Produktionsbericht: Sat.1-Kochshow »The Taste«
Vom Kochwettbewerb »The Taste« strahlt Sat.1 in diesem Herbst bereits die vierte Staffel aus. film-tv-video.de hat die Dreharbeiten dieser aufwändigen und erfolgreichen TV-Produktion besucht und einen Blick auf die technischen Hintergründe geworfen.
Rahmenbedingungen
Hauptdrehort war das Studio 9 auf dem Bavaria-Gelände mit rund 2.400 qm Grundfläche. Dieses Studio zählt zu den größten Show-Studios in Deutschland. Hier werden üblicherweise große TV-Unterhaltungsshows und Fernsehgalas produziert.
In diesem Studio wurde für »The Taste« eine große Showkulisse aufgebaut: ein 360-Grad-Set mit zwei Ebenen, das in mehreren Umbauversionen für verschiedene Passagen der Show genutzt wird.
Die Kulisse ist so ausgeführt, dass ein Arena-Eindruck entsteht: Unten befinden sich vier Küchenblöcke, oben gibt es eine Galerie. In bestimmten Phasen der Show — beim Entscheidungskochen und der Verkostung nach dem Solokochen — befinden sich die Kandidaten auf der Galerie, um das Geschehen unten zu verfolgen.
Das Ganze ist in der TV-Umsetzung nur deshalb glaubhaft möglich, weil die Kulissen tatsächlich eine sehr stattliche Größe aufweisen: Die Arena misst rund 30 m im annähernd kreisförmigen Durchmesser, bei einer Höhe von etwa 10 m.
Damit wird das Studio mit seiner Grundfläche von 58 x 44,5 m, wie auch mit der Höhe von 15 m ziemlich weitgehend ausgenutzt, denn man braucht ja auch noch Platz hinter den Kulissen und für das Licht an der Decke, sowie Rangierraum für die Kranfahrten.
Um den in der fertigen Sendung gewünschten Eindruck der Abläufe zu erreichen, sind Teile des Sets beweglich ausgeführt: Das betrifft sowohl einige Bauteile der Kulisse, wie auch der Kamerabühne. Dadurch können innerhalb kurzer Zeit Umbauten für die einzelnen Segmente der Show realisiert werden.
In den Umbaupausen kommen etwa die Reset-Teams ins Set, die alles abräumen und reinigen, wenn gekocht wurde. Für die Jury-Passagen werden Podeste hoch- und runtergefahren, sowie Pulte und Tische rein- und rausgerollt. Und es gibt zwischen den Szenen auch Umbauten an den Kameras.
Insgesamt basiert die Show auf fünf verschiedene Kamera-Setups, bei denen bis zu 15 Kameras an unterschiedlichen Positionen und in diversen Konfigurationen genutzt werden (mehr dazu im Abschnitt »Kameras, Objektive«). So werden etwa die Moderationen von Stativen gedreht, während das Kochen mit Handkameras aufgenommen wird. Je nach Situation kommen dabei unterschiedliche Objektive zum Einsatz, hier sind also auch Umbauten an den Kameras nötig.
Neben dem Hauptstudio wird in der Produktionsphase von »The Taste« auch noch ein zweites, kleineres Set genutzt, das als Kandidaten-Lounge eingerichtet ist — beim Dreh der vierten Staffel aufgebaut in einem Teil des Bavaria-Studios 12. Hier wird etwa in der Casting-Phase gedreht oder wenn Coachings stattfinden, hier warten die Kandidaten auf ihren Einsatz und auf die Bewertung ihrer Löffel durch die Juroren. In der Kandidaten-Lounge werden mit EB-Kameras Kommentare und Stimmungen eingefangen.
Außerdem gibt es während der Dreharbeiten vier etwas intimere, identische O-Ton-Sets, die den Look der Speisekammern aufgreifen (im Anbau von Studio 12 untergebracht). Hier werden ebenfalls Statements und Kommentare der Kandidaten und Coaches mit EB-Equipment aufgenommen.
Außerdem gibt es noch eine kleinere Jury-Lounge, wo bei Bedarf ebenfalls mit EB-Teams gedreht werden kann.
Fast ebenso eindrucksvoll wie das Hauptset selbst, ist bei »The Taste« aber die Logistik hinter den Kulissen der Sendung: Es gibt riesige Kühlanlagen für die Lebensmittel, sowie Lagereinrichtungen für das Kochgeschirr und die Küchenmaschinen. Alleine die Geschirrwaschstraße, wo fleißige Helfer mit Maschinenunterstützung den Abwasch managen, ist mehr als beeindruckend: Hier kann innerhalb einer Stunde das gesamte Kochgeschirr gereinigt werden — von anfangs 16 Kandidaten. Und auch für die Handtücher, Geschirrtücher und Schürzen gibt es Waschmaschinen und Trockner. Alles ist für einen sehr schnellen Turnaround ausgelegt und optimiert.
Ralph Jacobi, Produktionsleiter bei Redseven Entertainment erläutert: »Wir haben bei den ersten drei Staffeln von „The Taste“ natürlich umfangreiche Erfahrungen gesammelt, wie man eine solche Sendung effizient umsetzt. Mit dem Umzug der gesamten Studioproduktion von Köln nach München waren wir einerseits gezwungen, uns noch einmal grundlegende Gedanken zu machen und alles noch einmal auf den Prüfstand zu stellen — aber dadurch eröffneten sich auch Chancen, zu überlegen, was wir noch besser machen können, wo Änderungen sinnvoll sind. Das haben wir genutzt — und ich kann sagen, dass der Umzug insgesamt viel reibungsloser gelaufen ist als gedacht. Wir sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden.«
Was waren die Gründe für den Umzug der Produktion? Natürlich spielen finanzielle Aspekte bei jeder Produktion eine wichtige Rolle. Aber darüber hinaus war es zum einen der Wunsch nach Innovation, den Produktionsleiter Jacobi beschrieben hat, aber auch die Tatsache, dass Redaktion und Produktion von »The Taste« hauptsächlich in München angesiedelt sind. Da liegt es nahe, lieber bei sich vor der Haustür zu produzieren, wenn man hier eine ganz ähnliche Leistung bekommen kann wie anderswo. Aus räumlicher Nähe können zudem viele Vorteile entstehen, die weit über die niedrigeren Reise- und Hotelkosten hinausgehen.
Trotz aller Erfahrung und Effizienz bleibt die TV-Produktion einer Primetime-Show aber immer ein aufwändiges Unterfangen. Ein Indikator dafür: Insgesamt waren während der heißen Phase der Produktion rund 160 Mitarbeiter vor und hinter den Kulissen an der Produktion beteiligt.
Die Produktionsbedingungen von »The Taste« sind gegenüber anderen TV-Produktionen in einigen Aspekten auch dadurch aufwändiger, dass die Hygiene im Umgang mit den Lebensmitteln natürlich eine hohe Bedeutung hat: Es wäre eine Katastrophe für die Produktion, wenn aufgrund von Hygienemängeln Juroren oder Kandidaten außer Gefecht gesetzt würden. Also müssen in der Studioumgebung — die dafür eigentlich nicht per se prädestiniert ist — Bedingungen geschaffen werden, die den hygienisch einwandfreien Umgang mit Lebensmitteln ermöglichen und optimale Kochbedingungen unterstützen.
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Seite 2: Rahmenbedingungen
Seite 3: Regie-Workflow und Technik
Seite 4: Aufzeichnung
Seite 5: Kameras, Objektive
Seite 6: Zusätzliches Bildmaterial
Seite 7: MAM, weiteres Material, Postproduction, Fazit