Broadcast, Studio, Workflow: 27.09.2017

Multimediaregie für den WDR

Mit einer neuen Smartproduction Regie von Ross Video möchte der Westdeutsche Rundfunk effizienter und intelligenter produzieren. Ein Trend hin zu einfacheren Produktionsweisen, die Livestreams im Netz sowie klassische TV-Formate realisieren können.

Multimediaregie für den WDR
Das WDR Funkhaus mitten in Köln, Zentrum für viele Veranstaltung.

Das WDR Funkhaus steht mitten in Köln. Mit rund 250 Veranstaltungen pro Jahr ist es das zweithöchstfrequentierte Veranstaltungshaus in Nordrhein-Westfalen, direkt nach der Kölner Philharmonie. Produziert werden vor allem Konzerte der WDR-Klangkörper mit einer großen musikalischen Bandbreite, die auch live übertragen werden. Außerdem kommen diverse Gesprächsrunden, Comedy-Events und Shows aus dem WDR Funkhaus.

Um die beiden Sendesäle in der öffentlichen Wahrnehmung als crossmediale Spielstätte weiter bekannt zu machen, installierte der WDR kürzlich eine moderne, »smarte« Multimediaregie, die sowohl Livestreams wie auch klassische Fernsehübertragungen realisieren soll. Ziel sei es, die Veranstaltungen im Netz verfügbar zu machen und die Präsenz der Klangkörper in den sozialen Netzwerken zu steigern. Dabei soll zu der qualitativ hochwertigen Tonproduktion ein Videobild als Mehrwert hinzugefügt werden, das den anspruchsvollen Erwartungen des Publikums gerecht und mit geringem Aufwand hergestellt wird.

Multimediaregie für den WDR
Die neue Multimediaregie des WDR. Eine Person soll hier alle Geräte bedienen.

Der WDR betraute Confacts aus Mainz mit der Planung der Smartproduction Regie. Studio Hamburg MCI wurde aufgrund seiner Expertise und der notwendigen Demosysteme der Firma Ross Video frühzeitig in die Planung einbezogen. So konnte in kürzester Zeit ein Testszenario mit dem Carbonite Bildmischer, dem XPression Grafiksystem sowie dem Ross Dashboard realisiert werden.

Die kompakten Bildmischer der Carbonite-Serie von Ross würden über sämtliche in der Broadcastwelt erforderlichen Features verfügen und durch eine spezielle Vernetzbarkeit und eine anpassbare GUI hervorstechen. Trotz ihres großen Funktionsumfangs seien sie sehr platzsparend und in der Handhabung flexibel.

Die GUI realisiert Ross Video in Form der einfach und individuell anpassbaren Java-Applikation Dashboard. Darüber lassen sich die Gräte in der neuen Multimediaregie auf einer übersichtlichen Oberfläche intuitiv fernbedienen. So stehen dem Bediener wichtige Funktionen des Grafiksystems, der Zuspieler, der Video-Kreuzschiene, des 4-kanaligen Ingests sowie des Multiviewer-Setups auf einem Touch-Monitor zur Verfügung.

Multimediaregie für den WDR
Das Dashboard steuert alles.

Genau diese Individualisierbarkeit sei für die neue Multimediaregie und deren schmales skalierbares Personalkonzept interessant. Bei kleinen Produktionen mit auf der Bühne festgelegten Positionen soll nun eine Person alle Geräte für den Livestream steuern. Das umfasst bis zu sechs fernsteuerbare Kameras, Bildmischer, Schriftgenerator, Aufzeichnung, Zuspielung, Kreuzschiene, Ausspielwege. Bei den meisten Orchesterproduktionen realisieren zwei Personen die Produktion, bei der höchsten Kategorie, meist dynamische oder szenische Produktionen, produzieren maximal drei Operator Livestreams mit bis zu acht Kameras. Die individuelle Technik soll sie bei der gestalterischen Arbeit unterstützen. Auf diese Weise soll die volle Produktionsbandbreite realisiert werden, von einfachen Internet-Streams bis hin zu anspruchsvollen Konzertübertragungen für den klassischen Fernsehbetrieb.

Multimediaregie für den WDR
Sieht kompliziert aus, soll es aber nicht sein. Das Dashboard baut auf Funktionalität.

Normalerweise sieht eine klassische Produktion eher so aus: Der Ablauf wird sehr detailliert geplant und mehrfach geprobt. Die Bedienung jedes Gerätes wird durch einen eigenen Arbeitsplatz sichergestellt. Auf dem Dashboard sollen dagegen nun an nur einem Arbeitsplatz die wichtigsten Funktionen aller Geräte abgebildet und durch nützliche Funktionalitäten ergänzt werden. So könnten dort Bauchbinden geschrieben, mit Farben optisch sortiert, mit Ein- und Ausblend-Timern automatisiert und mit »AutoCue« auch einer Rundownliste unterzogen werden. Aufzeichnungen können für bestimmte Uhrzeiten vorprogrammiert sowie die Steuerung und Kontrolle des Recorders sichergestellt werden. Zudem werden über das Dashboard Mischebenen des Bildmischers zur Verfügung gestellt, die sonst im Live-Betrieb nur durch Umschalten verwendet werden konnten. Die Dashboard-Oberfläche speichert außerdem sämtliche Kreuzungspunkte und Produktionseinstellungen und soll damit ein geräte- und herstellerübergreifendes »Total Recall« der Multimediaregie ermöglichen.

Im Fokus des neu erschaffenen Formates soll das Ressourcen schonende Produzieren stehen. Durch die intelligente Vernetzung von klassischer Broadcasttechnik und der Weiterentwicklung von Bedienschnittstellen, Arbeitsplätzen und Workflows habe man es geschafft, einen Produktionsweg zu finden, der ebenso außergewöhnlich wie intelligent sei. Somit lasse sich feststellen, dass der Bedarf hin zu einfacheren oder smarteren Produktionsweisen und die damit verbundenen veränderten Anforderungen an die Bedienung, Technik und das Personal, nicht im Gegensatz zu den hohen Qualitätsanforderungen moderner Produktionen stehe.