVinci (D-Vertrieb: Datim) eingesetzt. Das Berliner Unternehmen Koppfilm begleitete den Dreh und die Postproduction von der technischen Seite, der Colorist Stefan Ciupek war beim Dreh als Blenden-Assi und beim aufwendigen Color Grading am DaVinci-System hautnah dabei und sehr nah am gesamten Projekt.

Der umfangreiche Produktionsbericht enthält eine Zusammenfassung mit den grundsätzlichen Abläufen und Eckdaten der Produktion von »Russian Ark«, Auszüge aus Gesprächen, die Peter Dehn mit dem Regisseur Alexander Sokurov, dem Koppfilm-Geschäftsführer Sven Boeck, dem DoP Tilman Büttner und dem Coloristen Stefan Ciupek führte. Weitere Teile des Berichts stammen direkt von Tilman Büttner und Stefan Ciupek, sie enthalten viele weitere, interessante Details zu Vorbereitung, Dreh und Nachbearbeitung und schildern auch persönliche Eindrücke und Empfindungen, die beide mit »Russian Ark« verbinden.

Downloads zum Artikel:

T_0602_Russian_Ark.pdf